Robert Lewandowski machte in Köln nicht das Spiel seines Lebens, so viel steht fest, und es war auch nicht eines dieser besonderen Spiele, in denen sich der polnische Mittelstürmer des FC Bayern vor lauter Einsatzeifer und Ehrgeiz zerrissen hat. Dennoch legte er solchen Wert auf sein Mitwirken, dass er sich zu einer Form von Ketzerei hinreißen ließ, als er eine Viertelstunde vor Schluss das Signal der Auswechslung erhielt: In seinem Ärger über die unwillkommene Arbeitszeitverkürzung entschied Lewandowski, den üblichen Handschlag mit Cheftrainer Jupp Heynckes zu unterlassen - beinahe ein Akt der Majestätsbeleidigung.
Der düpierte Trainer erklärte seinem Angreifer an Ort und Stelle, dass ihm dessen unbotmäßiges Verhalten nicht gefalle. Viele tausend Besucher staunten über den Vorfall an diesem friedlichen Nachmittag.
"Ich bin ja auch Stürmer gewesen", sagt Heynckes
Wenn ein Spieler gegen eine Anweisung des weltweit anerkannten FC-Bayern-Regenten Don Jupp protestiert, dann grenzt das nicht an ein Politikum, dann ist es eines. Weshalb Hasan Salihamidzic es zunächst mal mit Leugnen probierte, als er auf die Sache angesprochen wurde. Doch der Sportdirektor erkannte zügig, dass diese Variante nicht haltbar war und schaltete geschmeidig in einen anderen Tonfall. Den der Verharmlosung. Aus dem anfänglichen Da-war-nix wurde: "Wir haben drüber gesprochen." Und: "Alles in Ordnung." Salihamidzic verriet auch den Auslöser des Zwistes: "Lewy wollte natürlich mit zwei, drei Toren nach Hause gehen und war auf sich selber sauer, dass er das nicht geschafft hat". Thomas Müllers glänzender Vorarbeit hatte es Lewandowski zu verdanken, dass ihm zumindest ein Treffer gelang, der 29. dieser Bundesliga-Saison.

FC Bayern in der Einzelkritik:Niklas Süle feiert seine eigene Meisterschaft
Der Abwehrspieler trifft zum dritten Mal ins eigene Netz. Lewandowski zeigt sich mäßig inspiriert und Hummels tut was für die Gleichberechtigung. Die Bayern beim 3:1 in Köln in der Einzelkritik.
Jupp Heynckes schmunzelte, als er auf das Vorkommnis angesprochen wurde. Eine halbe Stunde nach Spielschluss fand der Coach die Sache mit Lewandowski längst schon amüsant. "Ich bin ja auch Stürmer gewesen", setzte Heynckes an, bevor er die etwas jüngeren Zuhörer darauf hinwies, dass auch er früher sein Geld als Fußballprofi verdient habe. Jedenfalls, und darum ging es ihm: "Wir Torjäger sind alle ein bisschen egoistisch und haben die Torquote im Blick."
Spätestens in diesem Moment notierten die Gerichtsreporter: Lewandowski durfte Köln mit einem Freispruch erster Klasse verlassen. In seiner Urteilsbegründung stellte Heynckes klar, dass er zwar immer und unter allen Umständen die Befehlsgewalt besitze ("ich bin der Boss"), führte jedoch entlastend an, dass der Bundesliga-Schützenkönig Lewandowski auch "das europäische Ranking" im Blick habe. Und um Schützenkönig aller Ligen zu werden, brauche er eben noch ein paar Treffer.
Dies führt zurück zur Ausgangslage: Lewandowski hat schon viele Spiele gemacht, in denen er mehr Einsatz und Engagement zu bieten hatte. Selbst beim Tabellenletzten Köln gibt es Tore nicht zum halben Preis.