Red Bull Salzburg:Déjà-vu für die Bullen

Red Bull verlieh seinen Werkskickern keine Flügel. Im vierten Anlauf verpasst Salzburg zum vierten Mal die Champions League. Jetzt richtet der Brause-Konzern seinen Fokus auf Leipzig.

Michael Smejkal

Die größte Erkenntnis sprach Huub Stevens gelassen aus: "Wenn es für ganz oben nicht reicht, ist es oft sinnvoller, man spielt eine Klasse tiefer."

Red Bull Salzburg's Leitgeb, Pokrivac and Wallner react after losing their Champions League fourth qualification round first leg soccer match in Salzburg

Rote Bullen mit hängenden Köpfen: Red Bull Salzburg verpasste mal wieder die Qualifikation zur Champions League.

(Foto: REUTERS)

Nein, der niederländische Trainer von Red Bull Salzburg sprach nicht etwa einen drohenden Abstieg an, er sprach schon vor Wochenfrist über das mögliche Scheitern in der Champions-League-Qualifikation. Das ewige Déjà-vu der Salzburger fand auch in diesem Jahr eine Fortsetzung. Ein 1:1 bei Hapoel Tel Aviv reichte nicht zur Qualifikation zur Millionenliga, weil das Hinspiel 2:3 verloren worden war. Im vierten Anlauf ist Salzburg zum vierten Mal in der letzten Playoff-Runde am Einzug in die Hauptrunde der Champions League gescheitert und muss nun in der Europa League starten.

Knapp gescheitert in Tel Aviv

Wenn man weiß, dass alles andere als die jeweilige Königsklasse einer Sportart für den Konzern wenig Sinn ergibt, ahnt man, in welcher Gemütslage Salzburgs Abteilung Rasenball von ihrer Dienstreise zurückgekehrt ist. Dabei war die Mannschaft diesmal wirklich hauchdünn dran: Bis zur 92. Minute führte sie in Israel 1:0, ein 2:0 hätte zum Aufstieg gereicht, und endlich zeigten die Bullen mal eine beherzte Leistung, wie sie auch ihre Fans so oft vermissen.

Zum vierten Mal ist der Großklub aus dem Imperium des Energiegetränk-Herstellers gescheitert, und auch die Umstände des Scheiterns lesen sich fast jedes Jahr gleich. Ein neuer Trainer baut eine neue Mannschaft auf, die just bei ihrem wichtigsten Saisonspiel gerade mal sechs Wochen zusammen ist. Nach dem Scheitern gelobt man Besserung, doch wieder wird letztlich der gleiche Fehler begangen. Stevens, der auf die Übungsleiter Jara, Trapattoni und Adriaanse gefolgt war - von den Co-Trainern wie Matthäus oder Fink, der nun mit Basel die Champions League erreicht hat, gar nicht zu reden - , wollte nach diesem Erlebnis 2009 ein eingespieltes Team bauen, um das Ziel zu erreichen.

Filialen des Brause-Imperiums

Doch erst verletzte sich Torwart Eddie Gustafsson im Frühjahr schwer, dann überwarf sich Stevens mit Torjäger Marc Janko, der sich vom Trainer so vergrault fühlte, dass ihm der Wechsel zu Twente Enschede erstrebenswert erschien. Somen Tchoyi, der überragende Spieler der Vorsaison, wurde vergangene Woche zu West Bromwich Albion abgeschoben. Der Kameruner, 27, der zuletzt von Managern, Trainern und Präsidenten zum besten Spieler in Österreichs Liga gewählt wurde, war ein schwieriger Typ, auch das passt wohl nicht ins Konzept von Stevens.

Red Bull Salzburg: Huub Stevens, der Salzburger Trainer, muss das erneute Scheitern seines Teams erklären.

Huub Stevens, der Salzburger Trainer, muss das erneute Scheitern seines Teams erklären.

(Foto: AFP)

In Alexander Zickler verließ auch noch eines der letzten Urgesteine Salzburg, er war weniger der gesuchte Torjäger als eine Identifikationsfigur für die Fans, doch auch das sucht Stevens nicht. Nach der deutschen, kroatisch-serbischen und niederländischen Spielerwelle kam nun die südamerikanische: Boghossian (Uruguay), Zarate (Argentinien) und Alan (Brasilien) sollten die Weggänge in der Offensive ersetzen.

Visionen des Milliardärs

Doch als sei das ewige Scheitern nicht schon bitter genug, so tickt für Salzburg nun auch unablässig die Uhr. Just im Saisonendspurt im Mai plauderte Klubbesitzer Dietrich Mateschitz plötzlich locker über seine Fußball-Visionen. Darin hat Salzburg erstaunlich wenig Platz. Mittelfristig soll Leipzig die Fußball-Ambitionen des Konzerns führend vertreten, Salzburg soll eine Mannschaft bekommen, die "national auch noch mitspielen kann", wie es der Konzern-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer formuliert.

Noch ist der Ableger RB Leipzig in der viertklassigen Regionalliga angesiedelt, beim gewohnten Investitionsprogramm des Unternehmens lässt sich aber an wenigen Fingern abzählen, wann Leipzig zum Sprung in den Europacup ansetzt. Welche Prioritäten der Konzern setzt, nahm man zuletzt in Salzburg zur Kenntnis: Red Bull verpflichtete den Franzosen Thierry Henry und Mexikos Kapitän Rafael Marquez - beide sollen die Fußball-Sektion New York befeuern. So zieht langsam, aber sicher die große europäische Fußballwelt, von der Salzburg nach dem Einstieg von Red Bull träumte, an dem Klub vorbei.

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