Regions' Cup:Wie man bayerischer Nationalspieler wird

Istanbul v Bavaria: Group A -  2019 UEFA Regions' Cup Finals; Regions Cup

Alex Weiser spielt eigentlich für Bayernligisten Dachau - und steht mit einer bayerischen Auswahl nun im Finale der Europameisterschaft der Amateure.

(Foto: OH)

Beim Regions' Cup, der Fußball-EM der Amateure, steht Bayern im Finale. Verteidiger Alex Weiser erklärt, warum er für sein Bundesland auflaufen darf - und worauf es beim Wettbewerb wirklich ankommt.

Interview von Thomas Gröbner

Der Uefa Regions' Cup ist das Turnier der besten Fußball-Amateure Europas, am Mittwoch (18.30 Uhr) in Burghausen trifft eine Auswahl aus Bayern auf eine Elf aus Polen. 600 Spieler wurden gesichtet, Innenverteidiger Alex Weiser, 30, von Bayernligist TSV Dachau ist einer, der Deutschland bei diesem Wettbewerb vertritt.

Herr Weiser, welche Hymne wird beim Einlaufen beim Finale gespielt? Die deutsche Hymne oder die bayerische?

Es gibt keine Hymne, auch nicht die bayerische Hymne. Das ist eigentlich bisschen schade. Aber Nationalitäten spielen bei uns keine Rolle. Wir laufen zu einer Uefa-Hymne ein. Das ist auch schon beeindruckend.

Aber die bayerische Auswahl vertritt doch Deutschland bei diesem Turnier der Uefa?

Aber beim Regions' Cup ist die Nationalität egal. Hauptsache, unsere Spieler sind bei einem Verein in Bayern und höchstens in der fünften Liga. Und da ist die Hymne vielleicht auch ein bisschen fehl am Platz.

Wie wird man denn bayerischer Nationalspieler?

Ich wurde zum Sichtungstraining eingeladen, völlig überraschend, mit meinem Kollegen Sebastian Brey, der auch beim TSV Dachau spielt. In Fürth haben wir dann vorgespielt, 25 Spieler waren da. Das war mein erster Kontakt mit den Regions' Cup. Vorher hab ich nie etwas davon gehört. Eigentlich schade.

Und jetzt sind Sie begeistert?

Ja, wir leben gerade das Leben von Profis, es fehlt einem an nichts. Wir haben drei Physiotherapeuten, einen Mannschaftsarzt, es gibt Videoanalyse. Und wir reisen mit dem Bus der Frauen-Nationalmannschaft. Der Bayerische Fußballverband tut viel dafür, dass es uns gut geht.

Man könnte sagen, Ihr seid die beste schlechteste Nationalmannschaft?

Die beste schlechteste Nationalmannschaft (lacht), ja so könnte man das sagen. Spaß beiseite: Wir nehmen das alle hier sehr ernst, wohl keiner wird in seiner Karriere mehr international spielen, schon gar nicht bei einem von der Uefa offizielle ausgerichteten Turnier. Das ist hier eine Europameisterschaft. Halt die der Amateure.

Und wie hoch ist die Prämie für den Sieg?

Eine Prämie gibt es nicht. Es steht auch anderes als Geld im Vordergrund.

Nämlich?

Als Amateur erlebt man das kein zweites Mal. Man lernt viele Leute kennen, mit unseren Gegnern aus Istanbul, aus der Slowakei und aus der Normandie waren wir in einem Hotel. Wir haben zusammen gegessen, es ist ein großes Miteinander, das ist schön. Aber gewinnen will jeder.

Seit wann seid Ihr hier zusammen als Mannschaft?

Wir haben uns Freitag vor einer Woche getroffen und uns auf das erste Spiel gegen Frankreich vorbereitet. Aber trotzdem sind wir schon ein eingeschworener Haufen, obwohl wir nur wenig Zeit miteinander verbracht haben. Und durch den Finaleinzug hat sich ja nun alles bis Donnerstag verlängert...

Und da geht gerade der halbe Jahresurlaub drauf?

Ja, Urlaub muss man nehmen. Ich hab' beim Arbeitgeber angegeben, dass ich erst nach dem Finale zurückkomme. Und es ist noch keiner abgereist - ich geh davon aus, dass alle mit der Hoffnung auf das Finale ihren Urlaub geplant haben.

Und es hat sich gelohnt bisher...

Für einen Amateurfußballer gibt es nichts Schöneres. 2400 Zuschauer waren beim Sieg gegen die Türkei in Landshut im Stadion, da sind wir stolz. Ich habe im Internet gelesen, dass es die größte Kulisse beim Regions Cup war. Und es ist das erste Mal, dass sich eine deutsche Mannschaft für das Finale qualifiziert hat.

Dann haben Sie ja jetzt alles erreicht in Ihrer Karriere.

Erst, wenn wir am Mittwoch den Pokal in die Luft heben.

Und dann?

Dann hat uns der Alltag wieder.

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