Bayern-Erfolg in Mönchengladbach:Schwerelos dominant

Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München

Mario Götze (re.): Antreiber und Torschütze gegen Gladbach

(Foto: dpa)

Der FC Bayern macht da weiter, wo er im Dezember aufgehört hat: Beim 2:0 zum Rückrunden-Auftakt in Mönchengladbach schreiben die Münchner durch Tore von Götze und Müller ihre imponierende Rekordserie fort. Mario Mandzukic fehlt überraschend im Kader - aus disziplinarischen Gründen.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Eine komplette Winterpause lang hatten sich die Fußballer von Borussia Mönchengladbach darauf gefreut, der Bundesliga einen Gefallen zu tun und dem allzu souveränen FC Bayern München im ersten Spiel der Rückrunde einfach mal alle drei Punkte vorzuenthalten. Es hat dann aber nicht allzu lange gedauert, aus diesem Traum zu erwachen: sieben Minuten bis zum ersten Gegentor durch Mario Götze und 53 bis zum zweiten durch Thomas Müller.

Letzterer zog nach Abpfiff auch das passende Fazit aus Sicht der Münchner: "Das war ganz recht so, dass wir aufgewacht sind aus der Weihnachts-Lethargie. Dass wir eine Antwort gefunden haben, auf unsere Leistung in Salzburg." Dort hatten sie den letzten Liga-Test zuvor spektakulär 0:3 verloren.

Mit 2:0 (1:0) gewannen die Bayern nun Freitagabend am Niederrhein und machten der Branche nüchtern klar, dass wohl auch im neuen Jahr alles so weitergehen wird wie im alten. Nicht einmal die Verbannung des Stürmers Mario Mandzukic aus dem Kader half den Gladbachern. Die wirkten schon bald eingeschüchtert und ließen all das vermissen, was Trainer Lucien Favre gefordert hatte: Sie hatten keinen Mut, kein Tempo, keine Präzision.

Das Münchener Dominanzspiel hatte Züge einer Trainingsübung, ihr Gegenpressing nach (eher seltenen) Ballverlusten war herausragend. Auch Götzes Tor zum 1:0 des FC Bayern nach Hereingabe von Müller wirkte leichtfüßig, geradezu schwerelos. Nur aus diszipliniertem Stellungsspiel heraus kamen die Gastgeber zu Chancen: Juan Arango mit einem Freistoß, Max Kruse mit einem satten Schuss, den Torwart Manuel Neuer an den Pfosten boxte.

Dieser Kruse ist kein Filmheld und kein Schlagerbarde. Kruse ist Fußballer, was die Frage aufwirft, warum der 25-Jährige am Samstagabend auf dem Sofa bei "Wetten, dass . . .?" sitzt. Kruse ist Nationalspieler und präsentiert eine Fußballwette. Seine eigene Außenwette hat er am Freitagabend klarer verloren, als er es sich erhofft hatte: Wetten, dass es die seit acht Monaten daheim unbesiegten Gladbacher schaffen, die zuvor in 41 Liga-Spielen unbesiegten Bayern zu schlagen?

Allerdings: Nicht zu sehen bekamen die Zuschauer den Bayern-Stürmer Mario Mandzukic, der aus disziplinarischen Gründen gar nicht erst im Kader stand. Der Kroate habe nicht gut trainiert, erklärte Sportdirektor Matthias Sammer vor dem Anpfiff, dementierte aber längerfristige Konsequenzen: "Mario muss Gas geben, dann ist er auch wieder dabei."

David Moyes auf Visite

Auch nicht dabei, allerdings aus medizinischen Gründen, waren Javi Martínez, Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry. Arjen Robben saß zunächst nur auf der Bank, dafür stand Xherdan Shaqiri wieder mal in der Startelf. Auf der Bank unter anderem drei junge Bayern-Profis: Debütant Ylli Sallahi, österreichischer Linksverteidiger aus der zweiten Mannschaft, Pierre-Emile Höjbjerg und Mitchell Weiser. Weniger Überraschungen bot die Aufstellung der Gladbacher, nämlich keine. Allerdings hat Trainer Favre im Vergleich zu den Bayern dann doch die begrenztere Auswahl.

Trotzdem haben diese Gladbacher eine formidable Hinrunde gespielt und waren auch gegen die Münchner in der zweiten Halbzeit zumindest willens, dies zu unterstreichen. Mit mehr Mut und mehr Tempo begegneten sie gleichwohl weiter dominierenden Münchnern. Gladbachs Torwart Marc-André ter Stegen tat mit Bravour das, wofür ihn im Sommer wohl der FC Barcelona holt, aber in der 53. Minute war er machtlos gegen einen Elfmeter, den die Bayern nach einem Handspiel durch Gladbachs Granit Xhaka zugesprochen bekamen. Thomas Müller sorgte mit dem Strafstoß für die Entscheidung.

In der Präsidiumsloge der Borussia saß während des Spiels ein gefährlicher Spion. Seine Name: David Moyes. Sein Job: Trainer bei Manchester United. Seine Aufgabe: Neue Spieler suchen für seine schwächelnde Mannschaft. Moyes hatte sich am Donnerstag bei der Borussia zur Visite angemeldet, und weil erstens kein Platz mehr frei war im Borussia-Park und zweitens der Gladbacher Vizepräsident Rainer Bonhof ein alter Kumpel ist aus seiner Zeit als Scout für den FC Chelsea, hat er Moyes direkt in die präsidiale Loge eingeladen.

Dort saß Moyes zwischen Bonhof und Vizepräsident Hans Meyer und warf dem Vernehmen nach ein Auge auf Bayerns Innenverteidiger Dante und ein zweites auf Gladbachs Flügelflitzer Patrick Herrmann. Dieser talentierte Herrmann hätte Gladbach in der 64. Minute beinahe noch ins Spiel zurückgebracht, doch sein Schuss aus vollem Lauf krachte an den Pfosten. Die erste Gladbacher Heimniederlage seit acht Monaten deprimierte Spieler und Trainer.

Lucien Favre ist eine von zwei Lokalgrößen aus dem schweizerischen Städtchen Saint-Barthélemy. Die andere ist der Australian-Open-Finalist Stanislas Wawrinka. Wawrinkas Vater Wolfram ist gebürtiger Deutscher und ein Schulfreund von Favre. Das Finale am Sonntagmorgen könnte Favre sich mal anschauen - zum Trost. Vielleicht gelingt wenigstens einem der beiden Sporthelden aus Saint-Barthélemy an diesem Wochenende noch ein Sieg.

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