Real Madrid:Der Coup mit Zinédine Zidane

Real Madrid: Mai 2018: Zinédine Zidane hat Real Madrid zum dritten Triumph in der Champions League geführt.

Mai 2018: Zinédine Zidane hat Real Madrid zum dritten Triumph in der Champions League geführt.

(Foto: Genya Savilova/AFP)
  • Mitten in der Krise holt Real Madrid seinen Erfolgstrainer zurück: Zinédine Zidane soll bereits am Dienstag das Training leiten.
  • Der Schritt überrascht, hatte Zidane den Klub im vergangenen Jahr doch im Unfrieden verlassen.

Von Javier Cáceres

Die monumentale Krise bei Real Madrid hat zu einer völlig überraschenden Rolle rückwärts geführt. Nur 283 Tage nach seinem gleichfalls unerwarteten Rücktritt als Real-Coach übernahm Zinédine Zidane am Montag wieder das Traineramt beim spanischen Rekordmeister. Zidane löste Santiago Solari ab, der Ende Oktober den Zidane-Nachfolger Julen Lopetegui beerbt hatte.

Zidane unterschrieb einen Vertrag bis 2022 und soll schon am Dienstag das Training leiten. Bei seinem Abschied vor neun Monaten hatte er sich nicht auf ewig verabschiedet. "Ich bin hier, weil der Präsident mich angerufen hat", sagte Zidane am Montagabend im Bernabéu-Stadion. Vereinschef Florentino Pérez rollte ihm den roten Teppich aus: "Er ist einer unserer großen Symbole."

Das Schicksal Solaris galt seit dem ruhmlosen Champions-League-Aus gegen Ajax in der vergangenen Woche als besiegelt. Zuvor hatte Real sämtliche Optionen auf den Pokal- und Meistertitel verspielt. Solari selbst wusste darum, dass er eher früher denn später würde gehen müssen. Am Samstag attackierte er diverse Mitglieder aus dem Kader Reals öffentlich. Eine Reihe von Spielern sei "nicht auf der Höhe des Wappens" gewesen, erklärte er vor dem mühsamen 4:1-Sieg bei Real Valladolid vom Sonntag.

Zidane hatte ein unterschriftsreifes Angebot von Juventus Turin vorliegen

Nach dem Spiel vermied Real-Legende Emilio Butragueño, so etwas wie der Sprecher des Präsidiums, ein klares Bekenntnis zu Solari. Dann sickerte am Montag durch, dass Pérez es geschafft hatte, Zidane zur Rückkehr zu bewegen. Zuvor galten andere Lösungen wie José Mourinho oder Massimiliano Allegri als wahrscheinlicher. Zidane selbst hatte ein unterschriftsreifes Angebot von Juventus Turin vorliegen, wo er wie später bei Real Madrid als Spieler agiert hatte. Zidane sagte, er habe die vergangenen Monate gebraucht und genutzt, "um die Batterien wieder aufzuladen". Er habe vor neun Monaten gehen müssen. "Es war das Beste für alle", sagte er.

"Nun habe ich wieder Lust." Der Weltmeister von 1998 kann auf eine kurze, aber brillante Trainerkarriere verweisen. Er löste im Januar 2016 Rafael Benítez ab und führte Real unter anderem zu einer Meisterschaft, zwei Weltpokalen - vor allem aber zu gleich drei Champions-League-Titeln in Serie. Wenige Tage nach dem jüngsten Sieg in der Königsklasse (im Finale von Kiew gegen den FC Liverpool) kam es Mitte 2018 zum Bruch. Zidane forderte einen personellen Umbruch im Kader - und erklärte, als er damit scheiterte, seinen Rücktritt.

Zu den Faktoren, die Zidane zum Privatier werden ließen, zählte dem Vernehmen nach vor allem Gareth Bale. "ZZ" wollte ihn loswerden (und den nun schmerzlich vermissten Cristiano Ronaldo halten); Bale war aber einer der Lieblingsspieler von Pérez. Nun ist der Waliser sogar bei Pérez unten durch - sodass "ZZ" den ersehnten Umbau in Angriff nehmen kann.

Zidane sagte, daran verschwende er noch keinen Gedanken. Er denke nur an die elf Spiele, die Real bis zum Saisonende vor sich habe, um die Champions-League-Qualifikation zu sichern.

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