Regionalliga-Serie:Duales System

0 1 durch Stefan Wächter Wacker Burghausen 18 nicht im Bild gegen Bejamin Leneis Torwart FC Aug; Serie

Jubeln gewohnt: Die Burghauser Sascha Marinkovic (links) und Thomas Winklbauer feiern hier einen Treffer beim 3:1-Sieg beim FC Augsburg II (rechts Markus Feulner).

(Foto: Klaus Rainer Krieger/imago)

Unterhachings Pokalgegner SV Wacker Burghausen hat sich zu einem Spitzenklub der vierten Liga entwickelt. Er setzt auf Spieler, die professionell arbeiten wollen, ohne Profis zu sein.

Von Christian Bernhard

Claus Schromm ist derzeit ein beneidenswerter Mann. Der Trainer der SpVgg Unterhaching ist in dieser Saison noch ungeschlagen und grüßt seit einigen Tagen auch noch von der Tabellenspitze der dritten Liga. Verständlicherweise war er guter Laune, als er am vergangenen Samstag den 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig kommentierte. Euphorisch war er allerdings nicht, denn er verwies schnell darauf, dass am Dienstag eine "brutal hohe Hürde" auf seine Mannschaft warte. Diese stellt der SV Wacker Burghausen dar, der Regionalligist empfängt die Hachinger am Dienstag zum Totopokal-Achtelfinale (19 Uhr).

Wolfgang Schellenberg muss schmunzeln, als er Schromms Aussage hört. Dann sagt er: "Na ja, wenn der Tabellenführer aus der dritten Liga kommt, weiß man auf jeden Fall schon mal, wer der Favorit ist." Diese Hachinger, das sei eine "Mammutaufgabe". Unterhachings 5:0-Sieg in der zweiten Totopokal-Runde in Garching habe gezeigt, dass zwischen dritter Liga und Regionalliga "schon noch mal ein Unterschied ist", betont Schellenberg. So wie Schromm will auch der Wacker-Trainer einigen Spielern, die nah dran an der Startelf sind, im Pokal eine Chance geben, sich zu beweisen. "Wir werden versuchen, es ihnen so schwer wie möglich zu machen", sagt er, "wir wissen aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit erfolgreich zu sein, deutlich geringer ist als in einem Regionalligaspiel."

Dort war die Erfolgswahrscheinlichkeit zuletzt sehr hoch. Das 2:1 am Samstag gegen den TSV Buchbach war bereits der siebte Dreier im neunten Saisonspiel, damit belegen die Burghauser Rang zwei - nur einen Zähler hinter Tabellenführer FC Bayern München II, der noch ein Nachholspiel auszutragen hat. Schellenberg ist selbst überrascht vom guten Start seiner Mannschaft. "Es war nie unser Ziel, ganz vorne mitzuspielen", berichtet er. Die Ansage lautete, eine "vernünftige" Saison zu spielen. Deshalb hat er Aschaffenburgs späten Ausgleich am Sonntag gegen die kleinen Bayern, durch den Wacker den Rückstand auf die Spitze verkürzte, auch nur "registriert" - und nicht mehr. "Wir sind schon so realistisch, dass wir relativ fest davon ausgehen, dass Bayern am Ende sehr, sehr deutlich vorne stehen wird", sagt er. Bis jetzt habe er "noch gar nicht" auf den FCB und den FC Schweinfurt 05 geschaut.

Was er gesehen hat, waren viele enge Spiele seiner Mannschaft, die sie für sich entscheiden konnte: Fünf der sieben Siege feierte Wacker mit nur einem Tor Unterschied. Bis auf die Bayreuth-Partie (1:0) hätte "jedes Spiel auch umgekehrt ausgehen" können, berichtet er. Vielleicht sei es die Mentalität, die dafür sorgte, dass die engen Spiele zugunsten Wackers ausgingen, mutmaßt Schellenberg: "Wir stemmen uns mit aller Macht dagegen." Eine fußballerische Erklärung hat er aber auch parat: Seine Mannschaft arbeite sehr diszipliniert gegen den Ball und könne flexibel umschalten. Sollte es seinem Team gelingen, Bayern und Schweinfurt weiter zu ärgern, fände er das schön, aber jeder in Burghausen sei sich bewusst, "dass das für den weiteren Saisonverlauf eher unrealistisch ist".

Dem langjährigen Nachwuchsleiter des TSV 1860 München ist es im Sommer gelungen, die langjährigen Löwen-Spieler Lukas Aigner und Felix Bachschmid nach Burghausen zu lotsen. Obwohl das Duo, das in allen Ligaspielen zum Einsatz gekommen ist und jeweils zweimal getroffen hat, erst seit kurzem im Verein ist, steht es bereits für das Modell, auf das Wacker baut. Verteidiger Aigner und Angreifer Bachschmid setzen auf das duale System, sprich Studium oder Ausbildung in Kombination mit höchstklassigem Amateurfußball. "Das ist genau der Weg, den viele aus der Mannschaft gehen", sagt Schellenberg.

"Sie wollen unter möglichst professionellen Bedingungen weiter Fußball spielen, wissen aber ganz genau, dass der Weg in den bezahlten Fußball, wo man richtig viel Kohle verdient, eher unwahrscheinlich ist." Deshalb bauen sie sich ein zweites Standbein auf. Aigner und Bachschmid seien ein Beispiel "für den Weg, den Wacker gehen will", unterstreicht der Trainer.

Die Tatsache, dass der Profibereich für Schellenberg im Moment nicht greifbar ist, da der Verein erst Ende 2016 beschlossen hat, sich vorerst aus dem Profifußball zurückzuziehen, stört den gebürtigen Burghauser, der für Wacker gespielt und dort seine Trainerkarriere begonnen hat, nicht. "Die Arbeit macht Spaß", sagt er, "wir trainieren ja professionell, und in der Regionalliga wird sehr guter Fußball gespielt." Im Idealfall bekommt Überflieger Unterhaching genau das zu spüren.

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