Rodeln:Abgehängt auf der Lieblingsbahn

Weltcup Rennrodeln Oberhof

Im Kanal: Felix Loch im Einsitzer in der Bahn in Oberhof.

(Foto: Martin Schutt/dpa)

Acht Jahre lang hatte Felix Loch jedes Rennen in Oberhof gewonnen. Doch jetzt scheitert er bei der EM an kleinen Fehlern. Es ist eine Niederlage, die symptomatisch ist für sein Jahr.

Von Dominik Wolf

Es gibt Orte im Leben eines Sportlers, die sind gleichbedeutend mit Erfolg. Für den Rennrodler Felix Loch ist Oberhof so ein Ort. Auf der Bahn am Rande des Thüringer Waldes schwang er sich 2008 zum jüngsten Weltmeister in der Geschichte seines Sports auf, mit 18 Jahren, als schon zu ahnen war, welch eine Karriere ihm bevorstehen könnte. Und Oberhof sollte ihm weiterhin Glück bringen: Acht Jahre in Serie entstieg er der Eisrinne als Sieger. Mittlerweile ist Felix Loch 29 und einer der erfolgreichsten deutschen Rennrodler. Zwei Mal wurde er Olympiasieger, er ist Rekordweltmeister und zweimaliger Europameister - Loch hat in diesem für die deutschen Athleten traditionell so erfolgsträchtigen Sport alles gewonnen.

Am Samstag hatte Loch also eigentlich allen Grund dazu, sich auf seine Rückkehr nach Oberhof zu freuen. Die Europameisterschaften boten eine weitere Gelegenheit, seine Saison nach einem für ihn enttäuschenden Verlauf doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Ein Jahr lang hatte Loch kein Rennen gewonnen, die Olympischen Spiele in Pyeongchang gerieten zum Debakel. Der Status des Unbesiegbaren war angekratzt, die Heim-WM in Winterberg eine Chance zu dessen Rehabilitierung. Und Loch nutzte sie. Er wurde Weltmeister, denkbar knapp zwar, mit 0,1 Zehntelsekunden Vorsprung nur, aber eben auch ein Zeichen an die Konkurrenten. Eine Woche später holte er sich im Schneetreiben von Altenberg seinen ersten Weltcup-Sieg in diesem Winter.

Mit den Siegen der letzten Wochen im Rücken ging Felix Loch nun also in den ersten Lauf auf jener Bahn, die ihm liegt wie keine andere. Loch begann forsch, leistete sich jedoch einen kleinen Fehler, der ihn einige Hundertstel kostete, sodass sein Lauf nur für Rang vier reichte. Wollte er noch eine Chance auf den Europameistertitel wahren, musste er im zweiten Durchgang einen angriffslustigen Lauf in die Bahn bringen. Doch Loch fuhr zögerlich, im Mittelteil verlor er seinen Vorsprung, geriet in Rückstand und wurde durchgereicht. Am Ende stand Platz sieben - angesichts der eigenen Ansprüche eine Enttäuschung.

Für den besten Deutschen Johannes Ludwig reicht es für Platz fünf

"Die anderen sind besser gefahren und haben ihre Schlitten besser abgestimmt. So reicht es eben nicht für weiter vorne", sprach ein sichtlich genervter Felix Loch hinterher in die Mikrofone. Die anderen, das sind in diesem Winter vor allem Teamkollege Johannes Ludwig, der Olympia-Dritte und Führende im Gesamtklassement, für den es in Oberhof als bester Deutscher aber auch nur zu Rang fünf reichte. Semen Pawlitschenko, der russische Serieneuropameister, durfte sich nach einem rasanten zweiten Lauf zum dritten Mal in Serie die goldene Medaille umhängen. Loch, der drei Zehntelsekunden Rückstand auf Pawlitschenko hatte, musste dessen Überlegenheit auf der Bahn anerkennen, die ja eigentlich seine ist: "Semen hat hier einen gewaltigen zweiten Lauf hingelegt und verdient gewonnen."

Dass es aus deutscher Sicht doch kein gebrauchter Tag für das Team von Bundestrainer Norbert Loch wurde, ist den Doppelsitzern zuzuschreiben: Olympiasieger Tobias Wendl und Tobias Arlt sicherten sich, ebenfalls zum dritten Mal in Serie, den EM-Titel vor den Weltmeistern Toni Eggert und Sascha Benecken.

Am Sonntag dann dürfen sich die deutschen Rodlerinnen Natalie Geisenberger und Julia Taubitz berechtigte Hoffnungen auf Medaillen machen, bevor sich im Teamwettbewerb die Möglichkeit zur Revanche bietet: Bei der EM 2018 war der Titel an Russland gegangen. Felix Loch wird dann nicht mehr mitwirken. Und erstmals seit 2010 nicht als Sieger aus Oberhof abreisen.

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