Abschied von Assauer:Die königsblaue Gemeinde ist erschüttert

Rudi Assauer stirbt mit 74 Jahren. Schalke 04 feiert den Manager mit einem Pokal-Auftritt ganz nach seinem Geschmack - und verabschiedet sich emotional.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Dieser Abend würde für alle Schalker unvergesslich werden, das stand schon vor dem Anpfiff des Pokalspiels gegen Fortuna Düsseldorf fest. Am frühen Abend hatte sich rumgesprochen, lange bevor der Verein es offiziell bestätigte, dass Rudi Assauer im Alter von 74 Jahren gestorben war: Eine Nachricht, die in Anbetracht von Assauers langjährig ertragener Krankheit vielleicht nicht überraschend kam, und die dennoch eine traurige endgültige Gewissheit schuf und die königsblaue Gemeinde erschütterte.

In zwei Amtszeiten (1981 bis 1986 und 1993 bis 2006) hatte Assauer den Verein als Manager geführt und charakteristisch verkörpert; der Satz, den der Vereinsoberste Clemens Tönnies in einer kurzen Ansprache vor dem Anstoß der Partie sprach - "ohne Rudi wären wir alle nicht hier" -, gab wieder, was sicherlich viele in der Arena dachten. Assauer, sprach Tönnies in seiner improvisierten Trauerrede auf dem Rasen, sei "der Architekt des modernen Schalke" gewesen. Nicht nur deshalb, weil er es war, der den Bau des 2001 eröffneten Stadions maßgeblich betrieben und den Verein überhaupt erst in die Lage gebracht hatte, ein so großes Projekt zu wagen.

"Legenden sterben nie" lautete der dankbare Abschiedsgruß der Fans in der Nordkurve in riesigen Lettern, "du hast unseren Verein geprägt wie kaum ein Zweiter", schrieb Schalke 04.

Und keines dieser Worte war zu groß. Bis auf Torwart Ralf Fährmann, der noch zu Assauers Manager-Zeit ins Schalker Jugendinternat eingezogen war, hat keiner der Spieler, die am Mittwoch auf dem Platz standen, den Mann mit der unvermeidlichen Zigarre erleben dürfen. Aber sie erhielten von Tönnies einen Auftrag im Namen des Verstorbenen: Sie sollten ein Spiel abliefern, das ihm gefallen hätte, und diesem Befehl leisteten die Angesprochenen Folge. Das Schalker Publikum, leidgeprüft durch ein halbes Dutzend Heimniederlagen im Laufe der enttäuschenden Bundesligasaison, durfte frühzeitig damit beginnen, den Fußballabend zu genießen. Schon nach einer Stunde lagen die Hausherren 3:0 in Führung, am Ende gab es einen 4:1-Sieg auf dem Weg ins Viertelfinale. Während der zweiten Halbzeit wähnten sich die Schalker phasenweise in einem Angriffsrausch, ein ungewohntes Gefühl für dieses Team - und ein trügerisches dazu.

Abschied von Assauer: Schalker Spieler halten nach dem Spiel ein Fan-Trasnparent hoch.

Schalker Spieler halten nach dem Spiel ein Fan-Trasnparent hoch.

(Foto: AP)

Die Fortuna, die mehr als eine Stunde eine ausgesprochen schwache und merkwürdig unambitionierte Leistung geboten hatte, kämpfte sich nochmal zurück in die Partie und setzte nach Rouwen Hennings' Treffer zum 1:3 die voreilig siegesgewissen Hausherren doch noch unter Druck. Erst das zweite Tor von Abwehrchef Salif Sané beendete in der 87. Minute die Ungewissheiten. Ralf Fährmann, vorübergehend wieder zur Nummer eins befördert, hatte sich während der Düsseldorfer Drangphase nicht als immer als sicherer Rückhalt erwiesen. Doch auch das Comeback des Düsseldorfer Kollegen Jaroslav Drobny, 39, war keine Erfolgsgeschichte. An zwei Schalker Toren hatte er seinen Anteil. Warum er den Vorzug vor Michael Rensing erhalten hatte, bleibt ein Rätsel.

Offiziell war von muskulären Problemen die Rede.

DFB Cup - Third Round - Schalke 04 v Fortuna Dusseldorf

Ein Banner für Rudi Assauer.

(Foto: REUTERS)

Dieser Abend war für die Schalker im Übrigen nicht nur ein Abend des melancholischen Abschieds von einer Vereinsikone, sondern auch der eines verheißungsvollen Neubeginns. Ahmed Kutucu, 18, weckte bei seinem Startelf-Debüt Hoffnungen, dass die Nachwuchsschule Knappenschmiede ein weiteres Großtalent hervorgebracht haben könnte. In der vorigen Woche hatte der in Gelsenkirchen geborene und seit der D-Jugend für Schalke spielende Kutucu einen Profivertrag bis 2022 unterschrieben. Am Mittwoch brachte er sein Team in der ansonsten ereignisarmen ersten Halbzeit sehenswert 1:0 in Führung und leistete später auch die Vorarbeit zu Mark Uths Treffer zum 3:0. In Rabbi Matondo debütierte ein weiterer 18-Jähriger in der Schalker Mannschaft, für ihn war die Premiere aber eher eine Lehr- als eine Sternstunde.

Zur SZ-Startseite

Trauer um Rudi Assauer
:"Wir haben uns gefetzt und immer gemocht"

Der Tod des ehemaligen Schalke-Managers Rudi Assauer ruft bei Fans und Weggefährten große Anteilnahme hervor. Viele feiern ihn als Personifikation seines Vereins.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: