Renato Sanches:Sein Flausen-Fußball irritiert die Bayern

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Renato Sanches (rechts) gegen Hoffenheims Sebastian Rudy. (Foto: Uwe Anspach/dpa)
  • Renato Sanches ist erst 19 und ein großes Versprechen für die Zukunft beim FC Bayern.
  • Gegen Hoffenheim fällt er jedoch vor allem mit Flausen-Fußball und falschen Entscheidungen auf.
  • Die Münchner wollen ihrem Talent noch Zeit geben.

Von Matthias Schmid

Renato Júnior Luz Sanches sucht gerne mal Orientierung bei seinen älteren Mitspielern. Als David Alaba damit anfing, seine imposanten Kopfhörer über der Wollmütze zu tragen, imitierte Sanches den Österreicher. Es sah auch ziemlich lässig bei ihm aus mit seinen langen Rastalocken. Man darf bei aller kritischen Betrachtung ja nicht vergessen: Dieser Sanches ist erst 19 Jahre alt. Am Dienstagabend stand er nach längerer Wartezeit mal wieder in der Startformation der Bayern; und eine größere Öffentlichkeit konnte miterleben, dass er auch noch wie ein 19-Jähriger Fußball spielt - mit allen Flausen und Fehlern.

In den ersten zehn Minuten erlaubte sich der Portugiese so viele Fehlpässe wie Philipp Lahm in seiner ganzen Karriere nicht. Auch beim Hoffenheimer Gegentor von Andrej Kramaric (21.) hielt er sich vornehm zurück, anstatt seinen mächtigen Körper in den Schuss zu stellen.

Sanches sieht nicht aus wie ein 19-Jähriger, körperlich wirkt er viel reifer, er hat die Nackenmuskeln eines Schwergewichtsboxers. Und wenn er seine Wucht und seine Technik gewinnbringend einzusetzen vermag, dann kann man das große Versprechen erkennen, das viele in ihm sehen. Auch die Bayern-Verantwortlichen. Sie überwiesen im Sommer vorigen Jahres einen Grundbetrag von circa 35 Millionen Euro an Benfica Lissabon, es war ein Investment in die Zukunft, um die sie viele beneidet haben. Auch José Mourinho ärgerte sich darüber, dass sein neuer Klub Manchester United nicht ernsthaft mitgeboten hatte.

Alonso weist Sanches zurecht

In seinen guten Momenten bekommt man eine Ahnung davon, warum der Sohn einer kapverdischen Einwandererfamilie bei der EM zum besten jungen Spieler ausgezeichnet wurde, Sanches kann dann mit seinem robusten Stil die Bälle nicht nur erobern, sondern sie auch präzise weiterspielen, so wie kurz vor der Pause in Sinsheim, als er in den Lauf von Kingsley Coman passte, nach dessen Flanke Robert Lewandowski den Ball an die Latte bugsierte.

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In seinen schlechteren Momenten irritiert Sanches' mit seinen wilden Laufwegen und seinen Ballverlusten aber auch die erfahrensten Mitspieler. Er gibt ab, wenn er schießen sollte, er schießt, wenn er abgeben sollte. Xabi Alonso wies ihn gegen Hoffenheim mehrmals zurecht. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Carlo Ancelotti ist nicht entgangen, dass Sanches mehr fremdelt, als sie sich das vorstellen konnten. "Es war ein heftiger Wechsel für mich", hat Sanches kürzlich eingeräumt.

Ancelotti will Sanches die Zeit geben, die er benötigt, um sich in einem fremden Land und einem fremden Team zurechtzufinden. "Als Falcao 1980 nach Italien nach Rom kam, schien er in den ersten sechs Monaten nicht Falcao, sondern sein Bruder zu sein", erinnerte Ancelotti an den komplizierten Start des Brasilianers. Deshalb sieht der Trainer bei Sanches über manches hinweg, er sagt: "Wir müssen seine Wucht in die richtigen Bahnen lenken."

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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