Relegation:Knoche nickt ein

Bundesliga Promotion/Relegation Playoff Second Leg - Holstein Kiel vs VfL Wolfsburg

Sprung zum Klassenverbleib: Josip Brekalo kann sich dank des Kopfballtores seines Mitspielers Robin Knoche gegen Kiel darauf freuen, auch nächste Saison mit dem VfL Wolfsburg in der ersten Liga zu spielen.

(Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Durch ein Kopfballtor des Abwehrspielers gewinnt der VfL Wolfsburg mit 1:0 in Kiel und bleibt in der Bundesliga.

Es waren noch 16 Minuten zu spielen, als Robin Knoche nickte. Ein Eckball von Maximilian Arnold flog in den Kieler Strafraum, Knoche stieg hoch, und als er den Ball zum Treffer des Tages, zur Rettung des VfL Wolfsburg, zu einem weiteren Jahr Bundesliga ins Netz köpfte, da machte sein Kopf eine Bewegung, als würde er diesem Tor zustimmen. Als würde er sagen: Japp, das war es jetzt.

Und er hatte recht. Nach dem 1:3 im Hinspiel hätte Holstein Kiel drei Tore schießen müssen, aber ein Treffer in der 86. Minute erkannte Schiedsrichter Daniel Siebert nach Videobeweis wegen Handspiels wieder ab. Es blieb beim 1:0 und es ist natürlich eine passende Schlusspointe, dass ausgerechnet die beiden Eigengewächse einer dysfunktional zusammengekauften Mannschaft den VfL in der Liga gehalten haben: Arnold spielt seit 2009 für Wolfsburg, Knoche seit 2005. Schon im vorentscheidenden Bundesligaspiel gegen Köln hatte Knoche ein Kopfballtor gemacht.

Damit setzt sich in der Relegation zum sechsten Mal nacheinander der Bundesligist durch. Der letzte Zweitligist, der den Aufstieg über diesen Weg schaffte, war 2012 Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC. "Das war der schwierigste Job, den ich bis jetzt im Fußball hatte", sagte Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia anschließend. "Es kamen so viele Dinge zusammen. Jetzt bin ich erst mal nur leer, weil ich weiß, was hinter uns ist. Aber ich bin sehr, sehr zufrieden." Kiel ging geschwächt in die Partie. Dominick Drexler, der im Hinspiel zwei Wolfsburger auf der Torauslinie ausgespielt hatte, die Vorlage für den einzigen Kieler Treffer gab und auch sonst ein prägender Akteur war, fehlte wegen Oberschenkelproblemen. Labbadia konnte dagegen die gleichen Akteure aufs Feld schicken wie im Hinspiel. Angereist kam der VfL mit dem Flugzeug, weil wegen Baustellen Staus auf der Autobahn A9 befürchtet wurden.Die erste Chance hatte Felix Uduokhai. Nach einer Flanke von Arnold köpfte der Ex-Spieler von 1860 München am Tor vorbei. Das Spiel dominierte in den ersten Minuten jedoch Kiel. Schon im Hinspiel fiel auf, dass es der Klub mit spielerischen Mitteln probiert. Wo andere Zweitligisten einen langen Ball schlagen, wählte Holstein den gepflegten Spielaufbau. Nach gut einer Viertelstunde hatte Aaron Seydel am Montagabend dann die erste Chance für Kiel, aber er schoss am langen Eck vorbei. Das erste Tor erzielte in der 18. Minute schließlich Yunus Malli für Wolfsburg - jedenfalls für ein paar Sekunden. Schiedsrichter Siebert erkannte den Treffer nach einem Hinweis von Video-Schiedsrichter Robert Hartmann wieder ab. Divock Origi bekam zwar nicht den Ball, stand aber direkt vor Kiels Torhüter Kenneth Kronholm im Abseits.

Kiel machte zunächst weiter wie im Hinspiel, das hieß: Technisch sauberen Fußball spielen und Chancen versieben. Nach einem Foul von Uduokhai an Patrick Herrmann (nicht verwandt mit dem Mönchengladbacher Fußballer Patrick Herrmann) setzte Kiels Kapitän Rafael Czichos den Freistoß aus guter Position deutlich über das Tor. Nach 30 Minuten hatte Holstein 68 Prozent Ballbesitz. Das ist ein Wert, den normalerweise in der Bundesliga nur der FC Bayern erreicht. Allein: Der Ballbesitz führte nicht zum Ziel. Symptomatisch eine Szene kurz vorm Halbzeitpfiff. Alexander Mühling könnte schießen, passt aber zu Johannes van den Bergh, der könnte schießen, passt aber zu David Kinsombi, der schießen will - aber den Ball verstolpert.

Der Glaube im ausverkauften Holstein Stadion war zu diesem Zeitpunkt natürlich noch da. Seit 1911 trägt Kiel hier seine Heimspiele aus, es ist eine der traditionsreichsten Spielstätten in ganz Deutschland und wird in der kommenden Saison weiter ein Zweitliga-Stadion sein. Kiel hatte angekündigt, es auf über 18 000 Zuschauer ausbauen zu wollen. Trainer Markus Anfang wird zum 1. FC Köln gehen. Nach Schlusspfiff wurde er von den Fans gefeiert, Tränen waren in seinen Augen zu sehen. "Das ist schon sehr emotional jetzt, wir haben alle gemeinsam zwei richtig tolle Jahre erlebt", sagte Anfang. "Dass wir dieses Spiel verlieren, ist bitter."

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