Cristiano Ronaldo:Ein perfektes Debüt sieht anders aus

Cristiano Ronaldo: Mit dem Kauf von Cristiano Ronaldo hat Juventus Turin sich und die Serie A ins Rampenlicht zurückkatapuliert.

Mit dem Kauf von Cristiano Ronaldo hat Juventus Turin sich und die Serie A ins Rampenlicht zurückkatapuliert.

(Foto: AFP)
  • Bei seinem ersten Pflichtspiel für Juventus Turin probiert Ronaldo einiges, das Tor trifft er aber nicht.
  • Stattdessen knockt er bei einer Aktion den Verona-Torwart mit dem Oberschenkel aus - ein Tor für Juve wird daraufhin zurückgenommen.

Von Fabian Dilger

Die erste Würdigung des Tages galt den Toten. Es wurde nach dem Brückenunglück in Genua, bei dem mindestens 39 Menschen gestorben waren, diskutiert, ob der erste Spieltag der Serie A nicht komplett verlegt werden sollte. Letztlich starteten alle Vereine außer jenen aus Genua dann aber doch planmäßig in die Punktrunde. Das hieß auch Dienstantritt in der italienischen Liga für Cristiano Ronaldo, Auswärtsbesuch bei Chievo Verona am frühen Samstagabend. Das erste Spiel der Ära Ronaldo, das mit einer Gedenkminute und Applaus für die Opfer des Unglücks begann.

Es war ein seltsamer Gegensatz, der sich da in Verona offenbarte. Ronaldo in Turin, Ronaldo in Italien, das hatte zuvor eine Stimmung ausgelöst, fiebrig, atemlos, eine Aufregung um den mehrmaligen Weltfußballer, CR7 - eine der größten Personenmarken der Welt. Für 117 Millionen Euro, so viel kostete der Stürmer, hatte sich nicht nur Juventus einen Spieler gekauft, die Serie A hatte sich wieder zurückgekauft in das Rampenlicht, in die Schwergewichtsklasse der Fußball-Ligen, so schien es. Von Ekstase und ausflippenden Fans war in Verona aber nichts zu sehen. Die Stimmung beim Eröffnungsspiel der Serie A blieb im Stadio Marcantonio Bentegodi in der ersten Halbzeit auffallend ruhig, mit einigen leeren Plätzen. Die Vorfreude hatte das wirkliche Geschehen auf dem Platz bei Weitem übertroffen.

Für Juventus begannen das Spiel und die Saison gleich planmäßig mit einem Tor, einziger Schönheitsfehler: Ronaldo war nicht beteiligt. In der dritten Minute legte der neue Juve-Kapitän Giorgio Chiellini nach einer Freistoßflanke auf Sami Khedira zurück. Der deutsche Nationalspieler vollendete mit einem Volleyschuss. Nach viereinhalb Minuten kam dann ein kurzes Raunen im Stadion auf: das erste Lebenszeichen Cristiano Ronaldos, auch wenn der Portugiese nur im Niemandsland einen kurzen Pass angenommen hatte. Ein Streicheln des Balles mit dem Außenrist, noch ein Raunen.

In der 33. Minute dann kein Raunen, aber eine Remineszenz, als Ronaldo nach einer Flanke kurz sein rechtes Bein anhob, als wolle er zum Fallrückzieher abheben. Welcher Juve-Fan dürfte da nicht an die artistische Einlage zurückgedacht haben, die Ronaldo im letzten Champions-League-Viertelfinale aufführte. Damals noch gegen Turin, im Dress von Real Madrid. Das Turiner Olympiastadion spendete Ronaldo damals nach dem Tor Applaus, er war gerührt von diesem Respekt, und vielleicht hatte das seine Entscheidung für den Wechsel nach Italien mit beeinflusst.

Die Königsklasse ist weiter in den Köpfen der Juve-Fans und der Klub-Verantwortlichen präsent. Nichts gegen Verona, die Stadt von Romeo und Julia, aber die Bianconeri wollen endlich, endlich wieder nach 1996 die Champions League gewinnen. Die italienische Meisterschaft hat Juventus schließlich schon in den letzten Jahren nach Belieben dominiert, sieben Mal in Serie gewann Turin den Titel - da ist der Henkelpott wichtiger als der achte Scudetto. "Bring uns die Champions League!", mit diesen Rufen empfingen die Fans Ronaldo in Turin. "Ich bin hier, um die Vereinsgeschichte zu prägen", sagte der Stürmer, der sich der Erwartungen bewusst ist.

Aber wenn einer das Selbstbewusstsein hat, um solche Erwartungen als Antrieb zu nutzen, dann Ronaldo. Für seine Unterstützung hat der Klub, das geht bisweilen unter, noch einmal richtig viel Geld in die Hand genommen. Unter anderem wurde Außenstürmer Douglas Costa fest verpflichtet, Innenverteidiger Leonardo Bonucci kam zurück vom AC Mailand und der Linksverteidiger Joao Cancelo als Neuzugang vom FC Valencia - allein für diese drei zahlte Juve insgesamt noch einmal 115 Millionen Euro Ablöse. Emre Can kam dagegen ablösefrei vom FC Liverpool.

Den Platz in der Mitte besetzte der eingewechselte Mario Mandzukic

Vor den großen Träumen stand aber immer noch die Pflichtaufgabe in Verona. Und da bekam Juventus, das nach der Führung sehr statisch agierte, zuerst den Ausgleich und geriet sogar in Rückstand. Bonucci ließ Chievo-Stürmer Mariusz Stepinski nach einer Flanke allein den Strafraum erkunden, am Elfmeterpunkt stieg Stepinski hoch und Wojciech Szczęsny, der Gigi Buffon als Stammkeeper ablöste, konnte dem Ball nur noch eine gute Reise ins Kreuzeck wünschen (38.). Nach der Pause verursachte Zugang Joao Cancelo einen Elfmeter, Ex-Juve-Spieler Emanuele Giaccherini verwandelte zur 2:1-Führung für Verona (56.). Danach wurden Juve und Ronaldo aktiver. In der ersten Halbzeit noch Mittelstürmer, ließ sich der Portugiese immer wieder auf Linksaußen fallen, den Platz in der Mitte besetzte dann der eingewechselte Mario Mandzukic.

Ronaldo war einer der auffälligsten Spieler, probierte viel, feuerte einige Fernschüsse ab, den Ausgleich besorgte Verona mit einem Eigentor nach einer Ecke aber selbst (75.). In der 86. Minute fluchte Ronaldo dann bitterlich. Mandzukic hatte ein Kopfballtor erzielt, doch nach Intervention des Videoassistenten wurde der Treffer zurückgenommen. Ronaldo hatte vorher Hand gespielt und dabei gleichzeitig mit seinem Oberschenkel den Verona-Torwart ausgeknockt, der vom Platz getragen wurde. In der Nachspielzeit konnte er wieder jubeln, Federico Bernadeschi (90.+3) traf für Juve zum 3:2 und rettete damit den Sieg, den Ronaldo fast verhindert hätte. Am nächsten Wochenende steht dann das erste Heimspiel für Ronaldo gegen Lazio Rom an - die Fans in Turin werden schon darauf warten.

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