Regionalliga:Wie damals in Kollnau

SpVgg Unterhaching v 1. FC Heidenheim - 3. Liga

"Ich weiß, was nach oben und was nach unten möglich ist": Heiko Herrlich, neuer Trainer in Regensburg.

(Foto: Johannes Simon/Bongarts/Getty)

Dass sein Engagement beim Regionalligisten Regensburg auch einen Peinlichkeitsfaktor birgt, sieht Trainer Heiko Herrlich nicht als Risiko für seine Karriere. Er will mit der Mannschaft zurück in den Profifußball.

Von Christoph Leischwitz

Niemand hatte Heiko Herrlich erkannt, er hatte sich dick eingepackt. Der 44-Jährige wollte damals, schon vor seiner offiziellen Verpflichtung, den SSV Jahn Regensburg spielen sehen, also fuhr er Ende November an einem Freitagabend nach Schweinfurt. Regensburg verlor verdient 1:2. Die Mannschaft hatte damit ausgerechnet zu Beginn der Winterpause die Tabellenführung in der Regionalliga Bayern verloren. "Ich muss sagen, ich war ein wenig geschockt", erzählt Herrlich über die Spielweise. Das ist keine Kritik an seinem Vorgänger Christian Brand, der damals bereits entlassen war, aber noch als Trainer an der Seitenlinie stand. Oder besser: stehen musste. Eine kuriose Situation, die der Unruhe im Verein geschuldet war. Diese wiederum erklärte auch ein Stück weit die Verunsicherung des Teams in dieser Phase. Einflussreiche Personen im Verein forderten dann eine Veränderung, unter anderem einen namhaften Trainer.

Sieben Wochen nach diesem letzten Pflichtspiel sitzt der namhafte Trainer in einem Konferenzraum der Regensburger Arena, die ersten zwei Trainingswochen hat er hinter sich gebracht. Hinter der Fensterfront liegen Tribünen und Rasen unter Schnee, als ob das Stadion auf größere Zeiten wartet. "Es ist eine Bürde, eine Last", sagt Herrlich, und meint: für seine Spieler. Dieses Stadion und die vierte Liga, das sei "nicht stimmig", er spricht zudem ungewöhnlich offen von einer "Drucksituation". Ein paar Sekunden später schiebt er lächelnd nach: "Ich kann damit umgehen."

Womöglich hat es auch deshalb einen wirklich namhaften Trainer in Regensburg gebraucht: Damit er den Spielern zeigen kann, wie man mit diesem Druck umgeht. Er hat zwar noch keine großen Mannschaften trainiert, zuletzt die SpVgg Unterhaching in der dritten Liga und danach die U17 des FC Bayern. Dafür passt er bestens nach Regensburg, denn die Ansprüche der Vereinsführung an die Mannschaft und die Ansprüche des Trainers an sich selbst sind deckungsgleich: Zurück in den Profifußball, weil man von dort kommt, weil man dort hingehört.

Auf seinen eigenen Vorschlag hin hat Herrlich angeboten, dass sich sein Vertrag erst einmal nur im Aufstiegsfall verlängert. So hätten beide Seiten wenig Risiko, sagt er. Ansonsten ist er aber ein sehr hohes Risiko eingegangen. Als ehemaliger Champions-League-Sieger gegen Schalding-Heining oder Buchbach zu verlieren, birgt einen gewissen Peinlichkeitsfaktor. Hinzu kommt, dass auf den Regionalliga-Meister ja auch noch eine ungewisse Aufstiegs-Relegation wartet.

Doch dazu sagt Herrlich, dass er das Regionale mag. "Ich bin in meinen Profizeiten gerne am Sonntag in die Heimat gereist und habe mir ein Bezirksklasse-Derby des FC Kollnau angeschaut", sagt er. Außerdem sieht er dem Risiko gelassen entgegen: "Ich weiß, was nach oben und nach unten möglich ist. Ich bin als Weltpokalsieger im Pokal gegen Trier ausgeschieden."

Auch die neuen Spieler wurden allein für das Nahziel, für den Wiederaufstieg, geholt

Das Risiko geht er auch gerne auf dem Rasen ein. In der Saison 2011/12 hatte er mit Unterhaching zwar nur den 15. Platz belegt, das Team hatte aber die meisten Tore der Liga geschossen (63). Die wichtigsten Aufgaben in Regensburg sieht Herrlich allerdings erst einmal in der Stärkung des Selbstvertrauens, und in der Defensivarbeit. "Im Spiel gegen den Ball muss sich gewaltig was verändern. Nicht ein bisschen, sondern gewaltig." Deshalb hat der Klub auch einen Ersatz für den verletzten Innenverteidiger Thomas Paulus geholt, obwohl dieser voraussichtlich gar nicht allzu viele Spiele verpassen würde. Ersatz Robin Urban ist, ebenso wie der neue Linksverteidiger Alexander Nandzik, ein Leihspieler, sie wurden allein für das Nahziel Wiederaufstieg geholt. Diese finanziellen Möglichkeiten hat der Jahn. Sie machen das Umfeld noch professioneller. Und erhöhen gleichzeitig den Erwartungsdruck noch weiter.

Schon das erste Spiel wird sehr schwer, da ist sich Herrlich sicher. Und das, obwohl es am 26. Februar zu Hause gegen den Tabellenletzten FC Augsburg II geht. Dort ist ein "langjähriger Freund" Trainer: Christian Wörns. Noch ein ehemaliger Profi also, der das Risiko Regionalliga eingegangen ist.

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