Das Glas ist „nicht halb voll, es ist dreiviertel voll“, hatte Jahn Regensburgs Trainer Joe Enochs vor dem zweiten Relegationsspiel festgestellt. Die Oberpfälzer waren mit guter Stimmung und viel Selbstvertrauen zu Wehen Wiesbaden gefahren. Sie hatten das Hinspiel nicht gewonnen, sondern nur 2:2 gespielt, sie hatten überhaupt seit Anfang April nicht mehr gewonnen, aber das war vor der entscheidenden Partie am Dienstagabend beim SV Wehen Wiesbaden alles egal: Sie hatten das Gefühl, dass endlich mal wieder ein Plan aufgeht.
Er ging auf, wenngleich sehr knapp: Dank geschicktem Konterfußball und ein wenig Glück bei zwei Schiedsrichter-Entscheidungen steigt Jahn Regensburg ein Jahr nach dem Zweitliga-Abstieg direkt wieder auf. Die Oberpfälzer sind damit auch die erste Mannschaft, die in drei Relegations-Duellen erfolgreich war.
Zweitliga-Relegation:Ein Schuss Hoffnung
Regensburg schafft im Hinspiel der Relegation noch ein 2:2. Leicht favorisiert im Duell um den Zweitliga-Platz ist nun der Kontrahent Wehen Wiesbaden - doch die Statistik spricht für den Jahn.
Es war für Regensburg ein Vorteil gewesen, das zweite Spiel auswärts angehen zu können – die Mannschaft macht nicht gerne selbst das Spiel, sie hatte in der Drittliga-Saison fast genauso viele Punkte auswärts (31) wie zu Hause geholt (32). Zwar hatte der Jahn im Hinspiel spielerisch mal wieder etwas sicherer gewirkt, doch zwischen den Zeilen hatte Joe Enochs für Spiel zwei schon klargemacht, dass die Mannschaft sogar noch „abwartender als in der Liga“ agieren werde. Sie brannte tatsächlich kein Offensiv-Feuerwerk ab, wie sich zeigen sollte: im Gegensatz zu ihren mit Pyrotechnik ausgerüsteten Fans. „So etwas wollen wir in Wiesbaden nicht sehen“, schimpfte der Stadionsprecher.
Kother trifft selbst und legt das 2:0 vor – ehe es nochmal richtig spannend wird
Die Gäste hatten die ersten Chancen, Hinspiel-Torschütze Dominik Kother verzog aus guter Position (15.), ehe die Gastgeber nach 20 Minuten erstmals gefährlich abschlossen (20.). Mit zunehmender Spieldauer verlagerte sich die Partie vor das Regensburger Tor, richtig brenzlig wurde es aber nicht. Der Ballbesitz für Wehen Wiesbaden näherte sich der Dreiviertel-Marke an (67 Prozent), aber auch das war Regensburg: egal. Denn mit dem Pausenpfiff lag der Ball im SV-Tor (45.+2). Nach einem perfekt vorgetragenen Konter flankte der flinke Konrad Faber von der rechten Seite an den Fünfmeterraum, wo Kother gut getimt per Kopf traf.
Gleich nach der Pause wurde es kurios: Wehen Wiesbaden forderte nach einem Rempler von Oscar Schönfelder Elfmeter, doch das war Regensburg egal, Faber erzielte mit dem nächsten Konter das 0:2 (47.), diesmal war Kother der Vorlagengeber, der sich damit endgültig zum Relegationshelden aufgeschwungen haben dürfte. Während des Torjubels wurde die vorige Szene vom Video-Assistenten überprüft, Schiedsrichter Martin Petersen wurde aber nicht gebeten, sich die Szene noch einmal anzusehen.
Die Gastgeber bauten wütend Dauerdruck auf, Jahn-Keeper Felix Gebhardt musste sich in der 50. Minute einen Schlenzer aus dem Kreuzeck fischen. Der Anschlusstreffer fiel dann aber nicht in der Belagerung, sondern nach einem schnellen Gegenstoß, Ivan Prtajin traf mit einem unhaltbaren Kopfball (81.). Kurz später gab es erneut Elfmeter-Forderungen nach einem vermeintlichen Jahn-Handspiel, wieder ohne Folgen. In der Nachspielzeit vergab der eingewechselte Jonas Bauer die Entscheidung (90.+2), Wehen Wiesbaden steigerte sich auf nutzlose 70 Prozent Ballbesitz und viele weitere Chancen, doch am Ende jubelten die 1000 mitgereisten Gäste.