Real Madrid trifft spät gegen Nikosia:Beinahe blamiert

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Real verzweifelt im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Apoel Nikosia an Torhüter Dionisios Chiotis und ist kurz davor, sich bei der Überraschungself der Saison ärgern zu müssen. Doch drei Treffer gegen Ende sorgen dafür, dass letztlich beide Teams zufrieden sind mit diesem Abend. Chelsea gewinnt derweil in Lissabon.

Jürgen Schmieder

Am Ende war es dann doch recht einfach: Kaka wurde in der 75. Minute am linken Flügel von Marcelo freigespielt, sofort flankte er den Ball in die Mitte. Dort hatte sich Karim Benzema schön freigelaufen und köpfte das Spielgerät ins Tor. Es war der erste Treffer im Viertelfinal-Hinspiel zwischen Apoel Nikosia und Real Madrid - und weil Kaká und Benzema noch zwei Tore erzielten, verhinderte der Favorit aus Spanien recht spät eine Blamage bei der zyprischen Überraschungself.

Schimpfte auf den Schiedsrichter, die Gegenspieler und das Spielfeld: Cristiano Ronaldo von Real Madrid. (Foto: dpa)

Die Spieler von Real Madrid hätten ja keinesfalls behaupten können, dass sie keiner gewarnt hätte vor diesem Klub aus Zypern, der vor 85 Jahren in einem Süßwarenladen gegründet worden war. Es hatte vor diesem Viertelfinal-Hinspiel zahlreiche Berichte gegeben über Außenseiter wie den schwedischen Verein Malmö FF, der 1979 gar das Finale des Landesmeister-Pokals erreicht hatte - oder über den slowakischen Vertreter Spartak Trnava, der 1969 erst im Halbfinale gescheitert war.

Sie hatten sich ja sogar selbst gewarnt. "Jeder, der dieses Stadion besucht, muss leiden", hatte Trainer José Mourinho vor dem Spiel gesagt. Sein Spieler Sami Khedira hatte pathetisch ergänzt: "Apoel ist eine Mannschaft, die mit Herz spielt." Gegen Real Madrid spielte Nikosia vor allem mit Dionisios Chiotis, jenem Torwart, der schon im Achtelfinale gegen Olympique Lyon formidabel agiert hatte und den sie auf Zypern seitdem den "Gott der Ekstase" nennen.

Chiotis hielt auch gegen Real Madrid herausragend: Einen Volleyschuss von Mesut Özil aus 13 Metern (12.) parierte er reaktionsschnell, einen Versuch von Cristiano Ronaldo aus spitzem Winkel (28.) wehrte er unorthodox ab: Er faustete den Ball zunächst senkrecht nach oben und fing ihn dann mit einem skurrilen Sprung. Bei einem weiteren Schuss hob Chiotis lässig den Arm, als der Ball gerade Ronaldos Fuß verlassen hatte - er ahnte wohl, dass das Spielgerät am Tor vorbeisegeln würde.

Chiotis' Vorderleute wurden von Trainer Ivan Jovanovic in einer 9-0-1-Formation über den Platz verteilt, was genauso schrecklich war, wie es sich anhört: Die neun Verteidiger warfen sich mutig in jedes Duell, bei erfolgreicher Zweikampfgestaltung bolzten sie den Ball mutig nach vorne auf Angreifer Ailton, der mutig jedem wilden Pass hinterherlief.

Die ehemaligen Bundesliga-Profis Sami Khedira, Nuri Sahin und Mesut Özil inszenierten die Angriffe von Real Madrid, immer wieder probierten sie es mit langen Bällen auf die Flügelspieler Ronaldo und Benzema. Das sah natürlich schöner aus als die 9-0-1-Bolzerei von Nikosia, wirklich gefährlich waren die Angriffe in der ersten Halbzeit aber nur ein Mal: Nuri Sahin legte den Ball an Chiotis vorbei quer durch den Strafraum, doch Benzema schoss aus drei Metern über das Tor - was genauso schrecklich war, wie es sich anhört.

