Regionalligen:Planspiele der Viertklässler

Für keine der fünf Staffeln liegt bislang ein konkretes, offizielles Szenario für die Fortsetzung oder für den Abbruch der Saison vor.

Noch ist völlig offen, wie es in den deutschen Fußball-Regionalligen weitergehen soll. Für keine der fünf Staffeln liegt bislang ein konkretes, offizielles Szenario für die Fortsetzung oder für einen Abbruch der Saison vor. Alle vierten Ligen warten darauf, ob und wie es in der zerstrittenen dritten Liga weitergeht. Davon hängt ab, ob zeitnah vier Drittliga-Aufsteiger ermittelt werden müssen - oder ob die Viertliga-Saison auch langfristig fortgesetzt werden könnte. Geplant war, dass gemäß dem ohnehin umstrittenen Rotationsverfahren in diesem Jahr die drei Meister der Staffeln Bayern, Nord und Südwest direkt in die dritte Liga aufsteigen. Die Meister West und Nordost müssten in ein Playoff um den vierten Aufstiegsplatz.

Besonders unübersichtlich ist die Lage in der Regionalliga West, weil dort Tabellenführer SV Rödinghausen unabhängig von Corona auf einen Aufstieg verzichtet. 16 von 18 Vereinen sollen sich für einen Abbruch der Saison aussprechen. Am Dienstag haben nun aber die Traditionsklubs Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen einen Antrag eingereicht, die Aufstiegsfrage durch eine Finalrunde zu klären.

Beide Vereine, derzeit Dritter und Vierter der Tabelle, wollen aufsteigen. Sie schlagen vor, zeitnah auf neutralem Platz ein Ausscheidungsspiel gegeneinander auszutragen. Der Gewinner solle danach gegen den Tabellenzweiten SC Verl - ebenfalls in einem möglichst im Fernsehen übertragenen Geisterspiel auf neutralem Platz - den aufstiegsberechtigten Klub der Regionalliga West ermitteln. Ob dieser dann direkt aufstiege, weil es 2020 ausnahmsweise fünf Drittliga-Aufsteiger gibt, oder ob er ins Playoff müsste, ist unklar.

Essen und Oberhausen drängen also auf eine sportliche Entscheidung, denn im Falle eines Abbruchs wäre wohl der SC Verl aufstiegsberechtigt. Eine Anwaltskanzlei verweist im Namen von RWE darauf, dass ein Saisonabbruch rechtswidrig wäre und eine Entscheidung auf dem Spielfeld fallen müsse. "Das Bestreben des Verbands muss die Sicherstellung eines fairen sportlichen Wettkampfs sein", sagte Essens Klubvorstand Marcus Uhlig. In Nordrhein-Westfalen sollen vom 30. Mai an Fußballspiele auch in unteren Ligen wieder erlaubt sein.

Auch in der Regionalliga Nordost gab es bereits Planspiele, dass die vier besten Teams der Tabelle (Altglienicke, Cottbus, Lok Leipzig, Hertha BSC II) den Meister in einem Finalturnier auf neutralem Platz in Erfurt ermitteln. Diskutiert wird aber auch über einen Saisonabbruch - mit Ermittlung des Meisters durch eine komplizierte Quotientenregel. Dann würde der Tabellenzweite Lok Leipzig, der ein Spiel weniger absolviert hat, auf Platz eins springen. Doch die Konkurrenten kündigen für diesen Fall bereits rechtliche Klagen an.

Auch in der Regionalliga-Staffel Bayern herrscht inzwischen Unklarheit, weil der souveräne Tabellenführer Türkgücü München aus verschiedenen Gründen damit kokettiert, auf den Drittliga-Aufstieg möglicherweise zu verzichten. Ob dann der Tabellenzweite FC Schweinfurt 05 aufstiege oder ob die Saison doch irgendwann fortgesetzt wird - alles ist offen. In der Regionalliga Nord führt in der Tabelle der VfB Lübeck vor dem VfL Wolfsburg II. Im Südwesten will der 1. FC Saarbrücken, derzeit klarer Tabellenerster, den seit Jahren ersehnten Drittliga-Aufstieg realisieren - mit oder ohne Saisonfortsetzung.

Alle Diskussionen in der Regionalliga werden zudem überlagert vom Antrag des Südwest-Tabellenzweiten SV Elversberg, bereits zur neuen Saison wieder eine zweigleisige dritte Liga einzuführen. Dieser Antrag, mit dem sich am 25. Mai der außerordentliche DFB-Bundestag befassen muss, wird inzwischen von 27 deutschen Viertligisten offiziell unterstützt. Allerdings sind sämtliche Drittligisten dagegen.

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