Süddeutsche Zeitung

Rooney in der MLS:Waynes World ist jetzt Washington

  • Englands bester Torschütze Wayne Rooney ist nach nur einem Jahr bei seinem Heimatverein Everton in die USA gewechselt - und man fragt sich, was er dort sucht.
  • In Washington soll er auf die alten Tage noch einmal ein paar Tore erzielen - aber sein Klub ist nicht mehr so gut wie in den vergangenen Jahren.

Von Alan Cassidy, Washington

Es passte irgendwie, dass Wayne Rooney sein Debüt auf der Position gab, auf der man ihn in England schon länger nicht mehr hatte spielen sehen: im Sturm. 58 Minuten zeigte die Uhr im Stadion von DC United, als Rooney am vergangenen Wochenende erstmals eingewechselt wurde. Seine Mannschaft führte da gegen die Vancouver Whitecaps schon mit 1:0, und Rooney brauchte nicht lange, um sich in Szene zu setzen. Er war an der Entstehung des 2:0 beteiligt, und kurz darauf verpasste er das erste Tor im ersten Auftritt mit einem Kopfball nur knapp. DC United gewann das Spiel mit 3:1.

Knapp drei Wochen ist es her, seit Rooney in Washington unterschrieben hat. Sein Vertrag läuft bis Ende 2020, und laut Medienberichten bringt er Rooney ein Jahresgehalt von mehr als fünf Millionen Dollar ein. Der Wechsel von Everton hat viele überrascht, in England wie auch in den USA. DC United gehörte zwar in den ersten Jahren der Major League Soccer (MLS) in den 1990ern zu den erfolgreichsten Teams der Liga, aber zuletzt gelang dem Verein nicht mehr viel. Vergangene Saison beendete United auf dem letzten Platz der Eastern Conference, und auch aktuell sitzt die von Ben Olsen trainierte Mannschaft abgeschlagen am Tabellenende.

Mit Rooney soll sich das ändern. In Washington erhielt er das Trikot mit der Nummer 9, im Sturm soll er hier auch wieder spielen - wie damals bei Manchester United, wo er ebenso Rekordtorschütze war wie in der englischen Nationalmannschaft. Für einen wie ihn kann man den Wechsel von der Premier League in die MLS nur als Abstieg lesen: Vor 18 Monaten noch war er in Manchester Captain gewesen, vor einem Jahr hatte er eine emotionale Rückkehr zu Everton gefeiert, dem Klub seiner Jugend. Dort spielte er im Mittel­feld, weil ihm inzwischen die Explosivität eines Stürmers auf höchstem Niveau abgeht. Zehn Tore erzielte er in den ersten Auftritten. Seit Dezember 2017 aber hat er nicht mehr getroffen. Man warf ihm vor, er verschleppe das Spiel.

Einen Hype um ihn gibt es nicht

"Man sagte mir einfach, dass man froh wäre, wenn ich Ende Saison gehen würde", sagte er in einem Interview über sein Ende bei Everton. Rooney ist jetzt 32 Jahre alt, "das ist ein gutes Alter, um nochmals etwas Neues zu probieren", meint er. Leidenschaft klingt anders, und vielleicht liegt es auch daran, dass sich an seinem neuen Arbeitsort noch kein Hype eingestellt hat. Ein Reporter des "Guardian" machte sich neulich einen Spaß daraus, Leuten in der Stadt ein Foto von Rooney zu zeigen und sie zu fragen, um wen es sich da handele.

Abgesehen von eingefleischten DC-United-Fans, so das Fazit, erkannte ihn fast niemand. Trotzdem erhofft sich der Klub von Rooney viel. Bei seinem Debüt am Wochenende feierte man gleichzeitig die Eröffnung des neuen Stadions Audi Field. Der 400 Millionen Dollar teure Bau ist ein sehr modernes, schmuckes Stadion, mit steilen Tribünen, die gut 20 000 Zuschauer fassen. Das sind ein bisschen mehr als DC United bisher Saisonkarten verkaufte. Rooney sagt, das neue Stadion sei einer der Gründe gewesen, warum er sich für seinen neuen Verein entschieden habe: "Es ist der richtige Moment, hierher zu kommen und in dieser Liga etwas zu bewirken."

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