Relegationsspiel gegen Australien:Haas und Kohlschreiber fehlen im Davis Cup

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Überraschung im deutschen Davis-Cup-Team: Im Duell gegen Australien um das Fortbestehen in der Weltgruppe muss der DTB ohne seine zwei besten Tennisprofis auskommen. Tommy Haas verzichtet aus persönlichen Gründen, Philipp Kohlschreiber wird von Teamchef Patrik Kühnen aussortiert - in der Mannschaft scheint es große Differenzen zu geben.

Misstrauen, verletzte Gefühle und ein Rausschmiss: Das deutsche Davis-Cup-Team schlittert gut eine Woche vor dem so wichtigen Relegationsspiel gegen Australien am Hamburger Rothenbaum (14. bis 16. September) in eine schwierige Phase. Am Dienstag sorgte Kapitän Patrik Kühnen einen erneuten Aufreger und warf mit Philipp Kohlschreiber den derzeit besten deutschen Tennis-Spieler aus der Mannschaft.

Tommy Haas will nicht, Philipp Kohlschreiber (Bild) darf nicht: Das deutsche Davis-Cup-Team muss gegen Australien ohne seine besten Spieler auskommen.  (Foto: AFP)

Dass Kühnen auf die Nummer 20 der Welt verzichtet, ist ein weiterer Beweis, dass das Vertrauensverhältnis innerhalb des Teams völlig zerrüttet ist. Fehlen wird im Kampf um den Verbleib in der Weltgruppe I neben dem aktuellen US-Open-Achtelfinalisten Kohlschreiber aus persönlichen Gründen auch Altmeister Tommy Haas (Los Angeles). Stattdessen sollen Florian Mayer (Bayreuth), Cedric-Marcel Stebe (Vaihingen), Philipp Petzschner (Bayreuth) und Benjamin Becker (Orscholz) im Duell mit den "Aussies" den ersten Abstieg seit 2003 verhindern.

"Ich hatte bei den US Open ein gutes Gespräch mit Philipp und gedacht, dass die Querelen ausgeräumt sind. Danach hat er sich gegenüber den Medien wieder anders geäußert und den Inhalt unseres Gespräches konterkariert. Das hat mich geärgert", sagte ein sichtlich verägerter Kühnen. Danach habe der 46-Jährige noch einmal den Kontakt mit Kohlschreiber gesucht, wurde aber nur an den Manager verwiesen. "Das ist ein Punkt, an dem ich sage: 'Das geht nicht'. Da war für mich eine Grenze erreicht", sagte Kühnen. Das Team müsse über den Bedürfnissen des Einzelnen stehen, so Kühnen weiter: "Um für Deutschland spielen zu können, gehört mehr dazu als die sportliche Leistung."

Das Davis-Cup-Team scheint vor der Partie gegen Australien nicht mehr als eine Zweckgemeinschaft zu sein, eine echte Mannschaft ist trotz gegenteiliger Behauptungen kaum zu erkennen. Das Klima gilt als vergiftet, die Stimmung ist mies. Zuletzt hatte Kohlschreiber am Rande der US Open für weitere Unruhe gesorgt. "Wir sind kein Team, das durch Freundschaft glänzt. Wir sind unterschiedliche Charaktere, die sich wie Magnetpole voneinander weg bewegen", hatte der 28-Jährige nach seinem Zweitrundeneinzug gesagt.

Der Augsburger schmollt weiter wegen der kritischen Behandlung von Haas und Kühnen am Rande der 1:4-Niederlage im Februar gegen Argentinien. Kohlschreiber hatte damals wegen Krankheit abgesagt. Haas hatte das Fernbleiben des Patienten öffentlich kritisiert, Kühnen soll eine angebliche SMS der Unterstützung absichtlich unterschlagen haben. Spätestens seitdem geht ein Riss durch die Mannschaft - Kohlschreiber und Haas haben sich gar nichts mehr zu sagen. Und bei Kühnen revanchierte sich Kohlschreiber mit der Ausbootung als Kapitän für die Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf im Mai.

Ungeachtet der ganzen Animositäten sei Kohlschreibers Degradierung kein endgültiger Rausschmiss, beteuerte Kühnen: "Die Tür steht weiter offen und ich bleibe gesprächsbereit." Die Stimmung vor der Partie gegen Australien könnte also besser sein. Trotzdem geht Kühnen davon aus, dass sein Team den Klassenerhalt schaffen kann. "Ich glaube an diese Mannschaft, wir können gewinnen", sagte Kühnen, "wir werden alls dafür geben."

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