RB Leipzig:Rebell in der Raute

Bundesliga - TSG 1899 Hoffenheim v RB Leipzig

Drei Tore in neun Spielen: Leipzigs Winterzugang Dani Olmo.

(Foto: POOL/Reuters)

Dani Olmo zeigt, wie er an guten Tagen Leipzigs Spiel prägen kann. Er lässt seinen mutigen Worten damit auch Taten folgen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es gibt eine Art der Rebellion, die Julian Nagelsmann zu schätzen scheint. Denn wenn der Trainer von RB Leipzig aktuell auf seine Offensivkraft Dani Olmo zu sprechen kommt, dann schwingt immer auch ein Hinweis mit, dass sich der spanische Winterzugang erst gegen sein Reservistendasein erst mit Worten aufgelehnt hatte - und dann Taten folgen ließ.

Zum Beispiel am Freitag. Mit einem Blitz-Doppelpack hatte der Kapitän der spanischen U21-Nationalmannschaft für den wichtigen 2:0-Sieg von RB Leipzig bei 1899 Hoffenheim gesorgt (9./11.) - und damit die neuerliche Champions-League-Qualifikation des Tabellendritten ein gehöriges Stück wahrscheinlicher gemacht.

Nagelsmann, 32, war voll des Lobes für seinen zehn Jahre jüngeren Spieler. Ein "großes Talent und ein Top-Typ" sei Olmo; er wolle lernen, bringe "die nötige Bescheidenheit, aber auch Ehrgeiz und Selbstvertrauen" mit. Vor allem aber zeigte sich der Trainer davon angetan - Stichwort: Rebellion -, dass Olmo auch "mal seinen Mund aufmacht und sagt: Er will jetzt mal spielen. Er will, dass man ihm die Chance gibt". Und wenn Olmo die bekommt, unterlegt er seinen Anspruch mit einem Auftritt wie am Freitag, der die vorläufige Klimax seiner Entwicklung markiert. "Er kommt immer besser rein", sagt Nagelsmann.

Dies ist das Ergebnis einer Paarung von Wagnis und Logik. Das Wagnis war, dass Nagelsmann vor geraumer Zeit etwas tat, was in der Branche nachgerade verpönt ist: Er machte einen internen Vorgang publik. Es habe ihm "gut gefallen", dass Olmo an seine Bürotür geklopft und ein Gespräch gesucht habe, verriet Nagelsmann Ende Mai. Der RB-Trainer setzte sich damit sogar der Gefahr aus, dass Reservisten zur Interpretation gelangen konnten, es reiche, beim Trainer zu klagen, um zu spielen. Denn: Olmo fehlte in den fünf Spielen danach nie in der Leipziger Startelf.

Die Logik wiederum bestand darin, dass Olmo am Freitag gemäß seiner Stärken spielen durfte: in einer Mittelfeldraute hinter den Spitzen, flankiert von Konrad Laimer und Marcel Sabitzer sowie unterstützt von Kevin Kampl. "Vor dem Spiel haben wir gesagt: Es ist wichtig, dass er mal die zentrale Zehnerposition spielt; die Position, auf der er ausgebildet ist, seine Lieblingsposition", sagte Nagelsmann. Das Resultat: Olmo schraubte seine Bilanz bei RB auf drei Treffer in neun Spielen.

Dass Olmo vor einigen Wochen wohl verstört war, lässt sich leicht erahnen. Nachdem er im Winter für einen nicht unerheblichen zweistelligen Millionen-Betrag von Dinamo Zagreb nach Leipzig gewechselt war, hatte er einigermaßen überraschend vier Mal in Serie spielen dürfen - niemals auf seiner Position, und doch ohne abzufallen. Dass er danach dauerhaft auf der Bank saß, unter anderem in der Champions League, und dass er im ersten Spiel nach der Pandemiepause nicht eine Minute Einsatzzeit bekam, kam daher unvermittelt.

Vor allem wollte es nicht dazu passen, dass sich Leipzig wie kein anderer der vielen Interessenten um Olmo bemüht hatte. Manager Krösche war nach Zagreb gereist, Nagelsmann hatte oft mit Olmo telefoniert und aufgezeigt, wie sehr er auf ihn zählen würde. Nun scheinen die schattigeren Zeiten vorbei zu sein; womöglich blickt Olmo eines Tages sogar auf das Hoffenheim-Spiel als den Moment des Durchbruchs zurück. "Er ist ein Spieler für unsere Zukunft", sagte Nagelsmann, er denkt da in größeren Fristen als nur bis zum nächsten Spiel gegen Düsseldorf.

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