Robert Hartings Abschied:Feuerwerk und Doppeldecker

Leichtathletik: Meeting

Der letzte Schrei: Diskuswerfer Robert Harting bei seinem finalen Wettkampf in Berlin.

(Foto: Soeren Stache/dpa)
  • Diskuswerfer Robert Harting verabschiedet sich in Berlin mit einer pompösen Party.
  • In seinem letzten Wettkampf wirft er 64,95 Meter - und damit nur etwas kürzer als sein Bruder Christoph.
  • Er sei "überwältigt", lässt Harting nach seiner ausgiebigen Ehrenrunde ausrichten und bedankt sich "für eine geile Zeit".

Von Johannes Knuth, Berlin

Als es vorbei war, ballte Robert Harting, der Gestenreiche, noch einmal die Hand zur Faust. Sein Diskus war gerade ins Feld geplumpst; es war der letzte Versuch einer Karriere, die es sehr oft sehr gut mit ihm gemeint hatte. Harting hatte mehr als ein Jahrzehnt lang große Weiten und große Siege angeliefert, drei WM-Titel, zwei EM-Erfolge, ein Olympiasieg, als handele es sich um Auftragsarbeit. Oft war es der letzte Versuch gewesen, mit dem er einen Wettkampf auf seine Seite gezerrt hatte, der ihm schon entglitten zu sein schien.

Und auch dieses Mal erschuf Harting seine beste Weite im letzten Anlauf, 64,95 Meter - das reichte nur nicht ganz, um die 65,67 Meter zu übertreffen, mit denen sein Bruder Christoph am Ende gewann. Geschenkt. Robert Harting konnte diesen zweiten Platz getrost als Sieg verbuchen: Weil es auch bewies, wie wenig selbstverständlich die Dominanz gewesen war, die er in all den Jahren davor wie selbstverständlichste zur Schau gestellt hatte.

Er sei "überwältigt", sagt Harting nach einer ausgiebigen Ehrenrunde

Das 77. Internationale Stadionfest in Berlin war als Schaulaufen der deutschen Europameister und Medaillenbeschaffer der rauschenden Berliner EM vor einem Monat inseriert worden. Die legten sich dann auch noch mal tapfer ins Zeug, Speerwerfer Thomas Röhler und Kugelstoßerin Christina Schwanitz gewannen ihre Wettbewerbe. Aber das verblasste am Ende natürlich hinter der pompösen Party, mit der sich Harting, 33, in den sportlichen Ruhestand verabschiedete.

Das Olympiastadion war eine würdige Bühne dafür, hier hatte Harting bei der WM 2009 seinen ersten großen Titel gewonnen (mit dem letzten Versuch), hier hatte er seinem mittlerweile schwer verschlissenen Körper bei der EM vor einem Monat noch mal einen sechsten Platz abgetrotzt. Und hier fuhren sie am Sonntag noch mal alles auf für ihn - Feuerwerksfontänen beim Einlauf, einen Doppeldecker im Innenraum, auf dessen Oberrang Hartings Freunde und Familie versammelt waren. Als Harting dann einlief, waren fast alle der 45 000 Zuschauer längst aufgestanden. Auch nicht schlecht für einen Wettkampf, der noch gar nicht begonnen hatte.

Der Wettkampf? Ach ja, der Wettkampf. Der war nicht fürchterlich hochklassig, aber spannend. Harting begann mit 61,15 Metern, pirschte sich langsam an die Bestweite seines Bruders heran. Vor dem letzten Wurf lag wieder dieses besondere Knistern in der Luft, das Hartings letzten Würfen oft vorausgegangen war. Diesmal Platz zwei also, aber der mächtige Applaus donnerte auch so von den Rängen. Er sei "überwältigt", ließ Harting nach seiner ausgiebigen Ehrenrunde ausrichten, "danke für eine geile Zeit". Und sonst? Wünsche er allen eine gute Zeit und Gesundheit (die Harting nach mehr als einer Dekade im Hochleistungsbetrieb wohl am meisten gebrauchen kann). Die Tränen waren längst von alleine gekommen.

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