Süddeutsche Zeitung

Comeback in Groningen:Jeder Muskel sitzt bei Robben

Ein Teller Sushi in Münchens Süden und da war Arjen Robben überzeugt: In den Niederlanden freut man sich nun über seine Rückkehr beim FC Groningen - im Training wirkt er ausgesprochen fit.

Von Carsten Scheele

Für Extraschichten, das soll ein vom Klub verbreitete Bild wohl vermitteln, ist sich Arjen Robben auch jetzt nicht zu schade. Im Hintergrund tragen die neuen Kollegen beim FC Groningen bereits das Trainingstor beiseite, aber Robben sprintet natürlich noch mal: kraftstrotzend und konzentriert, von Pylone zu Pylone. Das Trikot ist nicht mehr rot, sondern grün, das Gesicht eher stoppelig statt glattrasiert, ansonsten ist aber alles wie immer: Jeder Muskel sitzt.

Während sein alter Flügelzangenkollege Franck Ribéry gerade beim AC Florenz schnickst und trickst und so die Italiener verzückt, bereitet sich Robben tatsächlich auf sein Comeback vor. Bei einem Teller Sushi von Robbens Lieblingsasiaten in Grünwald, diese Geschichte ist mittlerweile landesweit bekannt, hat ihn Klubdirektor Mark-Jan Fledderus im Mai überzeugt, das Leben als Fußball-Ruheständler noch einmal einzutauschen und zu seinem Jugendverein nach Groningen heimzukehren. Warum Robben zusagte? "Das kann ich mit einem Wort beschreiben: Klub-Liebe", sagte er. Noch einmal nach Groningen, mit 36 Jahren, für ein paar Monate vielleicht, oder zwei Jahre, das wisse er selbst nicht so genau. Er habe nichts zu verlieren, sagte Robben. Dies sei auch "noch kein Comeback, das ist ein Versuch".

Die Sushiplatte hat Robben bei seiner Präsentation in Groningen dann wiederbekommen. Eingepackt in Geschenkpapier, weil mit Sushi ja alles begonnen hat. Großes Gelächter. Die Stadt München haben die Robbens nach elf Jahren verlassen und in Groningen ein Haus gebaut, mittlerweile sieht es auch eher nach ernsthaftem Comeback aus, und nicht bloß nach einem Versuch. Robben trainiert seit dieser Woche mit der Mannschaft, alle sind begeistert, für Trainer Danny Buijs hat sich "der ultimative Traum" erfüllt. Dabei hatte Robben den Auftakt noch verpasst, der Fitnessrückstand sei zu groß, hieß es. Bei einer samstäglichen Einheit sei er zudem im Rasen hängen geblieben; bei einem Mann mit dieser Krankengeschichte, den sie in München "Glasknochenmann" nannten, kann das schon reichen, um draußen zu sein.

Doch Robben beruhigte das nervöse Umfeld schnell. Er sei "mehr als zufrieden", zitieren ihn niederländische Medien: "Ich verstehe, dass angesichts meiner Vergangenheit die Alarmglocken läuten. Aber alle Lichter sind grün." Mitte September will er fit sein, so fit, dass er für Groningen im ersten Saisonspiel auflaufen kann. Dann geht es gegen PSV Eindhoven mit Trainer Roger Schmidt, der Klub war einst Robbens zweite Station in den Niederlanden.

In Groningen machte er die ersten Schritte als Profi, in Eindhoven wurde er dann so gut, dass ihn der FC Chelsea kaufte. Danach ging es zu Real Madrid, dann zum FC Bayern München, jetzt zurück nach Groningen. Er wird wieder die Nummer zehn erhalten, und vielleicht, ganz vielleicht, winkt Robben auch das Kapitänsamt. "Ich beanspruche nichts", sagt Robben, "aber wenn sie mich fragen, werde ich die Binde mit viel Stolz tragen."

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SZ vom 29.07.2020/jbe
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