Außenseiter in der Champions League
:Als Malmö FF nach München reiste

Am Dienstag trat Real Madrid im Champions-League-Viertelfinale bei Apoel Nikosia an - und löste die Aufgabe einigermaßen souverän. Doch es gab auch Außenseiter, die weit kamen - etwa der schwedische Klub Malmö FF, der in München sogar im Europapokalfinale stand. Ein Streifzug durch die Außenseiter-Geschichten in der Champions League.

Jürgen Schmieder

Spätestens Mitte der zweiten Halbzeit nervte diese Partie die Spieler von Real Madrid, bisweilen litten sie sogar: Sie hatten eine Ballbesitzquote, die sich der Louis-van-Gaal-Perfektion näherte, sie passten, sie flankten, sie schossen - doch sie trafen entweder den Fuß eines Gegenspielers, die Hände von Chiotis oder die Zuschauer in den vorderen Reihen.

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Jürgen Schmieder

Ronaldo schimpfte deshalb zuerst mit Schiedsrichter Felix Brych, dann schimpfte er mit den Gegenspielern, die ihn seiner Meinung nach ständig foulten, nach einem äußerst missglückten Schuss motzte er gar mit dem Spielfeld. Sein Trainer José Mourihno schimpfte mit jedem, der es wagte, sich ihm zu nähern, bis er sich in der 60. Spielminute resigniert auf die Ersatzbank setzte.

15 Minuten vor dem Ende der Partie fiel dann der Siegtreffer durch Benzema, nur wenig später erzielte Kaká den zweiten Treffer, kurz vor dem Ende schaffte Benzema noch das 3:0. Am Ende waren dennoch beide Teams zufrieden: Real Madrid steht beinahe sicher im Halbfinale - und Apoel Nikosia hat sich zwar unansehnlich, aber achtbar aus der Affäre gezogen.

Das zweite Viertelfinale:

Der FC Chelsea hat den portugiesischen Erstligisten Benfica Lissabon 1:0 (0:0) besiegt. Am Dienstagabend erzielte Salomon Kalou in der 75. Minute den wichtigen Siegtreffer für die Londoner, die damit nächste Woche (Mittwoch, 20.45 Uhr) vor heimischen Publikum beste Chancen aufs Halbfinale haben. Für den Fünftplatzierten der englischen Premier League ist ein Weiterkommen im Wettbewerb mit großer Wahrscheinlichkeit die einzige Möglichkeit, auch in der kommenden Saison in der Königsklasse antreten zu dürfen.

Benfica startete mit den lautstarken Anfeuerungsrufen der 65.275 Zuschauer druckvoll in die Partie und drängte auf ein frühes Tor. Die Portugiesen verfingen sich dabei aber immer wieder in den Abwehrreihen der zweikampfstarken Londoner, ein Schuss von Oscar Cardozo aus zehn Metern war nach 19 Minuten noch die beste Möglichkeit für Lissabon.

Nach der Chance des Paraguayers hatte Chelsea die erste Angriffswelle überstanden und suchte nun seinerseits öfter den Weg in die gegnerische Hälfte. Vor allem Raul Meireles kam in der Folge immer wieder gefährlich vor den Kasten von Artur Moraes, einen scharfen Flachschuss (40.) aus knapp 20 Metern konnte Benficas Keeper nur mit Mühe parieren.

Nach der Pause schienen sich die Bilder aus der ersten Hälfte zu wiederholen. Lissabon warf in den ersten Minuten alles nach vorne, nach nur zwei Minuten war es abermals Cardozo, der fast die Führung für Benfica besorgte: Der Stürmer schnappte sich einen weiten Einwurf von Maxi Pereira, seine Direktabnahme klärte David Luiz auf der Linie.

Ausgerechnet Chelseas Keeper Petr Cech sorgte in der 61. Minute beinahe für ein Ende des portugiesischen Sturmlaufs. Juan Manuel Mata erwischte einen langen Abschlag des Tschechen, umkurvte auf der Gegenseite Moraes und scheiterte schließlich am Außenpfosten. Der Treffer des Abend fiel dennoch aus heiterem Himmel: Eine Flanke von Fernando Torres schob Kalou aus nächster Nähe ein und besorgte so den etwas glücklichen Sieg

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