Regionalliga-Serie:Auf dem Weg der Besserung

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"Mir geht es eigentlich ganz gut", meldete sich der 19-jährige Bastian Lerch nach der Not-OP, "die Ärzte geben mir Hoffnung, dass alles wieder gut wird." (Foto: imago/Zink)

Fürths schwer verletzter Torhüter Bastian Lerch, 19, hat die Intensivstation verlassen.

Von Christian Bernhard

Die gute, zumindest etwas beruhigende Nachricht trudelte am späten Dienstagvormittag ein. Bastian Lerch befinde sich auf dem Weg der Besserung, hieß es in einer ersten offiziellen Pressemitteilung der SpVgg Greuther Fürth zu diesem Fall, der in den vergangenen Tagen für Aufsehen und Bestürzung in der Fußballwelt gesorgt hatte. Der 19-jährige Torhüter Lerch hatte sich im Regionalliga-Spiel zwischen Fürths zweiter Mannschaft und dem TSV Buchbach am vergangenen Samstag schwer am Kopf verletzt und musste daraufhin notoperiert werden. Mittlerweile, teilte der Verein mit, konnte er die Intensivstation verlassen. Lerch selbst ließ am Dienstag verkünden, dass er die Operation gut überstanden habe. "Mir geht es eigentlich ganz gut", sagte er, "die Ärzte geben mir Hoffnung, dass alles wieder gut wird."

Der Torhüter hatte bei einem Zweikampf ein offenes Schädel-Hirn-Trauma erlitten, als ihn der dem Ball nachjagende Buchbacher Stürmer mit einem Stollen am Kopf getroffen hatte. Nachdem sich Lerch, der auf dem Platz eine Erstversorgung erhielt, bereits in der Kabine über Gedächtnisverlust beklagt hatte, wurde er noch am Samstagabend in der Uniklinik Erlangen operiert. Fürths Sportdirektor Martin Meichelbeck erklärte, dass es nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzten "aktuell keine Anzeichen" gebe, "dass Spätfolgen zurückbleiben", Lerchs Operation sei "trotz der Schwere der Verletzung gut verlaufen". Lerch werde diese Woche noch im Krankenhaus verbringen, er brauche "jetzt und auch in den folgenden Tagen absolute Ruhe". Außerdem habe er für die kommenden Wochen ein "absolutes Sportverbot", betonte Meichelbeck, der wie der gesamte Verein "erschüttert" ob des schweren Unfalls war. Die Mannschaft gehe mit der Situation mittlerweile aber gut um, erklärte der Fürther Sportdirektor, weil sie wisse, dass "Basti in guten Händen ist". Teile des Teams, sagte er, würden Lerch noch diese Woche besuchen.

Für die SpVgg ist solche eine schwierige gesundheitliche Situation eines ihrer Spieler nicht neu: Im vergangenen Jahr war Zweitligastürmer Ilir Azemi bei einem Autounfall schwer verunglückt, der 23-Jährige befindet sich noch immer in der Reha. Der Klub sei deshalb "leider leidgeprüft", sagte Meichelbeck und betonte, auch deshalb "von Anfang an einen sehr offenen Dialog mit dem Team geführt" zu haben, um Klarheit zu schaffen. Der Vorfall wird den Verein auch rechtlich noch länger beschäftigen. Derzeit sind die Verantwortlichen der SpVgg dabei, alle Fakten zu dem Vorfall zu sammeln, "dann werden wir entscheiden, ob wir handeln oder nicht", erklärte Meichelbeck und fügte an, dass dieser Vorgang "noch ein bisschen" dauern werde, "weil wir uns das ganz genau anschauen wollen." Juristische Schritte gegen den Buchbacher Spieler sind nicht ausgeschlossen. Ob dabei auch Versicherungsaspekte und eventuelle Schadensersatzforderungen eine Rolle spielen, wollte er nicht kommentieren. "Es ist unsere Pflicht, diesen heftigen Zusammenprall und das Resultat daraus zu prüfen, ohne irgendetwas anzudrohen." Die eingehende Prüfung sei der Schwere der Verletzung geschuldet.

Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV), die als offiziell anerkannte Spielergewerkschaft die Interessen der Fußballprofis in Deutschland in den Bereichen Vorsorge, Recht, Bildung, Medizin und Training vertritt, sagte, generell sei jeder Spieler bei Verletzungen mit Fremdeinwirkung "gut beraten, mögliche Verschlimmerungen von Verletzungen zu dokumentieren und sich immer Kopien von den Berichten geben zu lassen. Es können in der Tat manchmal auch erst nach 20 Jahren Verschlimmerungen auftreten, die gegebenenfalls Ansprüche auf Verletztenrente rechtfertigen." Generell gilt: Wenn keine rote Karte vorliegt und der Schiedsrichter die Situation wahrgenommen hat - der Buchbacher Spieler hatte für die Aktion Gelb gesehen - ist es grundsätzlich nicht möglich, einen Spieler nachträglich noch sportgerichtlich zu belangen. Zivilrechtliche und strafrechtliche Aspekte könnten allerdings unabhängig davon geprüft werden, sagte Baranowsky. Zudem sei es so, dass für Berufsfußballer "bei Arbeitsunfällen grundsätzlich Ansprüche gegen die Berufsgenossenschaft bestehen, etwa auf Verletztengeld und gegebenenfalls später auf Verletztenrente oder Umschulungsmaßnahmen". Lerch ist Teil des Fürther Profikaders.

Thomas Kleine, Trainer der Fürther Regionalliga-Mannschaft, spricht von einem "sehr unglücklichen" Sportunfall. Er könne auch nach Ansicht von Aufnahmen dem Buchbacher Spieler "keine Absicht" unterstellen. "Beide Spieler wollten zum Ball", sagte Kleine. Meichelbeck wollte Kleines "persönliche Einschätzung" nicht kommentieren, sagte aber, dass sich der betroffene Buchbacher Spieler bei Lerch gemeldet habe "und dass es ihm leid tut. Ich finde es schön, dass direkter Kontakt da ist, das erwarten wir aber auch. Das gehört sich auch."

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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