Bayern nach dem 0:3 gegen Gladbach:"Schön, dass die anderen jetzt auch ein bisschen Selbstbewusstsein haben"

Bundesliga - Bayern Munich v Borussia Moenchengladbach

Verärgert: Joshua Kimmich nach dem 0:3 gegen Gladbach.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern wirkt nach dem 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach angeschlagen.
  • Joshua Kimmich reagiert säuerlich, als ihm eine Aussage von Christoph Kramer mitgeteilt wird - und analysiert das Spiel der Bayern schonungslos.
  • Trotz dreier Gegentore ist für Kimmich die Offensive das Hauptproblem. Gegen Gladbach erspielten sich die Münchner kaum Torchancen.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

Wer das Selbstverständnis des FC Bayern kennen lernen wollte, musste am Samstagabend Joshua Kimmich zuhören. Vor ihm war bereits Christoph Kramer durch die Gänge der Münchner Arena gelaufen, mit den Glücksgefühlen eines Mannes, der den FC Bayern 3:0 besiegt hatte, meinte er: Die Bayern seien nun nicht mehr die Mannschaft, vor der man Angst haben müsste. Und als Kimmich von dem Satz erfuhr, arbeitete es in ihm. Kimmich sagte, genauso ruhig, wie er zuvor schon Fragen beantwortet hatte, aber mit leicht säuerlichem Lächeln im Gesicht: "Die stellen sich jetzt hier hin nach so einem 3:0, die kriegen sonst in den letzten Jahren immer die Hucke voll, da sagt keiner was. Aber ist ja schön, dass die anderen jetzt auch mal ein bisschen Selbstbewusstsein haben." Oha!

Natürlich, sowas nagt an Spielern, die mit ihrem Serienmeister-Klub plötzlich nicht mehr Erster, sondern Fünfter sind: Vor den Bayern hat der Gegner gefälligst Angst zu haben! Kimmich hat diese Attitüde verinnerlicht, was ihm allerdings nicht den Blick vor harten Analysen verbaut. Thomas Müller startete gleich mit einem prägnanten Satz ("Es ist eine Mischung aus Fehlern, Unvermögen und einem gewissen Anti-Lauf"), sprach aber auch von "dem Quäntchen Glück" , das dem FC Bayern gegen Gladbach in der ersten Halbzeit gefehlt habe. Da brachte Kimmich dann doch schonungslosere Sätze hervor.

"Es ist nicht so, dass wir so viele Chancen versemmelt haben, wir hatten einfach keine", sagte Kimmich etwa. Oder auch: "Ich glaube gar nicht, dass die Defensive unser Problem ist. Klar ist es gerade so, dass jeder Schuss drin ist und wir müssen es schaffen, wieder zu Null zu spielen. Aber normal müssen wir als FC Bayern wieder für ein, zwei Tore gut sein. Das ist wahrscheinlich das, was der Herr Kramer meinte." Null Chancen und jeder Torschuss der Gegner ein Treffer? Die Kritik an der eigenen Spielweise hätte kaum härter ausfallen können.

"Die Situation ist natürlich für uns brutal", sagt Thomas Müller

Getobt und gewütet wurde an diesem Abend nicht vor den Mikrofonen, viel mehr hatte sich ein Schleier der Benommenheit über die Bayern-Spieler gelegt. Dass sie kaum in der Lage waren, Torgefahr zu produzieren, hatten sie freilich selber wahrgenommen, wie die Lösung aussehen könnte, blieb allerdings im Verborgenen. "Ich habe jetzt auch keinen Bock, das alles zu analysieren", sagte Arjen Robben, auch ruhig, auch benommen. "Die Situation ist natürlich für uns brutal", sagte Müller, "weil wir schon einen Aufwand betreiben."

Dass sie trotz fehlender Ideen im Angriff nach der Länderspielpause wieder zu Toren kommen werden, hoffen sie natürlich. "Dass Qualität da ist, das weiß jeder und das werden wir auch wieder zeigen. Und dann werden Herr Kramer und Co. auch wieder Angst vor uns bekommen", meinte Joshua Kimmich noch. An den vorgesehenen Wiesn-Besuch am Sonntag wollte er da noch gar nicht denken, klar geht man hin, auch das gehört ja zum bayerischen Selbstverständnis. Aber eines kündigte Kimmich noch an: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass da viele lachende Gesichter zu sehen sein werden."

Zur SZ-Startseite
FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Bundesliga
:"Das ist natürlich nicht Bayern"

Die Münchner rutschen mit dem 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach endgültig in eine Krise. Manuel Neuer hadert mit den wenigen Chancen - Trainer Niko Kovac erwartet eine unruhige Länderspielpause.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: