Süddeutsche Zeitung

Remis auf Schalke:Die Null steht noch einmal

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Zum Karriereende ihres Trainers Huub Stevens schaffen die Schalker lediglich ein 0:0 gegen Stuttgart. Die Schwaben sehen sich gewappnet für die Relegation um den Ligaverbleib - und hoffen dafür noch auf ein paar Tipps von Stevens.

Er musste nicht lange überlegen, als ihn ein Journalist fragte, ab wann er sich denn von seiner schwierigen Rettungsmission erholen wolle: "Gleich!", schoss es aus Huub Stevens' Mund. "Keine Tagungen, keine Termine. Gleich!" Dann verließ er die Veltins-Arena mit feuchten Augen: "Wie kann ich sonst sagen, dass es Liebe ist." Das Spiel hat den Schalker "Jahrhunderttrainer" Stevens und die Fans nicht recht versöhnen können: "Ich hoffe, hier nicht mehr zu sein", sagte der 65 Jahre alte Coach verschmitzt nach am Samstag nach dem Spiel gegen den VfB Stuttgart. "Die Null muss stehen!", diesen Satz prägte Stevens einmal, doch so ganz zu seinem endgültigen Karrierende, einem königsblauen Feiertag, passte das Ergebnis 0:0 dann doch nicht.

Der abgestürzte Vorjahres-Zweite beendete die enttäuschende Bundesliga-Spielzeit auf dem 14. Tabellenplatz und muss mit dem künftigen Trainer David Wagner in der kommenden Saison einen kompletten Neustart hinlegen. Stevens sagte dem Neuen schon einmal jegliche Unterstützung zu. "Er ist ein junger Trainer. Ich glaube, dass er die Unterstützung nötig hat. Nicht nur von einem Alt-Trainer, sondern von allen Leuten hier auf Schalke."

Noch einmal ganz andere Aufgaben stehen dagegen für den Stuttgarter Trainer Nico Willig an, der mit dem VfB in die Relegation um den Ligaverbleib muss. Gegner wird dann entweder Union Berlin oder der SC Paderborn sein, entschieden wird darüber am Sonntag. Doch bevor sich der Interimstrainer des VfB Stuttgart in die detaillierte Vorbereitung auf die zwei wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte stürzte, blickte er zu Stevens. "Er ist einfach der Retter. Ich hoffe, er gibt mir noch einen kleinen Tipp, wie man das zu machen hat", sagte Willig lachend.

"Wenn sie so spielen wie gegen uns, dann schaffen sie es", sagt Stevens

Die wenig spektakuläre Nullnummer dürfte die möglichen Relegations-Gegner ja nicht groß verschreckt haben. Aber der stolze Traditionsverein geht mit einer gewissen Portion Selbstbewusstsein in die Spiele gegen den Dritten der zweiten Bundesliga, das spürt Willig. "Wir glauben total an uns", sagte der 38-Jährige. Sieben Punkte aus vier Spielen unter Willigs Regie machen die Schwaben - unabhängig vom Gegner - zum Favoriten. "Wir müssen da jetzt durch", sagte Torhüter Ron-Robert Zieler und ergänzte trotzig: "Entschuldigung, wir sind Leistungssportler. Ich erwarte, dass jeder weiß, um was es geht. Das muss einfach möglich sein."

Noch nach der Rückkehr in Stuttgart am Samstagabend ordnete Willig eine Regenerationseinheit an. Nach dem freien Sonntag soll es ab Montag nur noch um den Klassenverbleib gehen. Im finalen Showdown um dieses große Ziel empfangen die Stuttgarter am Donnerstag zunächst zu Hause den Zweitligisten, vier Tage später geht es dann zum Gegner. Sportvorstand Thomas Hitzlsperger setzt seine Hoffnungen vor allem in das Spiel vor eigenem Publikum. "In Heimspielen waren wir stark, das hat den Spielern gutgetan", sagte Hitzlsperger.

In der Tat: Seit Willig vor rund vier Wochen von der Stuttgarter Jugend in die erste Reihe gerückt war, kam der Glauben beim VfB zurück. Daheim gewann er gegen die Europa-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg (3:0) und Borussia Mönchengladbach (1:0). In Gelsenkirchen folgte nun ein weiteres Spiel ohne Gegentor - für die schwächste Abwehr der Liga ein echtes Erfolgserlebnis. "Von der Bereitschaft, Mentalität und Atmosphäre kann man das Spiel nicht vergleichen", sagte Zieler, "aber wir haben das hier souverän über die Bühne gebracht."

Die Unterstützung von einem Ehemaligen haben die Schwaben jedenfalls sicher. Stevens, der den VfB als "Feuerwehrmann" selbst zweimal zum Klassenerhalt geführt hatte, glaubt fest an seinen Ex-Klub: "Sie haben heute gezeigt, dass sie in die erste Bundesliga gehören. Wenn sie so spielen wie gegen uns, dann schaffen sie es", sagte der Niederländer, bevor er dann endlich auch regenerieren durfte.

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SZ vom 19.05.2019 / SZ, sid, dpa
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