Resümee:Gute Idee mit der Spree

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Die beteiligten Athleten zeigen sich mehrheitlich begeistert über das Konzept der Sammel-DM.

Deutsche Meisterschaften sind in kleineren olympischen Disziplinen oft Nischenveranstaltungen, manche finden sonst bei Vereinen auf dem Land statt, wie beim Bogenschießen. In Berlin hatten die meisten der über 2200 Finalisten in zehn Sportarten daher zwei Herausforderungen zu meistern: die sportliche Leistung und den Umgang mit der ungewohnten Atmosphäre. Am Spreeufer, bei den Kanuten, oder auch auf dem weitläufigen Gelände vor dem Olympiastadion herrschte Volksfest-Trubel, von dem sich die meisten tragen ließen, mit dem aber auch nicht jeder zurecht kam.

Bei den Fünfkämpfern, die zwischen Nervenstärke und Kraftbolzen eine breite Spanne an Disziplinen beherrschen müssen, fielen einige der Stärksten beim Springreiten oder später beim Schießen zurück. Mit dem Sieg des 25-jährigen Fabian Liebig war nicht unbedingt zu rechnen. Auch nicht mit dem von Bogenschützin Elena Richter beim Recurve-Wettkampf. Sie hatte überraschend Lisa Unruh bezwungen, die vor größerer Kulisse zu oft die Neun statt der Zehn getroffen hatte. "Es haben immer ein paar Millimeter gefehlt", sagte die Olympia-Zweite von Rio im ZDF. 6:4 stand es nach fünf Durchgängen. Bei den Boxkämpfen, die schon einige Tage zuvor begonnen hatten, nutzten einige Akteure die Chance, sich vor großem Publikum zu empfehlen, wie der Schweriner Mittelgewichtler Kevin Boakye-Schumann, der mit seiner Dynamik begeisterte - auch im Finale gegen Silvio Schierle, das er 5:0 nach Punktrichterstimmen gewann.

Das DM-Experiment vor mehr Publikum wurde bei den Kanuten auf der Spree noch etwas ausgeweitet, nämlich mit einem neuen Format: dem 160-Meter-Sprint. Das ist ein Wettkampf, der kaum, dass die Boote in Fahrt geraten, auch schon wieder vorbei ist. Mit Skepsis hatte dies zum Beispiel der Kajak-Olympiasieger Ronald Rauhe vorab betrachtet, dann gewann er aber im Einer überraschend gegen den zwölf Jahre jüngeren Max Rendschmidt, und insgesamt fand Rauhe das Format schließlich zukunftsweisend und doch eine gute Idee: "Die Stimmung hat uns nach vorne gepeitscht, und ich kann nur bitten, das alles zu wiederholen."

Damit diese Sammel-DM überhaupt stattfinden konnte, brauchte man diese eine Schnittstelle, die im olympischen Kalender Anfang August noch frei war. Deshalb fahren nun die einen Sportler in den Urlaub (zum Beispiel die Schwimmer), und für die anderen startet die Saison erst so richtig, etwa für Kanuten, Turner oder die Fünfkämpfer. Die haben einen Tag Pause, dann geht es nach Bath in England, zur Europameisterschaft.

© SZ vom 05.08.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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