Magnus Eriksson schaut nur auf den fliegenden Ball. Normalerweise würde er ihn aus der Luft nehmen, sich umblicken und einen Mitspieler anspielen. Doch der Schwede hat die Chance, seinen Klub Malmö FF im Rückspiel gegen Salzburg entscheidend voran zu bringen. Die Chance, sich erstmals für die Champions League zu qualifizieren, ist plötzlich da.
Und so haut Eriksson den Ball zehn Meter vor dem gegnerischen Strafraum volley Richtung Salzburger Tor. Dort steht Torwart Péter Gulácsi zu weit vorne und kann nur zusehen, wie der Ball hinter ihm ins Netz sinkt. 2:0 für Malmö.
Als "machbaren Gegner" hatte Salzburgs Trainer Adi Hütter den Malmö FF bezeichnet, das Hinspiel gewannen die Österreicher zu Hause auch 2:1. Das Rückspiel sollte Formsache sein, die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League war vor der Reise nach Schweden so gut wie sicher. Doch das Rückspiel endet 3:0 für Malmö, Salzburg verpasst den Wettbewerb einmal mehr - zum siebten Mal. Dabei ist es seit der Übernahme durch den Brausehersteller 2005 das erklärte Ziel, sich auf der ganz großen europäischen Bühne präsentieren zu können.
Playoffs zur Champions League:Leverkusen überrennt Kopenhagen, Salzburg scheitert
Bayer Leverkusen stellt seine famose Frühform zur Schau und zieht in die Gruppenphase der Champions League ein. Beim 4:0 gegen Kopenhagen gelingt dem Klub erneut ein sehr schnelles Tor. RB Salzburg scheitert, diesmal an Malmö.
Erst Düdelingen, nun Malmö
Die Gegner waren am Anfang stark, Niederlagen gegen Valencia oder Schachtar Donezk müssen nicht lange erklärt werden. Solche gegen Malmö oder wie 2012 gegen den luxemburgischen Meister Düdelingen schon. "Die Mannschaft konnte und wollte in die Champions League, doch das war hier heute zu wenig", sagt Trainer Hütter. Die österreichischen Medien gehen wenig zimperlich mit dem Meister um. "Blamage!" titelt Österreich. Die Presse schreibt: "Als Trostpreis wartet die ungeliebte Europa League."
Die Qualifikation für die Champions League wäre nicht nur aus Marketing-Gründen, sondern auch aus sportlicher Sicht nötig gewesen: Der teure Kader will bei Laune gehalten werden, denn in der nationalen Meisterschaft führt Salzburg nach sechs Runden und 18 Punkten die Meisterschaft schon wieder mit einem Fantasie-Torverhältnis von 29:1 an.
Jetzt wird spekuliert, ob nach dem Verpassen der Champions League Sportdirektor Ralf Rangnick Spieler von Salzburg an den Partnerverein RB Leipzig transferieren wird - die beiden Klubs verschoben über Leihgeschäfte in diesem Sommer schon mehrere Spieler zwischen Österreich und der zweiten Bundesliga. Ein Aufstieg in die Bundesliga wäre für den Konzern hinter den Vereinen prestigeträchtiger als ein sechster Meistertitel in der österreichischen Liga. Zumal die Salzburger Filiale regelmäßig scheitert, sich in Europa einen größeren Namen zu verpassen.
Rangnick sagt: "Wir wollen uns allen die Chance geben, das Aus sacken zu lassen. Das braucht schon zwei, drei Tage. Dann werden wir abwägen, was zu tun ist." Das Transferfenster in Deutschland ist noch bis Montag offen.