Süddeutsche Zeitung

Reitsport:Ein Gefühl von Leichtigkeit

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Springreit-Weltmeisterin Simone Blum musste ihren großen Traum von den Olympischen Spielen ad acta legen - ihr Spitzenpferd DSP Alice pausiert nach einer Operation. Bei der Pferd International will Blum ihrem Nachwuchstalent Cecile Wettkampfpraxis geben.

Von Sabine Neumann

Wenn Simone Blum an diesem Donnerstagmorgen in den Parcours galoppiert, wird sich der eine oder die andere wundern: Ist das nicht DSP Alice? Auf der Sunshine-Tour in Spanien, als sie zum ersten Mal ihr Nachwuchspferd Cecile ritt, wurde Blum mehrmals darauf angesprochen. Die achtjährige Dunkelfuchsstute, Lilly genannt, sieht der vierbeinigen Weltmeisterin DSP Alice verblüffend ähnlich. "Sie hat ganz, ganz viel Ehrgeiz, eine sehr gute Einstellung und viel Kampfgeist. Ich will Lilly in München reiten und bin gespannt, wie sie sich weiterentwickelt", sagt Blum.

Das Springtalent kam fünfjährig in ihren Stall, war aber "etwas frech" und wurde deshalb zunächst von Hans Günther Blum, Simone Blums Ehemann und Trainer, geritten. 2019 übernahm Stallreiter Adam Morgan die Zügel, bis sich die Weltmeisterin vor gut drei Monaten zum ersten Mal selbst in den Sattel setzte - und begeistert war. "Wir sind in sehr kurzer Zeit zu einem Team zusammengewachsen", sagt die 32-Jährige. Nach ersten "noch etwas holprigen" Nullrunden über 1,30 Meter arbeitete sich das neue Paar bis zum ersten Weltranglisten-Springen über 1,45 Meter vor - eine riesige Steigerung. Noch dazu gab die Stute ihrer Reiterin "ein Gefühl von Leichtigkeit und enormer Qualität".

Auf der Pferd International wird Blum ihr Nachwuchspferd am heutigen Donnerstag in der Einlaufprüfung, einem Fehler-Zeit-Springen über 1,35 Meter, einsetzen. "Mal schauen, wie es geht. Der Hufeisenplatz hat seine eigenen Gesetze", dämpft Blum allzu große Erwartungen. Am Freitag ab 16 Uhr steht ein Fehler-Zeit-Springen über 1,40 Meter für Cecile auf dem Programm, und am Samstag wartet die erste größere Aufgabe auf sie. Das Weltranglistenspringen über 1,45 Meter mit Stechen ist die Qualifikation für den Großen Preis am Sonntag ab 13 Uhr (die Prüfungen überträgt www.clipmyhorse.tv live). Der Turnierhöhepunkt, ebenfalls über Zwei-Sterne-S-Niveau von 1,45 Metern, ist zugleich eine Wertungsprüfung der Riders Tour. In der von Paul Schockemöhle initiierten Turnierserie geht es nicht nur um Preisgeld, sondern auch um den renommierten Titel "Rider of the Year". Für die Pferd International ist das eine sportliche Aufwertung, die vor Corona undenkbar gewesen wäre.

München ist dieses Jahr die dritte von sechs Riders-Tour-Stationen

In der Vergangenheit fanden das Hamburger Derby, traditionell eine Etappe der Riders Tour, und die Pferd International fast immer zeitgleich statt. Hamburgs sportlicher Schwerpunkt lag eindeutig auf dem Springen, während in München die Dressur im Vordergrund stand. In diesem Jahr kam es Corona-bedingt allerdings zu Absagen und Terminverschiebungen im Turnierkalender. Das Hamburger Derby wurde in den August gelegt, während das Münchner Veranstaltungsteam um Lena Breymann und Jürgen Blum alles daransetzte, den Mai-Termin zu halten und die Riders Tour-Etappe in die Pferd International zu integrieren. Heuer ist München nach Hagen am Teutoburger Wald und Redefin die dritte von insgesamt sechs Riders-Tour-Stationen. Der "Rider of the Year" der aktuellen Saison soll im Februar 2022 beim Finale in Neumünster gekürt werden.

Die Pferd International ist gut besetzt. Richard Vogel, Andre Thieme, Alexa Stais und Frederic Tillmann, alle unter den Top Ten des aktuellen Riders Tour-Rankings, kommen nach München und bekommen Konkurrenz von Hans-Dieter Dreher, Jörne Sprehe, Denis Nielsen, Benjamin Wulschner und Philip Rüping. Bayern ist mit Reitern wie Tobias Bachl, Maximilian Weishaupt oder Wolfgang Puschak gut vertreten. Die Schweizer Werner Muff und Pius Schwizer haben ebenso genannt wie der für Hongkong startende Patrick Lam. Er nahm bereits 2008 im Springen an den Olympischen Spielen teil und ist ein potentieller Kandidat für Tokio.

Weltmeisterin Blum musste ihren großen Traum von den Olympischen Spielen ad acta legen. Ihr Spitzenpferd DSP Alice pausiert, nachdem ein hartnäckiger Bluterguss am Bein operativ entfernt werden musste. Bald darf Blum mit vorsichtigem Aufbautraining beginnen, aber die Rekonvaleszenz braucht Zeit. In der aktuellen Saison ruhen ihre Hoffnungen vor allem auf dem elfjährigen DSP Cool Hill. Wie Cecile kam der Schimmel jung in den Stall und entwickelte sich seit 2016 kontinuierlich weiter. Ihn will Blum in der Riders-Tour-Wertung, dem Großen Preis am Sonntag, reiten. Vor zwei Wochen zeigte sie sich mit Cecile und DSP Cool Hill in Gorla Minore/Italien top in Form. Das sind gute Voraussetzungen für die Pferd International.

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