Ribéry nach Florenz:Tipps von Luca Toni

AC Florenz - Ankunft Ribery

In violettem Shirt und mit lila-weißem Klubschal: der neue Florenz-Profi Franck Ribéry.

(Foto: Claudio Giovannini/dpa)
  • Franck Ribéry, 36, unterschreibt nach seinem Abschied beim FC Bayern einen Zweijahresvertrag beim AC Florenz.
  • Im vergangenen Jahr wurde Florenz 16. der Serie A. Trainer Vincenzo Montella soll den Klub wieder nach oben befördern - mit Hilfe von Ribéry und Großtalent Federico Chiesa.
  • Vor seiner Unterschrift sprach Ribéry auch mit seinem früheren Team-Kollegen Luca Toni, der ebenfalls für Florenz spielte.

Von Birgit Schönau, Rom

Er war noch nicht angekommen, da nannten sie ihn schon "Franck il Magnifico". Der Prächtige, wie weiland Lorenzo de' Medici, der große Florentiner Staatsmann der Renaissance. Allein dafür hätte es sich für Franck Ribéry eigentlich schon gelohnt, beim AC Florenz anzuheuern, obendrauf gibt es aber auch noch einen Zweijahresvertrag über circa vier Millionen Euro netto jährlich plus angeblich 600 000 Euro Prämie. Überaus prächtige Aussichten für einen 36-Jährigen, der zum Ausklang einer großen Karriere noch ein paar gemütliche Runden in einer der schönsten Städte Europas drehen möchte.

Und gemütlich ist Florenz, so viel steht fest. Außer, man muss in der Augustsonne mit ein paar Hunderttausend anderen in der Schlange vor den Uffizien stehen, aber das betrifft Ribéry ja nicht. "Seit Jahren durften wir Tifosi nicht einen Könner von diesem Kaliber aus der Nähe betrachten", feiert ihn bereits der Fan-Nachrichtendienst Firenze Viola, von Spielern wie Ribéry habe man ja zuletzt nur träumen können. Allerdings, "wenn man in seinen Pass schaut, könnte man durchaus daran zweifeln, dass er auf dem Platz noch sehr viel bringt". Willkommen in Florenz, magnifico Franck. Schärfere Zungen als hier wird man in Italien nirgends finden. Da hilft es wahrscheinlich, wenn man am Anfang nicht gleich alles versteht.

Wie schnell man von den Florentinern abserviert werden kann, hat auch Vincenzo Montella schon erlebt, Ribérys neuer Trainer. Der 45-jährige Neapolitaner, einst einer der besten Angreifer seiner Generation, hat die Fiorentina bereits von 2012 bis 2015 trainiert. Obwohl er einen beachtlichen vierten Platz erreichte, wurde Montella gefeuert - er hatte öffentlich die Klubführung kritisiert. Es folgten Einsätze bei Sampdoria Genua, dem AC Mailand und Sevilla. Zuletzt war Montella ein Jahr arbeitslos. Jetzt soll er den AC Florenz, der das Vorjahr auf einem sehr unrühmlichen 16. Tabellenplatz beschloss, wieder nach oben befördern - mithilfe von Ribéry und dem 21-jährigen Jungstar Federico Chiesa.

Das Eigengewächs Chiesa ist eine der großen Hoffnungen der Squadra Azzurra und wird seit Monaten von Juventus Turin hofiert. Chiesa würde Florenz angeblich lieber heute als morgen verlassen, aber der neue Klubbesitzer Rocco Commisso erlaubt ihm das nicht. Commisso, ein vier Milliarden US-Dollar schwerer italo-amerikanischer Unternehmer mit Wurzeln in Kalabrien, hatte die Fiorentina im Juni für 165 Millionen Euro den Gebrüdern Della Valle abgekauft. Die Modehersteller von Luxusmoden waren 17 Jahre lang Eigentümer des Klubs gewesen und hatten ihn von der Amateurliga bis in die Champions League gebracht. Zuletzt hielten sie sich mit Investitionen zurück - nach jahrelangem Hickhack mit der Stadtverwaltung um den Bau eines eigenen Stadions.

Tatsächlich ist das Stadio Artemio Franchi, in dem Ribéry am Freitagabend mit einer großen Party vorgestellt werden soll, eine der schlimmsten Bruchbuden Italiens. Ribéry hat mit dem FC Bayern schon öfter dort gespielt, aber bei der Saisoneröffnung am Samstagabend gegen den SSC Neapel wird er garantiert ein paar Wehmutssekunden im Gedenken an die Arena in München erleben.

Die Attraktivität der italienischen Liga für Routiniers

Apropos Neapel: Dort trainiert Carlo Ancelotti, ein alter Bekannter von Ribéry. Ancelottis SSC startet als Vorjahreszweiter in der Champions League - ein Planet, von dem Ribérys Fiorentina derzeit Lichtjahre entfernt ist. Zwar verbreitet Klubpatron Commisso die routinierte Aufbruchstimmung des amerikanischen Selfmade-Milliardärs; immerhin gehört ihm in New York der alte Beckenbauer-Klub Cosmos. Aber die Bürokratie in der alten Heimat dürfte den 69-Jährigen auf den harten Boden der italienischen Realität zurückbringen. In Florenz kennt man Amerikaner als zahlende Touristen, und wenn sie, wie Commisso, Italienisch mit kalabrischer Dialektfärbung sprechen, findet man sie sowieso nicht besonders magnifico.

Warum ausgerechnet Florenz? Nun, immerhin spielt Ribéry hier gegen Cristiano Ronaldo, der beim Florentiner Erzfeind Juventus unter Vertrag ist. Die Partie gegen Juve ist der Höhepunkt des Jahres in einer Stadt, die sich einbildet, den Fußball erfunden zu haben. Er möge die Stadt sehr, rief Ribéry, als er am Mittwochvormittag artgerecht gekleidet aus dem Flugzeug stieg. In violettem Shirt und mit lila-weißem Klubschal empfing er am Flughafen die Huldigungen von über 200 Fiorentina-Tifosi.

"Ich freue mich sehr, noch zwei Jahre auf hohem Niveau Fußball spielen zu können", sagte Ribéry dem TV-Sender Sky, "und entscheidend war für mich auch, dass ich noch mal einen Vertrag über zwei Jahre unterschreibe." Immerhin hat Ribéry vor seiner Unterschrift auch noch ein paar seriöse Recherchen angestellt, zum Beispiel bei einer ihm bestens bekannten Quelle aus gemeinsamen FC-Bayern-Tagen. Er habe auch mit Luca Toni gesprochen, erzählte Ribéry, "und Luca hat mir gesagt, dass Fiorentina ein großer Klub und die Stadt wunderschön ist".

Dass nun also auch Ribéry nach Italien zieht, beweist die Attraktivität der italienischen Liga für Routiniers, die sich die letzten Karrierejahre noch einmal vergolden lassen wollen. So wird Ribéry bei seinem neuem Klub auch Kevin-Prince Boateng treffen, der ein paar Wochen vor ihm nach Florenz gewechselt ist. Lustiger als in anderen Austragsstübchen ist es in der Serie A allemal, das höhere sportliche Niveau findet man hier auch, ganz abgesehen von der herrlichen Kulisse und dem guten Essen.

Jede Wette, dass Madame Ribéry nicht lange überlegen musste, als der Anruf vom Arno kam: Florence, c'est magnifique.

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