Reifenstreit in der Formel 1:Mercedes kommt mit Verwarnung davon

Formel 1 - Reifen Pirelli

Formel-1-Reifen sind in dieser Saison oft Grund für Diskussionen.

(Foto: dpa)

In der Affäre um die umstrittenen Reifentests in der Formel 1 ist ein Urteil gefallen: Mercedes und Pirelli sind dabei überraschend milde bestraft worden. Das Tribunal verhängt keine Geldstrafe und keinen Punktabzug, sondern lediglich eine Verwarnung.

Der Formel-1-Rennstall Mercedes kann aufatmen: Das Internationale Tribunal des Automobil-Weltverbandes FIA verhängte in Paris im Fall der umstrittenen Reifentests gegen das Team lediglich eine Verwarnung. Von einer Geldstrafe oder gar einem Punktabzug sah das Gericht ab. Außerdem wurden die Silberpfeile vom nächsten Nachwuchsfahrer-Test ausgeschlossen.

Die unabhängigen Richter folgten mit dieser Entscheidung im Streit um die Rechtmäßigkeit der dreitägigen Reifen-Testfahrten Mitte Mai auf Bitten von Pirelli praktisch dem Schlussplädoyer des Rennstall-Anwalts Paul Harris. Der Reifen-Lieferant wurde ebenfalls verwarnt.

Das Tribunal erklärte in der insgesamt 20-seitigen Urteilsbegründung, dass der Test nicht durchgeführt worden sei, damit Mercedes einen unfairen Vorteil erlange. Weder Pirelli noch Mercedes hätten zudem zu irgendeinem Zeitpunkt mit schlechter Absicht gehandelt.

Nach der zweimaligen Rücksprache mit FIA-Rennleiter Charlie Whiting hätte es für Mercedes auch keinen Grund gegeben, nicht zu glauben, dass sie Grünes Licht für die Tests hätten, erklärten die Richter.

Am Donnerstag war es zu einer rund siebenstündigen Anhörung gekommen, bei der Mercedes Konkurrent Ferrari heftig attackierte. Das Urteil kann vor dem Internationalen Berufungsgericht binnen sieben Tagen angefochten werden.

Mercedes und Pirelli hatten vom 15. bis 17. Mai mit den aktuellen Reifen in Barcelona Reifen für den Einheitshersteller getestet. Die sportlichen Regularien verbieten den Teams Tests während der Saison. Mit dem Urteil wolle das Gericht nun "soweit möglich den anderen Teams eine ähnliche Position ermöglichen, die Mercedes sich durch den Regelbruch verschafft hat", heißt es in der Urteilsbegründung.

Als strafmildernd wurde bewertet, dass Mercedes eine Aussage von FIA-Renndirektor Charlie Whiting als "qualifizierte Erlaubnis missverstanden" habe. Das Werksteam hatte Whiting telefonisch kontaktiert. "Wir haben ihn zweimal angerufen. Er hat zugestimmt", hatte Mercedes-Anwalt Paul Harris in seinem Schlussplädoyer gesagt.

Der Young Driver Test findet vom 17. bis 19. Juli in Silverstone nun ohne Mercedes statt, damit wählte das Tribunal exakt die Strafe, die Anwalt Harris im Schlussplädoyer als akzeptabel genannt hatte. In jeder Saison gilt für diese Tests mit Nachwuchsfahrern eine Ausnahme des allgemeinen Testverbots.

Die Konkurrenten dürften mit der Entscheidung nicht zufrieden sein. Schon vor dem Urteil hatte Sebastian Vettels Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei Sky gesagt: "Sie sind ihre Nachwuchsfahrer-Tests sowieso bereits eher mit Senioren gefahren. Dort verbannt zu werden, ist keine besondere Strafe." Red Bull und Ferrari hatten ursprünglich Protest gegen die Tests von Mercedes und Pirelli eingelegt.

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