Regionalliga Bayern:Der Thron wackelt

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Gabriel Vidovic gelang gegen Bayreuth in der 23. Minute die zwischenzeitliche Führung. Mit seinen weiteren Chancen hätte der 17-Jährige das Spiel locker entscheiden können. (Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Die FC-Bayern-Amateure kommen im Spitzenspiel gegen die SpVgg Bayreuth nicht über ein 1:1 hinaus. Die Leichtfüßigkeit und das Tempo ihrer Offensivkräfte beeindruckt dennoch. Ob sie im Aufstiegsrennen bleiben, hängt aber auch von der Transferperiode im Winter ab.

Von Christoph Leischwitz

Es war nicht der gewöhnliche Martin Demichelis, den man am Dienstagabend zu hören bekam. Um das zu untermauern, reicht ein kurzer Sprung zurück, auf den vergangenen Freitag. Man könne sehr zufrieden sein mit diesem Unentschieden - das hatte der Trainer des FC Bayern München II in seiner Analyse gesagt, als seine Mannschaft beim Spitzenteam von Wacker Burghausen 2:2 gespielt und sich eigentlich ein klares Chancenplus erarbeitet hatte. Nun gut, vielleicht steckte auch ein bisschen Ehrfurcht in der Aussage, schließlich war er "in diesem wunderschönen Stadion" (Demichelis) vor 14 Jahren nur knapp einer Blamage entgangen. Im DFB-Pokal - das Premierenspiel von Franck Ribéry für die Bayern - hatte der Abwehrspieler im Elfmeterschießen gepatzt, Oliver Kahn hatte sie alle retten müssen.

Am Dienstag nun, nach einem 1:1 (1:0) gegen die SpVgg Bayreuth, eine weitere Spitzenmannschaft also, hörte sich Demichelis dann aber ganz anders an. Eigentlich ist es der 40-jährige Ex-Profi gewohnt, in einer Interviewzone staatsmännisch alle Aussagen mit dem leisesten Ansatz von Konfliktpotenzial zu vermeiden. Diesmal sagte er über Bayreuth: "Es war ganz klar zu sehen: Die sind zufrieden mit einem Unentschieden, wir nicht." Das Ziel sei nun, trotzdem zu Beginn der Winterpause Erster zu sein, "und ich verspreche euch, das werden wir auch."

Das ist ja mal eine klare Ansage.

Es hat die Bayern schon hörbar gewurmt, dass sie die Bayreuther im direkten Duell Zweiter gegen Erster nicht vom Thron stürzen konnten. "Die freuen sich über ein Unentschieden, als ob sie gewonnen hätten", beobachtete Bayerns Kapitän Maximilian Welzmüller. Hinter all diesen Aussagen steht die feste Überzeugung: Wir sind nach wie vor das beste Team der Regionalliga Bayern, an uns führt kein Weg vorbei. Die Leichtfüßigkeit und das Tempo, womit die jungen Offensivkräfte Abwehrspieler aussehen lassen wie alternde Papas, die beim Kick der Kleinen nicht mehr ganz hinterherkommen, das hat schon was von Klassenunterschied.

Andererseits: In beiden Spielen gegen Mitkonkurrenten um den Aufstieg hatte die U23 auch defensive Schwächen gezeigt, jeweils über eine längere Phase hinweg den Faden verloren und die Führung wieder abgegeben. Außerdem hätte Bayreuths Ex-Bayernspieler Alexander Nollenberger in der Nachspielzeit beinahe noch den Siegtreffer für die Oberfranken erzielt, sein Ball nach einem Konter strich ganz knapp vorbei (90.+2). Aber diesen Konter gab es ja nur, sagt Demichelis, "weil wir das Risiko nehmen, um das Spiel zu gewinnen". Allein Gabriel Vidovic hätte mit seinen Chancen dafür sorgen können, dass es da schon 4:1 stand. Dem 17-Jährigen gelang aber lediglich die zwischenzeitliche Führung (23.), nachdem er am gegnerischen Sechzehner drei alternde Papas stehen ließ.

Eine starke Ballbesitz-Mannschaft sei auf eine "Top-Umschaltmannschaft" getroffen, sagt Bayreuths Trainer

Bayreuths Trainer Timo Rost sieht die Bayern immer noch als "klaren Favoriten", dank des Ergebnisses konnte er hernach aber auch feststellen, dass das Spiel in München "irgendwo auch ein Statement" gewesen sei. Eine starke Ballbesitz-Mannschaft sei auf eine "Top-Umschaltmannschaft" getroffen, also auf seine. Der Kern des Teams besteht aus erfahrenen Mitt-Zwanzigern, für die jetzt genau die richtige Zeit wäre, um erstmals (oder wieder) im Profifußball anzudocken. Rost sagt, er sei als Spieler wie als Trainer schon öfter aufgestiegen. In einer 20er-Liga wie die Regionalliga sei entscheidend, "gegen die vermeintlich Kleineren" so wenige Punkte wie möglich liegen zu lassen.

Der aufstiegswillige FC Schweinfurt 05 ist momentan leicht abgeschlagen in der Tabelle, beim Dritten Wacker Burghausen ist nicht bekannt, ob der Verein aufsteigen will. So oder so wird auch entscheidend sein, wie der Kader des FC Bayern II nach der Winterpause aussehen wird. Am Campus des Rekordmeisters ist es ungeschriebenes Gesetz, dass niemandem Steine in den Weg gelegt werden, der höherklassig spielen kann. Bei Oliver Batista Meier, 20, ist ein Weggang im Winter sogar recht wahrscheinlich, Nemanja Motika bringt sich via Interviews schon selbst für höhere Aufgaben ins Spiel, Vidovic macht mit seiner bestechenden Form viel Werbung für sich. Doch Routinier Welzmüller sagt, ihm sei da nicht bange: "Von unten kommen so viele gute nach", sagt er.

Allerdings tut sich die U19 beim Bundesliga-Auftakt sowie in der Youth League recht schwer. Und weil in der U23 teilweise 18-Jährige spielen, spielen in der U19 eben auch schon zwei 15-Jährige. Irgendwann dürften die Talente dann doch zu jung werden für den Männerfußball. Andererseits: Die Qualität der Campus-Spieler ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, so spielerisch dominant wie jetzt war die U23 in der Regionalliga jedenfalls noch nie. Bestenfalls im Aufstiegsjahr 2017/18.

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