Ronaldinho in Brasilien:Teure Scheidung nach 505 Tagen

Am Anfang bekam er die Nummer zehn, die einst Zico trug. Brasiliens Topklub Flamengo Rio de Janeiro wollte Ronaldinho, dem Wunderkind früherer Tage, ein neues Zuhause bieten. Nun kippt die Stimmung, Ronaldinho fordert nicht weniger als 16 Millionen Euro Schadensersatz - und flüchtet zu seiner Mutter.

Peter Burghardt, Rio de Janeiro

Am Anfang waren sie ganz verliebt, Ronaldinho und Flamengo. 20.000 Fans kamen, als der ehemals beste Fußballspieler der Welt im Januar 2011 beim berühmtesten Klub von Rio de Janeiro vorgestellt wurde. Ronaldinho weinte vor Glück im rotschwarzen Trikot und tanzte, manchmal sogar wie in besseren Zeiten auf dem Platz. Er bekam die Kapitänsbinde und die Nummer 10, die einst Zico getragen hatte. Er wurde Regionalmeister, sein einziger Titel mit Flamengo, schoss drei Tore gegen Santos und kehrte in die Nationalmannschaft zurück. Er lachte und verdiente sehr viel Geld.

Ronaldinho in Brasilien: Ende einer Liebesbeziehung: Ronaldinho will Geld.

Ende einer Liebesbeziehung: Ronaldinho will Geld.

(Foto: AFP)

Jetzt, 505 Tage und Nächte später, wird die turbulente Ehe schon wieder geschieden, wie so oft bei allzu stürmischen Beziehungen. Aber zu Ende ist die Geschichte noch nicht.

Auf dem Rasen wurde Ronaldinho immer schwächer, dafür drehte er in Rios Nachtleben gewaltig auf. Er traf sich vor einer Reise nach Bolivien mit einer Frau im Trainingslager, Trainer Wanderley Luxemburgo schäumte. Gehen musste aber zunächst nicht Ronaldinho, sondern Luxemburgo. Es folgte Joel Santana. Dann schied Flamengo im lateinamerikanischen Libertadores-Pokal gegen Olímpia aus Paraguay aus, eine teure Blamage.

Schließlich wurde das inzwischen erwachsene Wunderkind, 31 Jahre alt, am Samstag gegen Internacional Porto Alegre ausgewechselt. Er hatte mit einem Ballverlust den ersten Gegentreffer eingeleitet. Nun ist er weg, nach 74 Spielen und 28 Toren für Flamengo. "Ronaldinho verlässt Fla und hinterlässt die Rechnung", schreibt die Zeitung O Globo - eine gewaltige Rechnung.

Statt beim Training präsentierte sich Ronaldinho nach der Trennung am Donnerstag vor Rios Arbeitsgericht. Er verlangt 40 Millionen Reáis Schadensersatz, umgerechnet 16 Millionen Euro. Das wäre jenes Vermögen, was ihm nach Rechnung seiner Berater bis zum Vertragsende 2014 zustünde. Es geht um ausstehende Gehaltszahlungen, Flamengo ist berüchtigt für seine Schulden. Und es geht um die Vermarktungsrechte. Flamengo hatte sich bei der Verpflichtung enorm aus dem Fenster gelehnt, aber die Abmachung offenbar nicht eingehalten. Aus dem Paar Flamengo/Ronaldinho wurde der Fall Ronaldo de Assis Moreira versus Clube de Regatas do Flamengo.

Ein Richter nahm die Klage an, die Juristen müssen entscheiden. Ronaldinhos Manager ist sein Bruder, und seine Anwältin hat bereits 200 Profis vertreten. Flamengos Präsidentin Patrícia Amorim, ja, tatsächlich eine Frau, ist enttäuscht: "Wir hatten nicht mit solch einem Benehmen gerechnet." Ronaldinho, den man wegen seiner Herkunft aus dem Süden Ronaldinho Gaúcho nennt, dankte zum Abschied: "Die Anhänger haben mich immer zärtlich behandelt." Irgendwo wolle er noch ein paar Jahre lang spielen, er ist ja noch jung.

Vorerst will Klein-Ronaldo "bei meiner Mutter bleiben und Stück für Stück die Zukunft planen". Die Mama wird sich freuen.

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