Noch keine offizielle Bestätigung
Der Bundesliga-Rekordtransfer des belgischen Fußballers Kevin De Bruyne vom VfL Wolfsburg zu Manchester City ist so gut wie perfekt. Nach übereinstimmenden Medienberichten erzielte der Bundesliga-Zweite am Mittwochabend Einigung mit dem englischen Top-Klub. ManCity soll demnach rund 75 Millionen Euro für Deutschlands Fußballer des Jahres bezahlen. Über Bonuszahlungen könnte sich die höchste Summe, die je für einen Bundesligaspieler bezahlt wurde, noch auf rund 80 Millionen erhöhen.
Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang noch nicht, dies soll nach dpa-Informationen am Donnerstag erfolgen.
Am Ende konnten der VfL Wolfsburg und Kevin De Bruyne den Verlockungen des Geldes wohl nicht mehr widerstehen. De Bruyne wird aber am Freitag (20.30 Uhr) gegen Schalke 04 aber wohl schon nicht mehr dabei sein. Das viele Geld dürfte den sportlichen Verlust aber kaum kompensieren. Ohne den Fußballer des Jahres scheint Wolfsburgs Angriff auf Rekordmeister Bayern München nahezu aussichtslos.
Noch vor wenigen Wochen war VfL-Manager Klaus Allofs "zu 99,9 Prozent" sicher gewesen, dass sein wichtigster Spieler bleibt - doch dann machte Manchester Ernst. De Bruyne steigt mit dem spektakulären Wechsel zum mit Abstand teuersten Spieler der Bundesligageschichte auf. Der bisherige Toptransfer war der Brasilianer Roberto Firmino, für den der englische Erstligist FC Liverpool 41 Millionen Euro an 1899 Hoffenheim überwiesen hat. Selbst eine vom VfL angebotene Gehaltserhöhung von fünf auf angeblich 11,5 Millionen Euro konnte De Bruyne nicht mehr zum Bleiben bewegen. In Manchester kommt er dem Vernehmen nach auf ein Jahresgehalt von 15 Millionen Euro. Durch Prämienzahlungen könnte es sogar auf bis zu 20 Millionen Euro steigen.
Transferwirbel schien alle zu überfordern
Die Wolfsburger Klub-Verantwortlichen dürften am Ende auch deshalb grünes Licht für den Wechsel gegeben haben, weil die Hängepartie den Spieler und das gesamte Team negativ beeinflusst hatte. "Es ist schon richtig, dass uns das beeinflusst", hatte Allofs nach dem enttäuschenden 1:1 am Wochenende beim 1. FC Köln zugegeben. De Bruyne lieferte einen seiner schlechtesten Auftritte überhaupt im VfL-Trikot ab.
Der Wirbel um seine Person schien den eher schüchternen Rotschopf auch abseits des Rasens zu überfordern. Mit einem "Treue-Bekenntnis", das er einem Moderator bei einer Preisverleihung nachgesprochen hatte, sorgte De Bruyne selbst für Verwirrung. "Ich, Kevin De Bruyne, werde diese Saison auf jeden Fall für den VfL Wolfsburg spielen", sagte der 24-Jährige. De Bruyne wird das fast schon familiäre Umfeld in Wolfsburg nun wohl gegen den Konkurrenzkampf der Millionarios in Manchester eintauschen, wo sich etliche Stars um elf Plätze für die Startelf tummeln.
Bei seinem ersten England-Abenteuer war der Rotschopf gescheitert. Beim FC Chelsea konnte er sich unter Teammanager José Mourinho nicht durchsetzen und flüchtete in die Bundesliga. Bei seinem zweiten Versuch in der Premier League dürfte De Bruyne aber weniger Anpassungsprobleme haben, denn in Wolfsburg ist er seit seiner Ankunft im Januar 2014 zum absoluten Führungsspieler gereift.
Wen holt jetzt der VfL Wolfsburg?
Laufstark, schnell und treffsicher präsentierte sich der 24-Jährige in der zurückliegenden Spielzeit. Mit 22 Vorlagen sorgte der Ligatopscorer für einen Bundesliga-Rekord. Mit seinen Leistungen hatte De Bruyne auch das Interesse der Bayern geweckt, der Meister entschied sich aber gegen einen Einstieg in den Transferpoker.
Bei De Bruynes Entscheidung hat nicht nur das Geld eine Rolle gespielt. Während Branchenprimus München für die Top-Spieler Douglas Costa und Arturo Vidal viel Geld ausgegeben hat, verstärkte sich der VfL lediglich durch Nationalspieler Max Kruse. Aufgrund des Financial Fair Plays durfte Allofs nicht so einkaufen, wie er es gerne gewollt hätte - und wie es sich sein Star gewünscht hatte. "Wenn du vorankommen willst, müssen noch weitere gute Spieler kommen. Die brauchen wir für die Champions League", hatte De Bruyne gesagt.
Jetzt ist zwar viel Geld da und das Financial Fair Play kein Problem mehr, doch die Zeit bis zum Ende der Transferperiode am Montag ist knapp - und ein adäquater Ersatz ist ohnehin illusorisch. Gehandelt werden die Namen Dennis Praet (RSC Anderlecht) und Adnan Januzaj (Manchester United). Allerdings scheint Allofs sein Ahuptaugenmerk eher auf einen Defensivspieler zu richten. Angeblich soll er bereits Gespräche mit Bayern-Verteidiger Dante geführt haben.