Regionalliga:Spieler als Werbeträger

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Will da einer meinen Posten? Manfred Schwabl, früher Nationalspieler und aktuell Präsident der SpVgg Unterhaching, sieht sich beim Regionalligisten heftiger Kritik ausgesetzt. (Foto: Krieger/imago)

Der Machtkampf in Unterhaching hält kurz vor den Präsidiums-Neuwahlen auch bei der Mannschaft Einzug. Die bezieht mit einem T-Shirt Stellung - für den kritisierten Schwabl.

Von Christoph Leischwitz

Von den Tribünen war es gar nicht richtig zu erkennen, was die Spieler der SpVgg Unterhaching am vergangenen Freitag beim Einlaufen auf den T-Shirts trugen. Viel zu undeutlich war das Konterfei geraten, das da schwarz auf weiß auf der Brust prangte, auch das "Manni" darunter war recht klein geraten. Gemessen daran, wie unscheinbar die Aktion der Mannschaft zunächst daherkam, hat sie doch für eine Menge Aufsehen gesorgt.

Manni, das ist Manfred Schwabl, 49, der seit knapp vier Jahren Präsident des Vorstadtklubs ist und kurz vor den Klub-Neuwahlen am 7. April für seine Finanzpolitik und seine vermeintliche Intransparenz heftig in der Kritik steht. Die Spieler haben sich nun klar positioniert, sie stehen auf der Seite des früheren Nationalspielers. "Er spricht wie ein Vater zu uns", sagte etwa Hachings Kapitän Josef Welzmüller nach dem Regionalligaderby am Freitag, das die SpVgg in beeindruckender Weise 4:1 gegen den favorisierten FC Bayern II gewonnen hatte. Dabei hatte Schwabl den Spielern erst Anfang März eröffnet, dass sie in diesem Jahr nicht aufsteigen können - die nötigen finanziellen Mittel dazu fehlen. Trotzdem spielt die Mannschaft hoch motiviert, schießt viele Tore, kassiert wenige - und ist nun Ligavierter.

Schon in den zurückliegenden Monaten war es vor allem die Mannschaft, die für gute Nachrichten von der SpVgg sorgte. Dank der Siege im DFB-Pokal gegen Bundesligist FC Ingolstadt und Zweitligist RB Leipzig wurde sie auch noch zum wichtigsten Sponsor: Die Pokalgelder sind die wichtigste Einnahmequelle des Klubs, allein die Pokal-Ausschüttung erbrachte Haching rund 760 000 Euro. Dass das Team jetzt auch noch zum größten Fan des Präsidenten wurde, muss nicht der Objektivität geschuldet sein. Schwabl hat sich der Mannschaft gegenüber schon öfter in Form von Prämien erkenntlich gezeigt, obwohl den Verein nach wie vor Schulden von knapp einer Million Euro drücken. Nach dem Erreichen des Pokal-Achtelfinals gegen Leverkusen etwa belohnte Schwabl die Mannschaft mit einer Prämie von 130 000 Euro.

Auch bei der Kritik an Schwabl stehen die Finanzen im Vordergrund, geäußert wird sie unter anderem von einem echten Finanzexperten. Christoph Hütt ist Kassenprüfer des Vereins und ehemaliger Leiter des Münchner Finanzamts. Er wirft Schwabl vor, seit nunmehr einem Jahr ohne Schatzmeister gearbeitet zu haben, was gegen die Satzung verstoße. Hütt spricht im Zusammenhang mit der Buchführung von "Täuschen, Tricksen und Tarnen", das beendet gehöre. Zwar räumt er auch ein, dass Schwabl privat sehr viel Geld in den Verein gesteckt habe, um die Insolvenz zu verhindern - Schwabl selbst sagt, es handele sich mittlerweile schon um einen siebenstelligen Betrag. Trotzdem hat Hütt in seinem Kassenprüfungsbericht viel auszusetzen, Details darf er erst bei der Jahreshauptversammlung nennen. Deutlich wird Hütt aber schon jetzt, was Schwabls Bereitschaft zu Transparenz betrifft.

So war zum Beispiel der Rücktritt von SpVgg-Schatzmeister Robert Perchtold im März 2015 erst im August öffentlich geworden, und das auch nur auf SZ-Anfrage. Hütt wird nach dem Vortragen des Kassenberichts empfehlen, das Präsidium nicht zu entlasten. Auch die verschiedenen Wechsel auf der Geschäftsführerposition hielt die SpVgg der Öffentlichkeit meist vor. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Wahlausschusses will Hüttl jetzt eine erneute Kandidatur Schwabls verhindern. Schwabl selbst stellte Anfang März seine erneute Kandidatur in Frage: "Ich habe immer gesagt, dass ich für einen Neuanfang bereit stehe, in welcher Funktion auch immer." Auffällig ist jedoch, wie gut ausgerechnet jetzt die so oft kritisierte Öffentlichkeitsarbeit des Vereins funktioniert.

Nur kurze Zeit, nachdem die feiernden Spieler am Freitag mit den Manni-Fan-Shirts vom Platz gegangen sind, zierten sie auch schon den Kopf der vereinseigenen Facebook-Seite, wo das Foto in der Nacht zum Samstag gleich zweimal (um 23.38 Uhr und um 3.29 Uhr) eingestellt wurde. Einen Tag davor gab die SpVgg die Vertragsverlängerung von Publikumsliebling Thomas Steinherr bis 2020 bekannt. Auf der Klub-Homepage lässt Steinherr sich zitieren: "Letztlich hat das Verhältnis zu den beiden ( Schwabl und Trainer Claus Schromm, Anm. d. Red.)." Obwohl die finanzielle und personelle Zukunft des Vereins ungewiss ist. Eine Personalie wurde allerdings auch in diesen Tagen nicht öffentlich gemacht: Ein gewisser Dirk Matten, IT-Experte aus Garching, leitet seit Kurzem die Geschäftsstelle.

Vieles erweckt den Eindruck, als wolle Schwabl die Mitglieder mithilfe guter Stimmung dazu bewegen, das Präsidium zu entlasten. Eine mehrköpfige Opposition um den im Dezember zurückgetretenen Jugendleiter Michael Frühbeis ist dem Vernehmen nach in Gesprächen mit dem Noch-Präsidenten und Mäzen Schwabl um die personelle Zukunft des Vereins, viele Optionen werden geprüft. Donnerstagnacht läuft die Frist für mögliche Präsidiumskandidaten ab, sich beim Wahlausschuss zu melden. Nach SZ-Informationen hat das bis Dienstagnachmittag noch niemand getan.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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