Regionalliga:14 000 Fans und ein Platzverweis

Regional Liga Bayern FC Nürnberg 2 - TSV 1860 München -   Saison 2017 / 2018

Blaue Wand: Rund 14<ET>000 Löwenfans bildeten die große Mehrheit im Nürnberger Max-Morlock-Stadion.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Zum Wiederbeginn spielt 1860 München 2:2 beim 1. FC Nürnberg II, die Buchbach-Partie wird erneut abgesagt.

Von Markus Schäflein, Nürnberg

Trotzig spielte die Stadionregie den fränkischen Gassenhauer "Die Legende lebt" ein, es handelte es ja schließlich um ein Heimspiel des 1. FC Nürnberg II in der Regionalliga Bayern. Die ehrwürdige Hymne wurde allerdings niedergepfiffen - bei rund 14 000 der insgesamt 17 689 Menschen, die zu diesem Viertligaspiel erschienen waren, handelte es sich ja um Anhänger des TSV 1860 München I, die komplette Südkurve war in weiß und blau getaucht. Die Löwenfans sangen, unter anderem selbstredend das berüchtigte Scheichlied, sie jubelten und sie feierten sich selbst. Am Ende spielte der Tabellenführer 2:2 beim Zweiten, ein Ergebnis, mit dem er leben konnte. Es gab allerdings nach der musikalischen Darbietung zur Spieleröffnung noch ein Ereignis, das die Anhängerschaft zu einem Pfeifkonzert veranlasste.

Nach 66 Minuten wollte 1860-Kapitän Felix Weber, beim Stand von 2:1 für die Münchner, nach einer Behandlungspause wieder aufs Feld und betrat es aus Sicht von Schiedsrichter Eduard Beitinger zu früh; er erhielt Gelb-Rot. Eine harte Entscheidung, zumal es die Münchner so darstellten, dass der Vierte Offizielle Weber zunächst das Okay zur Rückkehr auf den Platz gegeben hatte, um es dann, als es zu spät war, mit den Worten "Nein, nein, nein" wieder zurückzunehmen. "Diese Situation ist für mich so etwas von unverständlich. Das ist nicht nur unsouverän gelöst", meinte Webers Innenverteidiger-Kollege Jan Mauersberger. "Eigentlich gibt es dafür Worte, aber wenn ich die sage, dann darf ich wahrscheinlich das nächste Spiel auch nicht spielen. Am Ende mussten wir nicht nur gegen Nürnberg ankämpfen, sondern auch noch gegen andere."

In Webers Abwesenheit verloren seine Mannschaftkollegen völlig den Faden. "Danach war das Spiel im Endeffekt beendet, wir konnten nur noch verteidigen", meinte 1860-Trainer Daniel Bierofka. Und sie mussten in der 74. Minute das 2:2 hinnehmen - nach einer für Viertliga-Verhältnisse wahrlich herrlichen Volleyflanke von Erik Engelhardt traf Alexander Fuchs per nicht minder herrlichem Flugkopfball (74.). "Dadurch, dass wir mit einem Mann in Unterzahl sind und dann auf der rechten Seite versuchen, die Flanke zu verteidigen, fehlt halt irgendwo einer", führte Mauersberger den Treffer auf die Unterzahl zurück. Am Ende der Partie konnten sich die Sechziger sogar glücklich schätzen, nicht verloren zu haben - Nürnbergs im Schnitt 21,45 Jahre alte Mannschaft drängte auf den Siegtreffer, Simon Rhein verpasste ihn mit einem Distanzschuss (78.).

Dabei hatte die Partie gut begonnen für die Münchner, der nach langer Verletzung in der Startelf stehende Simon Seferings traf früh zum 1:0 (4.), Sascha Mölders nach einem Freistoß zum 2:0 (27.). Die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka hatte alles im Griff - bis sich Eric Weeger kurz vor der Pause einen zu kurzen Rückpass erlaubte, den Engelhardt zum Anschlusstreffer nutzte. Danach machte sich, auch schon vor dem Platzverweis, große Unsicherheit beim Tabellenführer breit. Mölders hatte trotzdem noch die Chance, den alten Abstand wiederherzustellen, scheiterte aber ungedeckt am Nürnberger Torhüter Nikola Vasilj (56.).

Die Münchner können sich nun eine Weile erholen - das wegen eines Flutlichtausfalls im Grünwalder Stadion ausgefallene und dann für Dienstag angesetzte Spiel gegen den TSV Buchbach wurde zum zweiten Mal abgesagt, und erneut wegen des Stadions. "Teile der Tribüne, insbesondere der Ost- und Westkurve, sowie wichtige Zugänge und Fluchtwege müssten trotz aller Versuche, diese von Schnee und Eis zu befreien, aus Sicherheitsgründen für Zuschauer gesperrt bleiben. Ein Spiel vor ausverkauftem Haus ist unter diesen Bedingungen nicht durchführbar", teilte der TSV 1860 mit. Die Partie wird nun am Dienstag, 6. März (20 Uhr), nachgeholt, der Fernsehsender Sport1 gibt offenbar nicht auf und setzt zum dritten Mal eine Live-Übertragung an.

Der Verfolger FC Bayern München II konnte am Sonntag in jenem Grünwalder Stadion gegen den VfB Eichstätt hingegen spielen und durch den 2:0 (1:0)-Sieg seinen Rückstand auf 1860 auf sieben Punkte bei einem weniger ausgetragenen Spiel verkürzen. Zu der Partie kamen eben nur 365 Zuschauer, die auf den Tribünen mehr als ausreichend Platz hatten. Und bei den Sechzig-Heimspielen erscheinen zwar nicht 14 000, aber 12 500 - so viele, wie dort bei angenehm milder Witterung zugelassen sind.

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