Süddeutsche Zeitung

Ruderin Nadja Drygalla geht in die Öffentlichkeit:"Ich möchte mit dem Sport weitermachen"

Die Ruderin Nadja Drygalla äußert sich erstmals seit ihrem Abschied aus dem Olympischen Dorf in London. In einem Interview verteidigt sie sich gegen den Vorwurf des Rechtsradikalismus. Ihr Freund, ein früherer NPD-Landtagskandidat, habe sich ebenfalls von der rechten Szene gelöst.

Die Ruderin Nadja Drygalla hat sich von rechtem Gedankengut distanziert und will auch nach der Abreise von Olympia in London ihre Karriere fortsetzen. "Natürlich möchte ich mit dem Sport weitermachen", sagte die 23-Jährige am Sonntag in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. "Ich wünsche mir, dass ich meine Pause in Ruhe beginne und dann Anfang September wieder anfangen kann." Nach den Sommerspielen in London soll es weitere Gespräche mit dem Deutschen Ruderverband geben.

Drygalla war nach einem Treffen mit der Teamleitung aus dem olympischen Dorf abgereist. Grund war der Wirbel um ihre Beziehung zu Michael Fischer, Direktkandidat der rechtsextremen NPD in Rostock zur Landtagswahl 2011. Im Laufe eines Gesprächs mit Michael Vesper, Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams, habe sie vorgeschlagen, das olympische Dorf zu verlassen. "Es war meine Entscheidung", betonte sie im Vereinshaus des Olympischen Ruder-Clubs Rostock. "Mir geht es nicht gut, die letzten Tage waren ziemlich anstrengend und ziemlich überraschend."

Ihr Freund ist nach Drygallas Darstellung seit Mai 2012 kein NPD-Mitglied mehr und habe "persönlich mit dieser ganzen Sache gebrochen und sich verabschiedet", sagte die Athletin. Sie spreche sich gegen rechte Ideologie aus. "Ich habe keine Verbindung in seinen Freundeskreis und diese Szene gehabt und lehne das absolut ab."

Berichte, wonach sie auf Bildern bei einer Demonstration 2009 in Malchow zu sehen sein soll, wies Drygalla zurück: "Das bin ich nicht, das kann ich ganz klar sagen. Ich empfinde das als unfair und ungerechtfertigt." Den Vorgang, dass ihr Auto bei einer rechten Demonstration registriert wurde, schob sie auf ihren Freund: Dieser habe es in ihrer Abwesenheit benutzt, "ich war zu der Zeit im Trainingslager und habe ihm hinterher klar gesagt, dass das nicht geht".

Wegen der politischen Orientierung ihres Freundes habe sie zeitweise auch an eine Trennung gedacht. "Ich bin froh, dass ich vor den Olympischen Spielen noch einmal klar gesagt habe, dass es so nicht weiter laufen kann."

Im vergangenen Jahr sei sie freiwillig aus dem Polizeidienst ausgetreten. Es habe Gespräche mit ihren Vorgesetzten gegeben, "in denen auch die Beziehung thematisiert und an meiner Loyalität gegenüber dem Polizeidienst gezweifelt wurde. Ich bin selber zu der Erkenntnis gelangt, dass es dort Konflikte gibt", sagte Drygalla. Um welche Konflikte genau es dabei ging, führte sie nicht aus. Jedenfalls gab sie zu, dass sie damit ein Stück ihrer sicheren Zukunft aufgegeben habe. Für ihren Freund, der damals NPD-Mitglied war?

Nach Angaben von Oliver Palme, Sprecher des Deutschen Ruderverbandes, liegt ein Antrag auf Eintritt als Soldatin in die Sportfördergruppe der Bundeswehr zum 1. September derzeit "auf Eis". Drygalla selbst sagte, dass sie dazu keine Informationen habe.

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dpa/hum
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