Mijaín López:Der beste Ringer seit 512 v. Chr.

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Zum Abschluss zieht er seine Schuhe aus: Mijain Lopez. (Foto: Eugene Hoshiko/dpa)

Fünf Goldmedaillen bei fünf aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen: Das hat nicht mal Michael Phelps geschafft. Mijaín López aus Kuba gelingt zu seinem Karriereende in Paris Historisches.

Von David Kulessa

Wenn Ringer ihre Karriere beenden, dann hängen sie ihre Schuhe nicht an den Nagel, sondern legen sie auf die Matte. So geschehen am Dienstagabend in der Champs de Mars Arena, wo der Schwergewichtler Mijaín López, 41, aus Kuba zunächst die Goldmedaille im griechisch-römischen Stil errang, anschließend seinen Trainer vor lauter Freude auf die Matte warf, unter dem Jubel der Zuschauer auf die Knie sank – und schlussendlich seine schwarzen Ringerschuhe auszog. Er stellte sie exakt in die Mitte der olympischen Kampfbühne. Dann ging er ab.

Es war der würdige Abschied des erfolgreichsten Ringers in der Geschichte der modernen Olympischen Spiele und eines Rekordhalters: López hat zum fünften Mal olympisches Gold gewonnen – bei seiner fünften Teilnahme in Folge. 2008 in Peking, 2012 in London, 2016 in Rio de Janeiro, 2021 in Tokio, 2024 in Paris: Immer hieß der Olympiasieger im griechisch-römischen Stil Mijaín López. Das ist einerseits im Ringen historisch, wo er sich diesen Rekord zuvor mit der japanischen Freistilringerin Kaori Icho, die von 2004 bis 2016 viermal Gold gewann, geteilt hatte.

Andererseits hatte es vor López überhaupt noch nie einen Athleten oder eine Athletin gegeben, denen es gelang, bei fünf aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen im selben Wettkampf zu triumphieren. Michael Phelps etwa schwamm von 2004 bis 2016 immer zu Gold über 200 Meter Lagen. Aber fünfmal hintereinander? Das gab es noch nie.

In seiner Heimat ist López ein großer Star – er gilt als glühender Anhänger der Revolution

Mijaín López ist 1982 in Los Palacios, gut anderthalb Autostunden von Havanna entfernt, geboren und ringt, seit er zehn Jahre alt ist. 2004 in Athen kämpfte er zum ersten Mal bei Olympia und verlor im Viertelfinale, zum ersten und letzten Mal, gegen den Russen Chassan Barojew. Es folgten 16 Siege am Stück, unter anderem revanchierte er sich 2008 im Finale bei Barojew, der später des Dopings überführt wurde. Neben den fünf olympischen Goldmedaillen krönte er sich auch fünfmal zum Weltmeister und darf sich sogar deutscher Meister nennen: 2016 errang er mit dem ASV Nendingen den Titel in der ersten Bundesliga.

Regiemetreu: Lopez bei der Siegerehrung. (Foto: Punit Paranjpe/AFP)

In seiner Heimat ist López ein großer Star, nicht zuletzt, weil er als glühender Anhänger der Revolution gilt. „Ich widme diesen Sieg unserem unbesiegten Oberbefehlshaber“, sagte er nach seiner Goldmedaille von Tokio vor drei Jahren. Gemeint war der 2016 gestorbene Fidel Castro. Nach dem Sieg in Paris telefonierte López sogleich mit dem aktuellen kubanischen Präsidenten Miguel Díaz-Canel und dessen Frau, die den Ringer einen „lieben Freund“ nannte.

Drei Jahre lang, seit Tokio 2021, hatte López kaum gerungen, vier Bandscheibenvorfälle musste er in seiner Karriere verkraften, die Müdigkeit sei da und sein Körper schmerze, hatte er zugegeben. Und doch gewann er wenige Tage vor seinem 42. Geburtstag scheinbar mühelos seine fünfte olympische Goldmedaille. „Ringen war die Liebe meines Lebens“, sagte er danach.

Einen Athleten gibt es übrigens doch, der da mithalten kann: Milon von Kroton, ebenfalls Ringer, triumphierte sogar sechsmal in Serie bei Olympia. Seine Erfolgsserie hielt von 532 v. Chr. bis 512 v. Chr.

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