Bundesliga:Der HSV will Kölns besten Verteidiger

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Mergim Mavraj im Zweikampf mit Pierre-Emerick Aubameyang. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Mergim Mavraj wechselt aller Wahrscheinlichkeit im Winter zum Hamburger SV. Kölns Trainer Peter Stöger spricht schon vom Abschied.
  • Der HSV kann dem Verteidiger dank der Millionen von Mäzen Kühne ein Angebot machen, bei dem Köln nicht mithalten kann.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Auch in seinem 16. Saisoneinsatz für den 1. FC Köln hat Mergim Mavraj wieder eine tadellose Leistung geboten. Beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen organisierte der Verteidiger mit bewundernswerter Ruhe und abgeklärtem Stellungsspiel die Kölner Abwehrreihe, Mavraj zeichnen Eigenschaften aus, die man guten Schiedsrichtern nachsagt: Er erregt kein Aufsehen, wenn er seine Pflichten erledigt, er macht keine Geräusche bei der Arbeit, verunstaltet den Rasen nicht und begeht nur im dringenden Ausnahmefall Verstöße gegen das Regelwerk. Er gehört zur Sorte der soliden Spieler, die ein Trainer zu schätzen weiß, und was Kölns Coach Peter Stöger von ihm hält, das ergibt sich aus der Saisonstatistik: Mavraj hat keine Sekunde gefehlt bisher. Und dass der FC lediglich 15 Gegentore hinnehmen musste, das war auch und ganz besonders dem 30 Jahre alten albanischen Nationalspieler aus Hanau in Hessen zu verdanken.

Peter Stöger hätte daher gute Gründe, sich den Erwägungen, Mavraj in der Winterpause an den Hamburger SV zu verkaufen, mit Entschiedenheit und notfalls mit Gewalt zu widersetzen. Offenbar ist der Handel aber bereits im fortgeschrittenen Stadium angekommen. Mavraj behauptete am Mittwochabend zwar, er wisse nichts Genaues, weil er dieses Thema den zuständigen Fußballgeschäftsleuten überließe - "Ich habe genug damit zu tun, meine eigenen Beine zu bewegen" -, doch die Tendenz ist offenkundig eindeutig. "Viel Glück, Bruder", twitterte am Donnerstag Mavrajs polnischer Mannschaftskollege Pawel Olkowski. Er meinte damit gewiss nicht den nächsten Zahnarztbesuch.

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Der deutsche Nationalspieler soll noch vor Weihnachten an die Seine wechseln. Borussia Dortmund holt sich wohl im Sommer einen neuen Verteidiger.

So ist das Geschäft. Der Hamburger SV hat dank seines schwerreichen Spenders Klaus-Michael Kühne mehr Geld zur Verfügung als der 1. FC Köln, der immer noch die Folgen des Abstiegs vor viereinhalb Jahren abbezahlt. Doch über die Ungerechtigkeiten dieser schlimmen Welt gab es keine Klagen, als Stöger jetzt über Mavraj sprach. Stattdessen verbreitete er Gratulationen: "Er hat jetzt eine Anfrage auf dem Tisch, über die ich mich für ihn wahnsinnig freue, denn noch vor einem Jahr hat kein Mensch nach ihm geschrien."

Dass der FC mit seinem nahezu sozialistischen Mannschaftsfußball auch in diesem Jahr die Erwartungen des Publikums übertroffen hat, das lässt sich zu wesentlichen Teilen mit dem solidarischen Geist erklären, den Stöger diesem ehedem notorisch exzentrischen und personenkultfixierten Klub beschert hat. In seinem vierten Jahr als Chefcoach in Köln findet er bei seiner Mannschaft nicht weniger Anklang als zu seinen Anfängen in der zweiten Liga. Der Österreicher gehört zu den wenigen Repräsentanten des Profifußballs, die nicht den Eindruck erwecken, dass sie zuallererst an den eigenen Vorteil denken.

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Der Transferfall Mavraj ist dafür ein Beispiel. Stöger bedauert es, einen Mann zu verlieren, den er zu den "Fixposten" zählt - aber er gönnt seinem Spieler, dass er künftig anderswo das Doppelte verdienen kann. Lamentieren gehört nicht zu Stögers Weltbild: "Wer gesehen hat, was wir in dieser Saison ersetzt haben, der hat die Hoffnung, dass wir auch das ersetzen können", sagte er vorausschauend. Als Ersatz für den Kreuzband-operierten Flügelmann Marcel Risse verpflichtete der FC bereits Christian Clemens, der aus Mainz zurückkehrt; weitere Transfers sollen folgen.

Sicherlich hätte aber auch er nichts dagegen einzuwenden, wenn ihm die FC-Manager den einen oder anderen Julian Brandt, Wendell oder Hakan Calhanoglu auf den Trainingsplatz stellen würden: "Leverkusen hat schon ein paar richtig gute Kicker in den Reihen", sagte Stöger nach dem Spiel der ungleichen Nachbarn. Der kostbare Bayer-Kader hat zurzeit zwar in der Tabelle das Nachsehen gegenüber dem FC, die Vereinsführung widersteht aber weiterhin der Versuchung, Chefcoach Roger Schmidt das Misstrauen auszusprechen. Die messbare Leistungssteigerung der Leverkusener Elf nach zuletzt dunklen Wochen und das präzise den Spielanteilen gerecht werdende 1:1 rettete den Bayer-Oberen das Weihnachtsfest. Nach Modestes herrlichem Tor zur Kölner Führung hatte Wendell den Ausgleich erzielt.

Bevor Bayer-Sportchef Rudi Völler gut gelaunt in die rheinische Nacht entschwand, rechtfertigte er das Festhalten am umstrittenen Matador Schmidt mit Gesellschaftskritik: Die vielen Trainerentlassungen der Liga seien Ausdruck "einer großen Hysterie", sagte er und legte für Bayer ein Veto ein: "Auch wenn alle Druck machen, muss man nicht alles mitmachen." Ab in die Winterpause und hoffen, dass nächstes Jahr alles besser wird - auch das ist doch ein schönes Motto.

© SZ vom 23.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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