Reaktionen zum Olympia-Voting:"Das ist schwer für mich zu glauben"

  • Die Hamburger haben gegen Olympische Spiele 2024 in der Hansestadt gestimmt.
  • Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Naumann sind enttäuscht, sie wolle das Ergebnis aber akzeptieren.
  • Viele Sportler drücken in den sozialen Netzwerken ihr Unverständnis aus.

Die Olympischen Spiele 2024 finden definitiv nicht in Hamburg statt. Die Bürger der Hansestadt stimmten bei einem Referendum mit etwa 51,7 Prozent gegen die Fortsetzung der Bewerbung um das größte Sportereignis der Welt. Da hilft es den Befürwortern auch nichts, dass am geplanten Segelstandort Kiel eine klare Mehrheit pro Olympia gestimmt hat. Die Reaktionen im Überblick:

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Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bestätigte die Niederlage am Sonntagabend um kurz nach 21 Uhr: "Hamburg wird sich nicht um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele bewerben. Ich hätte mir eine andere Entscheidung gewünscht, aber sie ist klar, und das Ergebnis ist zu akzeptieren."

Bei Sportsenator Michael Neumann (SPD) klingt mehr Enttäuschung an. Im Interview sagt er dem NDR: "Das ist schwer für mich zu glauben, dass Hamburg Nein zu dieser Wahnsinnschance gesagt hat. Man muss das jetzt akzeptieren. Aber ich werde sicher noch in den nächsten Wochen den Kopf schütteln. Das heutige Ergebnis macht sehr nachdenklich."

Hamburgs stellvertretende Bürgermeisterin Katharina Fegebank von den Grünen sagte: "Wir wollten Spiele der Vielen und nicht von und für eine Minderheit." Sie habe sich einen großen Schub für die Hamburger Stadtentwicklung erhofft. "Persönlich bin ich sehr enttäuscht."

Auch in der Opposition, bei der CDU-Bürgerschaftsfraktion hätte man sich ein anderes Ergebnis gewünscht. "Die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 wären eine tolle Entwicklungschance für unsere Stadt gewesen", sagte der Fraktionsvorsitzende André Trepoll. Die Sicherheitsfrage nach den Anschlägen von Paris und die große Zahl der Flüchtlinge hätten die Abstimmung sicherlich beeinflusst. Zudem seien aber auch die "gegen die Wand gefahrenen Verhandlungen mit dem Bund über die Olympiafinanzierung" Wasser auf die Mühlen der Olympiagegner gewesen.

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), nannte das Ergebnis einen herben Tief- und Rückschlag: "Wir sind mit Hamburg aufgebrochen, um Sportdeutschland neue Perspektiven zu geben - diese Chance für die nächste Generation ist nun nicht gegeben. Unser Ziel ist es nun, Sportdeutschland ohne die Vision der Olympischen Spiele Sportdeutschland weiterzuentwicklen. Auf diesem Weg haben wir nun tendenziell mit Gegenwind anzutreten."

Der Olympia-Botschafter und Sohn des Hamburger Versandhausgründers Alexander Otto sagt: "Ich bin überzeugt, dass die Spiele für Hamburg eine Jahrhundert-Chance gewesen wären. Die über lange Zeit sehr hohen Zustimmungsquoten haben gezeigt, dass viele Menschen die Spiele im Grundsatz befürworten. In den letzten Wochen haben aber zu viele politische Ereignisse bei zahlreichen Menschen zu Verunsicherung und Besorgnis geführt. Wir haben das Referendum immer als Alleinstellungsmerkmal Hamburgs gegenüber den anderen Bewerberstädten herausgestellt. Daher respektiere ich natürlich auch dieses Wählervotum und werde mich auch weiterhin für Hamburgs Sport engagieren."

Wolfgang Maennig, Ruder-Olympiasieger und Finanzexperte sieht mehrere Gründe für das negative Votum: "Eines ist klar: Die Terroranschläge in Paris haben nicht geholfen. Sie haben vielen Menschen Angst gemacht vor Massenveranstaltungen im Allgemeinen. Auch die aktuellen Korruptions- und Dopingskandale im internationalen Sport waren nicht werblich. Ansonsten gab es meines Erachtens ein zentrales Thema: Finanzen. Viele Menschen fragten: Woher nehmen wir die 1,2 Milliarden Euro, die Hamburg zur Austragung der Spiele beitragen wollte? Können wir das Geld nicht sinnvoller anlegen? Diese Fragen müssen wir besser beantworten, wenn wir in Deutschland noch einmal ins Rennen gehen wollen. "

Auch viele Sportler, die die Olympia-Bewerbung unterstützt hatten, äußern sich enttäuscht in den sozialen Medien:

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