DFB-Pokal:Die neue Generation an Erfolgsklubs

DFB-Pokal: Erfolg durch Selbstoptimierung: Der SC Freiburg feiert den Einzug ins Pokalfinale.

Erfolg durch Selbstoptimierung: Der SC Freiburg feiert den Einzug ins Pokalfinale.

(Foto: Michael Taeger/Jan Huebner/Imago)

Die Pokalfinalisten Leipzig und Freiburg zeigen, dass sich das alte Bundesliga-Establishment zunehmend auflöst. Bedrängt wird es von zwei verschiedenen Typen von aufstrebenden Vereinen.

Kommentar von Thomas Hürner

Wahrscheinlichkeitsrechner dürften nicht überrascht gewesen sein. Natürlich hatten sie in ihren Kalkulationen eine Beteiligung des FC Bayern am Pokalfinale als wahrscheinlichste Variante ausgewiesen, je nach Turnierverlauf dann in einem Duell mit dem ewigen Verfolger Borussia Dortmund. Es gibt für jede Saison aber mindestens noch ein weiteres Szenario. In diesem wird ein wichtiges Pokalprinzip namens "Favoritensturz" berücksichtigt, das alle paar Jahre auch in der Praxis zur Anwendung kommt. In so einem Fall könnten, nur mal so als Beispiel, die Bayern in der dritten Pokalrunde 0:5 in Gladbach verlieren und die Dortmunder wenig später ebenfalls aus dem Wettbewerb fliegen.

Diese Pokalsaison ist so eine Pokalsaison. Sie hätte früher prinzipiell die Möglichkeit eröffnet, dass auf der Anzeigetafel des Berliner Olympiastadions eine heute kaum vorhersehbare bis irre Vereinslogo-Kombination hätte erscheinen können. Schalke gegen Werder? Nürnberg gegen den HSV? Insgesamt 18 Pokaltriumphe dürfen diese inzwischen zweitklassigen Traditionsmarken in ihren Vereinschroniken auflisten, eine beachtliche Zahl, die aber wenig über Gegenwartsperspektiven verrät. Stattdessen werden die Endspiel-Slots des Jahres 2022 von RB Leipzig und dem SC Freiburg besetzt, und ja, liebe Freiburger und lieber Herr Streich, das ist das naheliegende Ergebnis einer länger voranschreitenden Entwicklung.

Vorbeigezogen sind sowohl die fremdfinanzierten Klubs als auch die, die sich selbst optimieren

Denn das alte Establishment wird zunehmend von einer neuen Generation an Erfolgsklubs verdrängt, die sich grob in zwei Typen aufteilen lassen und im regulären Ligabetrieb die vorderen Plätze besetzen. Auf der einen Seite sind da in Teilen fremdfinanzierte Kunstprodukte, die ihre Subventionen wahlweise von einem Brausehersteller (RB), einem Milliardär (Hoffenheim) oder einem Autokonzern (Wolfsburg) erhalten. Phasenweise kann auch so ein Klub mal in den Abstiegskampf rutschen, siehe Wolfsburg in dieser Saison. Ihre Grundtendenz weist aber nach oben.

Um ein eher neues Phänomen handelt es sich beim zweiten Typus, zu dem zweifellos die Freiburger zählen, aber auch der gegen Leipzig am Ende nur knapp ausgeschiedene 1. FC Union Berlin. Diese Klubs eint, dass sie ihren Standort selbst optimiert haben, mit ins Milieu passenden Trainern und nach klaren Prinzipien zusammengestellten Kadern. Überdies sabotieren sie ihre wenigen echten Standortvorteile (Ruhe, Geduld, Genügsamkeit) nicht selbst damit, indem sie rausposaunen, sie müssten jetzt dauerhaft die Plätze der einstmals Etablierten einnehmen.

Als One-Hit-Wonder gehen sie allerdings auch nicht mehr durch. Und deshalb muss sich keiner wundern, falls Freiburg den Pokal gewinnt und im nächsten Jahr der 1. FC Union im Endspiel steht.

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