Süddeutsche Zeitung

Rudern:Gold in der Donau

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Der Achter rudert allen Rivalen bei der WM davon. Erstaunlicher ist, dass sich auch Oliver Zeidler, ein früherer Schwimmer, zum Weltmeister im Einer krönt.

Achter-Schlagmann Hannes Ocik tanzte auf dem Steg, Einer-Spezialist Oliver Zeidler nahm ein Bad in der Donau. Nur 36 Minuten lagen zwischen den Triumphen für die deutschen Ruderer bei den Weltmeisterschaften: Zwei Goldmedaillen bildeten den Abschluss der Titelkämpfe auf einem Nebenarm der Donau.

Der Achter verteidigte seinen Titel in einem "phänomenalen Rennen", wie Schlagmann Hannes Ocik fand. Das deutsche Paradeboot lieferte sich ein packendes Duell mit den Niederlanden und behielt im Ziel die Bugspitze vorn. "Das kostet schon einige Nerven beim Zuschauen", sagte Bundestrainer Uwe Bender: "Ich hatte eher mit den Briten gerechnet." Die landeten allerdings nur auf Rang drei. Der Achter, der nach den Weltmeisterschaften in Sarasota 2017 und Plowdiw 2018 nun zum dritten Mal nacheinander alle Konkurrenten hinter sich ließ, qualifizierte sich zudem für Olympia 2020. Das sei der beste Nebeneffekt, befand Ocik erleichtert.

Durch den Erfolg nahmen Steuermann Martin Sauer und seine Crew auch Revanche für die Weltcup-Niederlage in Rotterdam gegen Großbritannien. "Ein echter Treffer" vor den Bug sei das gewesen, hatte Sauer zuvor bekannt, schließlich war das deutsche Boot bis dahin seit Rio 2016 in Finalrennen ungeschlagen geblieben. Nun habe sich wieder "der wahre Charakter der Mannschaft gezeigt", sagte Ocik.

Einer-Spezialist Oliver Zeidler, 23, machte es wenig später noch etwas spannender. In einem spektakulären Endspurt gegen den Dänen Sverri Nielsen krönte er sich mit nur drei Hundertstelsekunden Vorsprung zum Weltmeister. "Ich habe zum Schluss nicht mehr nach rechts oder links geschaut, sondern nur noch voll durchgezogen", sagte er. Erst beim Verlassen des Bootes forderte der Kraftakt seinen Tribut. Minutenlang lag der neue Skiff-König auf dem Steg und musste medizinisch betreut werden. Doch schon bei der Siegerehrung und dem anschließenden Sprung in die Donau war Zeidler wieder bei Kräften. "Vor drei Jahren saß ich zum ersten Mal im Boot, und jetzt bin ich der beste Ruderer der Welt, das ist Wahnsinn", sagte er. Im Überschwang kündigte er gleich einen weiteren Coup für 2020 in Tokio an: "Jetzt bin ich Europameister und Weltmeister - was als drittes kommt, kann man sich denken."

Für Zeidler, einen früheren Schwimmer, der erst 2016 die Sportart wechselte, ist die Goldmedaille der vorläufige Höhepunkt seines rasanten Aufstiegs. "Er hat großes Talent, ist sehr ehrgeizig. Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären", sagte der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer über den Athleten, der für das erste deutsche Einer-Gold seit 17 Jahren sorgte. Marcel Hacker hatte 2002 zuletzt triumphiert und blickte nun von der Tribüne aus auf seinen Nachfolger.

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SZ vom 02.09.2019 / dpa
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