Real Madrid:Königliche Krise

La Liga Santander - Real Madrid v Levante

Fassungslos: Gareth Bale.

(Foto: REUTERS)
  • Real Madrid verliert gegen UD Levante und rutscht in der Tabelle weiter ab.
  • Trainer Lopetegui findet kein Mittel, die Torquote des abgewanderten Ronaldo auszugleichen.

Von Daniel Böldt

Der Real Madrid CF ist ein stolzer Fußallverein. Er sieht sich gerne selbst als den wichtigsten und mächtigsten und natürlich auch besten Klub der Welt. Die Fans lieben und fordern das Spektakel. Und eins macht Real Madrid besonders gerne: Rekorde sammeln.

Auf den Rekord, den die aktuelle Mannschaft am Samstag aufgestellt hat, hätten sie in Madrid aber wohl gerne verzichtet. 481 Minuten blieb das Team wettbewerbsübergreifend ohne Torerfolg, so lange wie noch nie in der 116-jährigen Vereinsgeschichte. Am Samstagnachmittag konnte der Rekord immerhin nur für 72 Minuten weiter ausgebaut werden, dann gelang Madrids Rechtsverteidiger Marcelo im Spiel gegen UD Levante das so lange vermisste Kunststück, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen.

Die wesentlich größere Problematik liegt jedoch darin, dass die Mannschaft von Trainer Julen Lopetegui das Spiel dennoch mit 1:2 verlor und damit noch tiefer in die Krise taumelte. Da die lange Torflaute das Siegen auch in den Begegnungen davor schlicht unmöglich machte, war die Partie gegen Levante bereits das fünfte sieglose Spiel in Folge für Real. Vier dieser fünf Spiele wurden gar verloren. In der Liga steht Madrid mit 14 Punkten aus neun Partien auf Platz 5, vier Punkte hinter Tabellenführer Barcelona.

Trainer Lopetegui scheint keine Lösungen zu finden - und steht unter Druck

Fast unweigerlich fällt in dieser Situation auch der Name von einem, der gar nicht mehr in Madrid ist: Cristiano Ronaldo. Am Anfang der Saison sah es noch so aus, als wenn der Platz im Scheinwerferlicht, den der Abgang des Portugiesen hinterlassen hat, gar nicht hell genug sein konnte für die Nachrückenden. Vor allem Gareth Bale und Karim Benzema spielten befreit auf. Doch je länger die Saison andauert, desto mehr wird deutlich, wie abhängig Real Madrid von Ronaldo war. Wie sehr das Spiel auf den Mann, der in 438 Pflichtspielen beeindruckende 450 Tore erzielte, ausgelegt war.

Lopetegui, der das Amt im Sommer vom zurückgetretenen Zinédine Zidane übernommen hatte, scheint derzeit keine Lösungen für dieses Problem zu finden. In den vergangenen Partien versuchte er der Mannschaft durch punktelle Veränderungen auf den Offensivpositionen neue Impulse zu geben beziehungsweise Fehlerquellen zu minimieren.

Im Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau (0:1) ließ er zunächst Weltfußballer Luka Modric draußen. Vor zwei Wochen gegen Deportivo Alaves (0:1) rückte Dani Ceballos für den in dieser Saison unglücklich agierenden Asensio ins Team. Beim Spiel am Samstag erwischte es mit Benzema, Bale und Kroos gleich drei nominelle Stammkräfte, der deutsche Mittelfeldspieler blieb sogar über die vollen 90 Minuten draußen.

Ertragreich waren diese Umstellungen bisher nicht. Vorne blieb Real ohne Tempo, hinten teilte man sich das Fehlermachen. Gegen Moskau patzte Toni Kroos, in Alaves sah Torhüter Thibaut Cortouis nicht gut aus. Und am Samstag war es Raphael Varane, der das Fehlermachen stellvertretend für seine Teamkollegen übernahm. Beim 0:1 in der 7. Minute verschätzte er sich bei einem einfachen langen Ball und ermöglichte so Jose Luis Morales den Führungstreffer. Sechs Minuten später touchierte Varane im Strafraum den Ball ungeschickt mit der Hand. Den berechtigten Elfmeter verwandelte Roger zum 0:2 (13.). Zwar spielte Madrid in der Folge durchaus gefällig, traf insgesamt dreimal den Pfosten beziehungsweise die Latte. Zu mehr als dem Anschlusstreffer durch Marcelo reichte es aber nicht mehr.

Ob die Rechnung aufgeht, die Trainer Lopetegui nach dem Spiel aufstellte, ist mehr als fraglich. "Ich bin sicher, dass der Fußball uns zurückgeben wird, was er uns im Moment nimmt", sagte er. Lopetegui wird selbst wissen, dass man beim stolzen Real Madrid eine solche Sieglosserie selten unbeschadet übersteht. Noch mache er sich keine Gedanken über eine Ablösung, sagte er. Sollte aber im kommenden Champions-League-Heimspiel gegen Viktoria Pilsen wieder kein Sieg gelingen, werden sich andere im Verein diese Gedanken machen müssen. In der Liga spielt Real Madrid am Sonntag darauf beim Erzrivalen FC Barcelona.

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