Es klingt wie die Geschichte von zwei jungen Menschen, deren Welten nie zusammenpassen konnten, die aber nicht voneinander lassen wollten. So liest sich zumindest die Darstellung der 23 Jahre alten Olympionikin Nadja Drygalla:
Da ist einmal sie, die Polizistin, ausgebildet in einem Land, in dem ihr oberster Dienstherr, Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier, sich den Kampf gegen die rechtsextreme NPD zu einer Herzensangelegenheit gemacht hat. Ob bei der Feuerwehr oder in den Sportvereinen, nirgends soll rechtes Gedankengut geduldet werden. Als Mitglied eines Ruder-Achters sah Drygalla sich dem olympischen Gedanken der Toleranz verpflichtet.
Und dann ist da ist ihr Freund Michael Fischer, ein Rechtsextremist. In Rostock ist der Student bekannt als führender Kopf der Szene, bei einer der berüchtigten Kameradschaften. Deswegen verließ Drygalla am Freitag London. Nun hat sie der Nachrichtenagentur dpa in einem emotionalen Interview, dem ersten seit dem Eklat, erklärt, dass die beiden lange um ihre Beziehung gerungen haben. Sie habe nie der Szene angehört, und Fischer habe sich inzwischen von dort zurückgezogen.
Das Ganze kam schleichend", sagt Drygalla. Am Anfang, vor gut fünf Jahren, sei es noch kein Thema gewesen, sie habe sich nicht für Politik interessiert. "Es fand seinen Höhepunkt, als er in die Partei eingetreten ist und für die NPD kandidiert hat." Fischer trat 2011 bei der Landtagswahl in Rostock als Direktkandidat der NPD an und erzielte 3,9 Prozent. In der rechten Szene fiel er als Wortführer bei Aktionen der "Nationalen Sozialisten Rostock" auf, einer militanten Kameradschaft mit etwa 20 Mitgliedern.
"Ich muss ganz klar sagen, dass unsere Beziehung davon sehr stark belastet wurde", erklärt Drygalla. Sie habe ihm in vielen Diskussionen klar gesagt, "dass ich da nicht hinter stehe". Sie hätten keine fröhliche Beziehung mehr geführt, sie habe an Trennung gedacht.
Ihr Freund, den Beobachter der rechten Szene in diesem Jahr noch bei Aktionen gesehen haben wollen, soll im Mai aus der NPD ausgetreten sein. "Ich denke, dass ich schon einen ziemlichen Anteil habe", sagte sie der dpa dazu. Aber den Schritt, sich abzuwenden und von dem Gedankengut zu lösen, müsse man selber wollen. "Es ist nicht ein Schritt von heute auf morgen, aber ihm ist von sich aus bewusst geworden, in welche Richtung er gehen möchte."
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Drygalla hatte schon zuvor Sportfunktionären erklärt, dass sie nie zur rechten Szene gehört habe. Rätselhaft erscheint nun, warum die Affäre diesen Lauf nahm. Nach ihrer Darstellung hat sie London nur verlassen, um Druck von den anderen Sportlern zu nehmen. "Mir geht es nicht gut, die letzten Tage waren ziemlich anstrengend und ziemlich überraschend."
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So wie Drygalla es schildert, hat sie lange versucht, beide Welten zu trennen - den Sport und Fischers düsteren Freundeskreis, mit dem sie nichts zu tun gehabt habe. Irritierend erscheint aber, wie es zu ihrem Abschied aus dem Dienst bei der Polizei im Jahr 2011 kam. "Ich habe Gespräche mit meinen Vorgesetzten bei der Polizei gehabt, in denen auch die Beziehung thematisiert und an meiner Loyalität gegenüber dem Polizeidienst gezweifelt wurde", erklärt sie zu ihrem Rückzug. "Ich bin selber zu der Erkenntnis gelangt, dass es dort Konflikte gibt und dass ich freiwillig austrete."
Es sei sehr schwer gewesen aufzuhören, weil sie ein Stück ihrer sicheren Zukunft aufgegeben habe. Drygalla würde, das klingt im Interview an, gern weiter für Deutschland rudern.