Bundesliga:FC Bayern wird zum vierten Mal in Folge deutscher Fußball-Meister

FC Ingolstadt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Philipp Lahm feiert schon seinen siebten Meistertitel mit Bayern, Robert Lewandowski immerhin den zweiten.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Christopher Gerards

Elfmeter für den FC Bayern also. Samstagnachmittag, die 13. Minute, Franck Ribéry liegt im Strafraum des FC Ingolstadt. Der FC Bayern und die Elfmeter, das war ja zuletzt eine komplizierte Geschichte, sie geht - sehr verkürzt - so: Der FC Bayern bestreitet ein entscheidendes Spiel, Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid, er führt 1:0, er bekommt Elfmeter, er könnte dem Finale sehr nahe kommen. Aber dann verschießt Thomas Müller. Und später scheidet der FC Bayern aus.

Samstagnachmittag in Ingolstadt. Wieder ein entscheidendes Spiel, wieder Elfmeter für den FC Bayern. Der Schütze heißt diesmal nicht Thomas Müller, er heißt Robert Lewandowski. Trippelschritte beim Anlauf, eine Verzögerung, Lewandowski schießt flach ins Eck. Der FC Bayern führt 1:0. Und später wird er deutscher Meister.

Der FC Bayern gewinnt nach seinem 2:1-Sieg gegen den FC Ingolstadt also die "Fab Four", wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagen würde. Vier Meisterschaften in Folge - das hat es in der Bundesliga noch nie gegeben. So gesehen war es ein historischer Samstagnachmittag in Ingolstadt, und er fühlte sich sogar ein kleines bisschen historisch an, trotz seiner Vorgeschichte.

Eigentlich hatte der FC Bayern ja eine Woche hinter sich, die nicht zuallererst aus guten Nachrichten bestand: Aus in der Champions League, Physio-Streit mit Trainer Pep Guardiola, ein Whistleblower in der Kabine, diese Dinge. Und wenn man ehrlich ist, war der FC Bayern schon vor dem Spiel der früheste gefühlte Meister der Geschichte, er hat sich im Oktober quasi selbst proklamiert, mit einem Fünfzueins gegen den BVB. Überraschend an der Meisterschaft des FC Bayern war nur, dass sie erst am vorletzten Spieltag perfekt wurde. Die Begegnung in Ingolstadt drohte daher, ein Nachmittag nach Vorschrift zu werden. Aber dann entwickelte sich ein Spiel, das selbst nicht geahnt hatte, dass es so unterhaltsam sein könnte.

Er erwarte ein "kompliziertes Spiel", hatte Bayern-Trainer Pep Guardiola vorab gesagt, und vermutlich stellte er genau deshalb eine sogenannte A-Elf auf, anders als noch vor einer Woche, beim 1:1 gegen Gladbach. Nur Arturo Vidal (Infekt) und Jérôme Boateng (geschont) fehlten. Kompliziert? War das Spiel tatsächlich, und zwar von Anfang an. Wann immer Bayerns Verteidiger den Ball annahmen, rannte schon ein Ingolstädter Spieler auf sie zu, das störte die Bayern im Aufbauspiel.

Die Schwäche dieser Taktik zeigte sich allerdings nach präzise 13 Minuten. Da überrannte Douglas Costa Ingolstadts Abwehr in etwa so, wie Atléticos Saul es vor eineinhalb Wochen mit der Abwehr des FC Bayern getan hatte. Hinter die hoch stehenden Verteidiger spielte Costa schließlich einen Pass der Güteklasse tödlich, Ribéry nahm denselben mit, Marvin Matip foulte, Lewandowski traf per Elfmeter (14.). Die Szene gefiel den Bayern derart gut, dass sie sie acht Minuten später einfach wiederholten, nur mit anderen Protagonisten: Lewandowski passte, Costa lief auf Ingolstadts Tor zu. Übersteiger, Finte, Costa zog vorbei an Torwart Özcan, doch dann - störte Verteidiger Benjamin Hübner so entscheidend, dass Bayerns Angreifer den Ball ins Aus rumpelte.

Philipp Lahm feiert seine siebte Meisterschaft

2:0 hatte der FC Bayern das Hinspiel gewonnen, aber die Partie war weniger eindeutig verlaufen, als das Ergebnis es aussagt. Und so kam es auch am Samstag. Ein ständiges Hin und Her spielte sich ab, ein Spiel voller Tempo, voller Torchancen: Die 29. Minute, Dario Lezcano entsandte Moritz Hartmann in Richtung Strafraum, der lief auf Neuer zu, schoss mit rechts, das Netz zappelte, Hartmann rutschte auf den Knien - und schlug die Hände vors Gesicht. Außennetz. Die 32. Minute, Xabi Alonso passte hinter Ingolstadts Abwehr, ähnlich den vorherigen Chancen, und aus spitzem Winkel platzierte Lewandowski den Ball im Tor - sein 29. Treffer in dieser Saison. Die 34. Minute, Matthew Leckie rutschte zwei Meter vor Manuel Neuer in eine Flanke, zielte aber nur auf den Bauch des Nationaltorwarts. Die 36. Minute, Lewandowski stand vor Ingolstadts Tor, er hatte Torwart Özcan schon hinter sich gelassen - doch Hübner klärte vor der Linie. Die 41. Minute, Moritz Hartmann lief in Bayerns Strafraum, Xabi Alonso rannte von hinten heran, traf die Beine des Ingolstädters - Elfmeter. Hartmann schoss selbst und traf, nur noch 2:1.

Nach der Pause nahmen die Besuche in den Strafräumen etwas ab, hier und dort kam es aber noch zu Chancen. Alaba verzog aus der Distanz (51.), Costa per Direktabnahme aus der Luft (58.), Müller scheiterte an Özcan (61.). Auf der anderen Seite verpasste Hartmann den Ausgleich, sein Schuss flog flach nebens Tor (70.); und kurz vor Schluss zielte Lukas Hinterseer knapp an Manuel Neuers Tor vorbei. Der FC Bayern tanzte nach dem Abpfiff im Kreis, nur Xabi Alonso verpasste die Meisterfeier. Er war bei einem Kopfball mit Leckie zusammengeprallt und zog sich eine Rippenprellung zu.

Was bleibt, ist eben diese vierte Meisterschaft in Folge, die in der 53-jährigen Geschichte der Bundesliga noch keiner Mannschaft gelang, und auch vor der Einführung des Liga-Systems gab es eine solche Titel-Serie noch nie. Es ist der 26. Titel der Münchner und der 13. Titel in den vergangenen 20 Jahren. Die zweitmeisten Titel hat der 1. FC Nürnberg (9).

Der FC Bayern holte die Schale übrigens so "spät" wie schon lange nicht mehr. Vergangene Saison wurde Bayern am 30. Spieltag Meister, davor sicherten die Münchner sich den Titel am 27. Spieltag (2014) und am 28. Spieltag (2013). Zuletzt wurde Bayern 2010 unter Louis van Gaal erst am 34. Spieltag Meister. Schon vergangene Woche hätte Bayern die Schale holen können, ein 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach reichte jedoch nicht. Die späte Meisterschaft liegt hauptsächlich an Konkurrent Borussia Dortmund, der so viele Punkte holte wie noch kein Tabellenzweiter in der Bundesliga-Geschichte. Pep Guardiola holt damit die dritte Meisterschaft in seiner dritten Saison.

Für Kapitän Philipp Lahm ist es die siebte Meisterschaft seiner Karriere. Nur Oliver Kahn, Mehmet Scholl und Bastian Schweisteiger (alle acht) haben die Schale häufiger gewonnen.

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