Sandro Wagner:Trainerkarriere im Eiltempo

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Mit ihm habe man einen "regionalen Jürgen Klopp" gefunden: Sandro Wagner, neuer Chefcoach der SpVgg Unterhaching. (Foto: Sven Leifer/Foto2press/Imago)

Der ehemalige Nationalspieler Sandro Wagner ist als Fußball-Experte im ZDF und auf DAZN zu hören. Nun wird er Cheftrainer beim Regionalligisten SpVgg Unterhaching - nach nur einem Spiel mit den A-Junioren.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Sandro Wagner zählt eher zur Gattung der mitteilsamen Menschen. Man könnte ihn auch als extrovertiert bezeichnen. Dass er um keinen Kommentar verlegen ist, beweist der 33-Jährige derzeit ganz Fußball-Deutschland in seiner Funktion als ZDF-Experte. Umso erstaunlicher war da zuletzt seine Sprachlosigkeit als angehender U19-Trainer der SpVgg Unterhaching. Seit vor etwa sechs Wochen bekannt wurde, dass der frühere Nationalspieler diesen Job übernehmen sollte, hat er sich öffentlich noch nicht dazu ausgelassen. Nun scheint klar, wieso: Wie der Verein am Freitagvormittag bekanntgab, wird Wagner mitnichten den ältesten Jugendjahrgang, sondern direkt die erste Mannschaft in der Regionalliga Bayern übernehmen.

"Diese Überlegung ist erst in den letzten paar Tagen gereift", betont Hachings Präsident Manfred Schwabl, der laut eigener Aussage auf der Suche nach einem "regionalen Jürgen Klopp" war. "Den haben wir in Sandro gefunden, er hat eine brutale Empathie für seine Aufgabe in Unterhaching", das habe man schon in den wenigen Wochen bei der Arbeit mit den A-Junioren sehen können.

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Seinen ersten offiziellen Auftritt hatte der gebürtige Münchner zuletzt beim 2:0-Hinspielerfolg der Hachinger A-Junioren in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga Süd/Südwest gegen den 1. FC Schweinfurt 05 (das Rückspiel findet am Sonntag um 13 Uhr statt). Wagner verausgabte sich 90 Minuten lang am Spielfeldrand, legte sich gleich zu Beginn mit dem Schweinfurter Betreuerstab an und konnte sich später bei einem vermeintlichen elfmeterreifen, aber nicht geahndeten Foul an einem seiner Spieler einen Kraftausdruck nicht verkneifen. Unentwegt rief er seine Spieler beim Vornamen, gab ihnen individuelle Anweisungen und fuchtelte mit der Taktiktafel herum.

Also das ziemlich genaue Gegenteil von jener Art des Coachings, die Arie van Lent in der abgelaufenen Drittligasaison in Diensten der Unterhachinger an den Tag gelegt hatte. Der Niederländer sah den zumeist erfolglosen Darbietungen seiner Mannschaft weitgehend emotionslos zu, für Schwabl einer der Gründe, den nach dem Abstieg auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Dass unter den potenziellen Kandidaten für van Lents Nachfolge auch der frühere Löwen-Coach Daniel Bierofka gewesen ist, bestätigt Schwabl auf SZ-Nachfrage: "Er ist ja auch immer mit Emotionen dabei, insofern hätte ich ihn mir gut bei uns vorstellen können." Allerdings stehe Bierofka noch beim österreichischen Zweitligisten Wacker Innsbruck unter Vertrag.

Nun soll also Wagner den - zumindest mittelfristig - angepeilten Wiederaufstieg angehen. Noch ist der 180-fache Bundesligaspieler (44 Tore) im Gegensatz zu seinen beiden künftigen Assistenten Robert Lechleiter und Roman Tyce nicht in Besitz eines für die Regionalliga notwendigen A-Scheins, geschweige denn einer Fußballlehrer-Lizenz. Diese Zertifikate wird er mit Sicherheit in den nächsten Jahren erwerben, zumindest wenn Schwabls Weissagung aus dem März wahr werden soll: Wagner, der auch als Experte beim Sport-Streamingdienst DAZN tätig ist, habe "eine große Trainerkarriere" vor sich, sagte der Hachinger Präsident damals anlässlich Wagners Verpflichtung als U19-Coach. "Ich bin mir sicher, dass er in den nächsten zehn Jahren ein Bundesliga-Trainer sein wird." Nach nur einem Juniorenspiel wurde Wagner schon zum Viertligacoach befördert - wenn es in diesem Tempo weitergeht, liegt Schwabl vermutlich richtig.

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