Reitsport:Auf den Spuren einer Legende

Weltranglistenspringen CSI4 Championat Salzburg 1,55m (2.Qualifikation für den Equitron-pro Grand Prix), im Messezentrum; Reiten, Max Kühner

Keine Teilnahme an Olympia, dafür die Chance auf den lukrativen Grand Slam: Der Springreiter Max Kühner (hier beim Championat von Salzburg mit Eic Caleo).

(Foto: Rudolf Gigler/imago)

Der Starnberger Springreiter Max Kühner wird mit seinem Grand-Prix-Sieg in 's-Hertogenbosch zum Anwärter auf den Grand Slam. Ein Erfolg, der bisher erst einem Reiter überhaupt gelungen ist.

Von Sabine Neumann

Max Kühner ist nicht für Gefühlsausbrüche bekannt, aber nach diesem Stechen jubelte er überschwänglich und lobte immer wieder seinen DSP-Wallach Elektric Blue P. "Wir sind volles Risiko gegangen und es hat geklappt", sagte der Starnberger später. Insgesamt 700 000 Euro hatte ein Luxus-Uhren-Hersteller für den Großen Preis im niederländischen 's-Hertogenbosch am vergangenen Wochenende ausgelobt. Kühner erhält für seinen Sieg in 32,52 Sekunden 231 000 Euro. Nur 17 Hundertstel langsamer preschte der zweitplatzierte Brasilianer Marlon Modolo Zanotelli mit VDL Edgar M über die Ziellinie.

Der spektakuläre Erfolg mit dem zehnjährigen Electric Blue P hat Kühner überwältigt. Den nicht unbedingt typschönen Braunen entdeckte er vor gut sieben Jahren bei den DSP-Hengsttagen in München, einer Zuchtveranstaltung. Die Erlaubnis, für Nachwuchs zu sorgen, erhielt das Deutsche Sportpferd (DSP) damals nicht. Dafür stach sein Springtalent ins Auge. Nachdem Kühner auf der Auktion den Zuschlag erhalten hatte, legte er die Ausbildung des damals knapp Dreijährigen zunächst in die Hände von Helmut Schönstetter, bis er das vielversprechende Talent 2018 selbst übernahm und für den Spitzensport aufbaute. Bei den Dutch Masters gelang ihnen nun der bisher größte gemeinsame Erfolg.

Nur der Brite Scott Brash hat drei der schwersten Großen Preise nacheinander gewonnen

'S-Hertogenbosch gehört zudem zu einer höchst lukrativen Turnierserie, dem ebenfalls vom Hauptsponsor ausgerufenen Grand Slam. Um diesen und ein Preisgeld von einer Million Euro zu gewinnen, braucht es drei Turniersiege. Kühner ist nun Anwärter darauf. Bei den nächsten drei Stationen winken dem 47-jährigen Familienvater zusätzlich zum Preisgeld hohe Boni: zwischen 250000 Euro bei zwei Turniersiegen innerhalb des Zyklus und zwei Millionen Euro bei vier Siegen direkt hintereinander - der vierte Sieg allein bringt eine Belohnung von einer Million. Die Prämie ist unabhängig davon, welche Pferde die Reiter einsetzen.

Wie schwer dieser Grand Slam im Springsport zu knacken ist, zeigt die Tatsache, dass es bisher erst einen einzigen Millionen-Sieger gab. Nur dem Briten Scott Brash gelang das Kunststück, drei der schwersten Großen Preise nacheinander zu gewinnen, beim CHI Genf 2014, beim CHIO Aachen 2015 und bei den Spruce Meadows Masters 2015. Als einziger Grand Slam-Sieger ist der inzwischen 35-Jährige schon jetzt eine Legende im Reitsport.

Olympia findet ohne Kühner statt - wegen eines Schulterbruchs fiel er im Qualifikationszeitraum aus

Für Kühner, der international für Österreich startet, kommt die Chance auf den Grand Slam in diesem Jahr nur allzu gelegen, denn an den Olympischen Spielen im August in Japan wird er nicht teilnehmen. Wegen eines komplizierten Schulterbruchs fiel der 23. der Weltrangliste im Qualifikationszeitraum aus. Nun könnte er als Grand-Slam-Anwärter vom 8. bis 12. September bei den Spruce Meadows Masters in Kanada zum regulären Preisgeld einen zusätzlichen Bonus von 500 000 Euro verdienen. Kühner, der eine Zeit lang mit Hugo Simon trainierte, war 2019 dem Sieg schon ziemlich nah. Im letzten Großen Preis von Spruce Meadows platzierte er sich mit seinem Championatspartner Chardonnay als Dritter. Auch in diesem Jahr würde der Starnberger seinen erfahrenen Schimmelhengst gerne dort einsetzen.

Der Zeitplan ist allerdings so gedrängt wie nie. Vom 30. August bis 4. September hat Kühner die erste Europameisterschaft mit "Blue" in Riesenbeck geplant. Vier Tage später will er Chardonnay in Spruce Meadows reiten und nur zwei Tage danach soll der CHIO mit "Blue" beginnen. In der Woche danach steht schon ein Turnier in New York auf dem Programm. Die Teilnahme an allen vier Veranstaltungen dürfte also schon allein logistisch eine Meisterleistung voraussetzen.

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