Erfolg beim FC Chelsea:Königlicher Durchmarsch

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Rodrygo traf doppelt in London - damit steht Real Madrid erneut im Halbfinale der Königsklasse. (Foto: DYLAN MARTINEZ/REUTERS)

Nach einer Kabinenrede von Klubeigner Boehly müht sich Chelsea im Viertelfinal-Rückspiel gegen die Madrilenen - doch es hilft nichts. Zwei Tore eines Brasilianers begraben die Champions-League-Hoffnungen der Londoner.

Von Javier Cáceres, London

Es passieren zurzeit allerhand skurrile Dinge an der Stamford Bridge, und am Dienstag kam eine dazu. Der emeritierte König Juan Carlos von Spanien, wegen einer Reihe von finanziellen Ungereimtheiten im arabischen Exil, begab sich zum Stadion des FC Chelsea, um dort dem Rückspiel im Viertelfinale der Champions League der Londoner gegen Real Madrid beizuwohnen.

Wer erwartet hatte, dass die Partie ebenfalls eine Skurrilität abwerfen würde, sah sich aber getäuscht. Nach dem 2:0-Hinspielsieg gewann ein von Mittelfeldlenker Toni Kroos glänzend strukturiertes Team auch das Rückspiel mit 2:0, durch zwei Treffer von Stürmer Rodrygo. Der Titelverteidiger wartet nun im Halbfinale auf den Sieger aus der Begegnung Bayern München gegen Manchester City (Hinspiel 0:3).

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Als der Ska-Klassiker "Liquidator" der Harry J All Stars durch die Boxen gejagt wurde - die traditionelle Einlaufmusik Chelseas -, war auf den Rängen der Stamford Bridge von einer anderen Visite die Rede.

Chelsea-Eigner Todd Boehly war am Wochenende in der Team-Kabine gewesen und hatte bei seinem Besuch eine Philippika gehalten. Die bisherige Saison sei "beschämend", soll der US-Amerikaner erklärt haben, einen "senior player" machte er vor versammelter Mannschaft individuell rund. Dessen Name drang zwar nicht final an die Öffentlichkeit - aber es stand zu vermuten, dass es Raheem Sterling war. Der saß, oh Wunder, am Dienstag zunächst auf der Bank.

An seiner Stelle bot Interimstrainer Frank Lampard den DFB-Stürmer Kai Havertz auf, der in der Vorwoche in Madrid noch auf der Bank gesessen hatte. Havertz verströmte eine Menge Eleganz, und er hatte mittelbar seine Füße im Spiel, als Chelsea seine besten Chancen hatte: durch N'golo Kanté (11.) und Marc Cucurella (45.+1), der aus fünf Metern an Madrids Torwart Thibaut Courtois scheiterte. Das änderte freilich nichts daran, dass Real Madrid unaufgeregt, konzentriert und stabil wirkte. In der ersten Halbzeit holten die Spanier ein paar Mal zum K.-o.-Schlag aus, und verfehlten das Ziel durch Rodrygo (20.), Luka Modric (32.) und Vinícius Jr. (41.) überaus knapp.

Auch Antonio Rüdiger darf mitmachen - er kommt für Alaba ins Spiel

Nach der Pause wechselte Real-Trainer Carlo Ancelotti den deutschen Innenverteidiger Antonio Rüdiger für den Ex-Bayern-Profi David Alaba ein. Und der FC Chelsea suchte weiter nach einer Aktion, die den Wahnsinn triggern sollte. Die Londoner waren wieder einem Tor durch Kanté nahe, doch der Franzose schoss Éder Militão aus kurzer Distanz an den Rücken. Danach sorgte Schiedsrichter Orsato für Aufregung: Er ließ nach einem taktischen Foul von Militão die gelbe Karte stecken, denn der Brasilianer war bereits verwarnt. Die Chelsea-Bank war außer sich, das Publikum in Rage - und wenig später konsterniert. Denn bei einem Konter setzte sich Rodrygo auf der rechten Seite durch, hatte das halbe Feld vor sich, passte links hinaus auf seinen Landsmann Vinícius und bekam den Ball im Fünfmeterraum zurück. Er traf aus zentraler Position zum 1:0 ins Netz (58).

Damit war die K.-o.-Runde nach menschlichem Ermessen gelaufen. Lampard wechselte noch ein paar der teuren Reservisten ein. Sterling (56 Millionen Euro), Mykhaylo Mudryk (70 Millionen) und João Félix (11 Millionen Leihgebühr) kamen für Cucurella (70 Millionen), Enzo Fernández (110 Millionen) und Conor Gallagher, ein Eigengewächs, das immer wieder verliehen wurde. Doch das einzige, was noch geschah, war das zweite Tor von Real Madrid. Es leerte sich das Stadion, denn die Saison ist tatsächlich beschämend, wie Boehly gesagt hatte. Zumindest gemessen daran, dass Chelsea in dieser Saison mehr als 600 Millionen Euro allein in neue Spieler investiert - und aktuell einen elften Platz in der Liga sowie ein Aus in der Champions League geerntet hat. Es gibt Dinge, die kann man entschieden billiger haben.

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