Robert Hoyzer, 25:Popstar interruptus

Etikett "Typ Frauenschwarm". Hoyzer war ein von den Medien und vom DFB gern gesehener Schiedsrichter.

Von Javier Cáceres

Die jüngsten Bilder des ehemaligen Schiedsrichters Robert Hoyzer, die der Öffentlichkeit vor dessen Geständnis gezeigt wurden, stammten vom Fernsehsender TV.Berlin, der bis dahin nicht gerade durch scoops aufgefallen war, wie exklusive News in der Welt der Nachrichtensprache heißen.

Axel Kruse, ehedem Stürmer beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin und heutzutage Anchorman beim so genannten "Ballungsraumsender", hatte den Kontakt zum Hertha-Mitglied Hoyzer herstellen können und mit ihm gesprochen.

Die Bilder, die der Sender rund ums Interview ausstrahlte, in dem Hoyzer genau das dementierte, was er nun zugegeben hat, zeigten einen wohlfrisierten, jugendlich dreinblickenden Twen im dunklen Mantel, mitten im verschneiten Wald, derweil die Kamera um ihn und seinen in James-Dean-Manier hochgeschlagenen Kragen herumwanderte - wie um einen Popstar.

Angeblich hat er sich selber gern so gesehen, "ich achte auf mein Erscheinungsbild", zitierte ihn die Bild-Zeitung, die ihm das Etikett "Typ Frauenschwarm" um den Hals hing, weil er nicht nur blond, sondern auch groß (1,98 m) ist.

Dieses Erscheinungsbild dürfte ihm, neben seinem vielfach besungenen Talent, Spiele unauffällig auffällig zu leiten, auch im Deutschen Fußball-Bund (DFB) weitergeholfen haben.

Auch Schiedsrichter stehen zunehmend im Fokus medialer Aufmerksamkeit, werden zu Stars stilisiert, werden Werbeikonen wie der Italiener Collina - was würde da besser ins Bild passen als ein fescher, junger Mann, der sich auf dem Otto-Katalog genauso gut macht wie auf der Seite 1 des kicker?

Hoyzer galt als derart vorzeigbar, dass im DFB so ziemlich jeder darauf gewettet hätte, dass er seine bisher schon steile Karriere auch international fortsetzen würde. Im Sommer hätte er vermutlich den Platz von Lutz Michael Fröhlich (Berlin) in der Bundesliga eingenommen. Er galt sogar als potentieller Erbe von Markus Merk, Deutschlands gegenwärtig populärstem Referee.

Nachdem er das aktive Fußballspiel als A-Jugendlicher zugunsten der Schiedsrichterkarriere aufgegeben hatte, stieg Hoyzer binnen fünf Jahren von der Verbandsliga des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) in die 2. Liga auf; als Unparteiischer debütierte er dort in der Saison 2003/2004. "Ich habe ihn gerne pfeifen sehen", sagt BFV-Vorsitzender Bernd Schultz.

Nach einer Lehre als Zimmermann und dem Fachabitur begann Hoyzer ein Ingenieurs-Studium an der TFH Berlin; im vergangenen Frühjahr allerdings brach er es ab und siedelte nach Salzgitter über, wo er sich für Sport-Marketing einschrieb. Unklar ist, wie groß sein Interesse an einem akademischen Abschluss wirklich war.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: