Regionalliga Bayern:Garching ohne Papa

Dominik Fischer li Heimstetten II gegen Papa Seck Großhadern Fussball Bezirksliga Relegat; Papa Seck Großhadern

Als er noch spielen durfte: Der Senegalese Papa Seck (r.) in der vergangenen Saison im Einsatz für den Bezirksligisten Großhadern.

(Foto: Lackovic/imago)

Aufsteiger VfR kann einen Zugang nicht einsetzen- seine Aufenthaltsgenehmigung läuft nicht lange genug.

Von Christoph Leischwitz

Beim VfR Garching werden die Pressekonferenzen auf der Tartanbahn und mit Mikrofon abgehalten. Umso überraschender war es, wie demütig die Sätze von Anton Bobenstetter daherkamen, auch wenn die 2:3-Niederlage verdient war. Der Trainer des TSV Buchbach fand, dass seine Mannschaft "in allen Belangen unterlegen" gewesen sei, außerdem hätte sie nach einer halben Stunde "4:0 oder 5:0 zurückliegen müssen", das Endergebnis schmeichele seinem Team. Das war dann sogar für Daniel Weber zu viel. "Naja, vier-, fünfnull ist dann vielleicht etwas übertrieben", sagte der Garchinger Kollege, bei dem Bescheidenheit nicht gerade als Primärtugend bezeichnet werden kann.

Dabei war die Vorbereitung der Garchinger alles andere als reibungslos verlaufen, vor allem, was die Kaderplanung in der Offensive angeht. Wenige Tage vor dem Saisonstart hatte sich Zugang Sebastiano Nappo plötzlich wieder verabschiedet. Der Offensivspieler hatte sich ursprünglich selbst in Garching angeboten, nachdem der VfR aufgestiegen war. Jetzt spielt er wieder für den Bayernligisten und einstigen Lokalrivalen SV Heimstetten. "Er hat sich offensichtlich nicht wohlgefühlt bei uns, auch nicht mit unserer Spielausrichtung", sagt Weber. Mit anderen Worten: Nappo wäre vermutlich nicht ganz so oft auf dem Platz gestanden wie gewünscht, und wenn, dann hätte er wohl auch nicht so offensiv-auffällig spielen dürfen wie gewünscht. Als Aufstiegskandidat hatte der VfR viele Tore geschossen, als Aufsteiger liegt der Fokus aber etwas mehr auf der Defensive. Der 20-jährige Nappo gab für seinen Wechsel übrigens "private Gründe" an.

Und es gibt noch einen Spieler im neuen Kader, den Weber bislang noch gar nicht ausprobiert hat. Weil er ihn noch nicht ausprobieren durfte. Vom Bezirksligisten TSV Großhadern kam der Senegalese Papa Seck zum VfR, laut Weber auf Eigeninitiative, weil er hochklassiger spielen wollte. "Er hat einen sehr starken Eindruck gemacht im Training", erzählt der Trainer.

Doch nachdem der VfR den 22-jährigen Flüchtling verpflichtet hatte, erfuhr er von einem sportjuristischen Problem: Seck hat laut Weber lediglich eine auf drei Monate befristete Aufenthaltsgenehmigung. Mit dieser durfte er in der Bezirksliga spielen. Doch laut Paragraf 32 der Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbands bekommt ein Flüchtling eine Spielerlaubnis für die Regionalliga nur "nach Vorlage einer Niederlassungs- oder Aufenthaltserlaubnis, die mindestens bis zum Ende des jeweiligen Spieljahres gültig ist". Der Hintergrund ist nachvollziehbar: Regionalliga-Spieler werden teilweise bereits so bezahlt, dass sie davon leben können. Und um den Beruf Fußballer auszuüben, benötigt man zusätzlich auch eine dauerhafte Arbeitsgenehmigung.

Der Trainingseindruck muss tatsächlich sehr gut gewesen sein, sonst hätte Weber den Spieler mit der ungewissen Zukunft kaum geholt. Er weiß nicht einmal, wo Seck vorher spielte. Als Flüchtling war er zunächst einige Jahre in Italien untergekommen, laut des dortigen Sportportals romagnasport.com stand Seck im Kader mehrerer Vereine zwischen der sechsten und der achten italienischen Liga. Der Spieler selbst ist laut Weber aktuell verreist, um Formalitäten bezüglich seiner Aufenthaltsgenehmigung zu regeln. Spielberechtigt wäre Seck derzeit nur für die zweite Mannschaft des VfR, für diese beginnt die Saison in der Kreisliga erst Ende August. Sollte Seck bleiben können, wäre der Weggang von Nappo indes trotzdem ärgerlich: Der Deutschitaliener fungierte unter anderem auch als Dolmetscher für Seck.

Verpflichtungen wie jene von Seck zielen darauf ab, aus den Fehlern des Abstiegsjahres zu lernen: Weber will den Kader so breit und variabel wie möglich aufstellen. Das ist ihm trotz des Fragezeichens hinter dem Offensivspieler Seck offensichtlich gelungen, der Kader der Garchinger erscheint tauglicher als vor zwei Jahren. Das liegt einerseits daran, dass Kapitän Dennis Niebauer im Mittelfeld nicht mehr alleine die Verantwortung tragen muss, sondern vielmehr durch den Techniker Florian De Prato und den Arbeiter Florian Wenninger (kam vom FC Schweinfurt) entlastet wird.

Weber erkennt frühzeitig das Potenzial unterklassiger Spieler

Andererseits beweist Weber ein für finanziell schwächere Vereine überaus wichtiges Talent: Er erkennt frühzeitig das Potenzial unterklassiger Spieler. Außenverteidiger Markus Baki zum Beispiel kam vom Landesligisten Geretsried, der 22-Jährige trat vor allem offensiv sehr selbstbewusst auf. In Stefan De Prato, dem Bruder des Kreativspielers Florian, kam auch noch ein weiterer Stürmer zu einem Kurzeinsatz, der in der vorigen Saison in der Bezirksliga in 28 Spielen 38 Tore erzielt hatte.

Auch Spieler, die aus niedrigeren Klassen kommen, können in der Regionalliga eben weiterhelfen. Nur Papa Seck durfte das bislang noch gar nicht unter Beweis stellen.

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