RB Leipzig:Plötzlich Zweifel am Erfolgstrainer

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Da geht's raus: Ralph Hasenhüttl (links) mit Sportchef Rangnick. (Foto: Jan Woitas/dpa)
  • RB Leipzig und Cheftrainer Ralph Hasenhüttl haben den noch gültigen Vertrag vorzeitig aufgelöst.
  • Der Bundesligist wollte die Arbeitspapiere des Österreichers nicht vorzeitig verlängern.
  • Ein möglicher Kandidat bei Leipzig ist Hasenhüttls Co-Trainer Zsolt Löw.

Von Javier Cáceres, Leipzig/Berlin

Trennungen sind nicht immer leicht zu vollziehen. Und manchmal ist von außen nicht auf den ersten Blick ersichtlich, warum die Beteiligten übereinkommen, dass es besser wäre, alles über Bord zu werfen. Der Fußball ist da manchmal nicht anders als das wahre Leben.

Am Mittwoch endete - einigermaßen überraschend - die Beziehung zwischen dem Bundesligisten RB Leipzig und dem österreichischen Trainer Ralph Hasenhüttl. Sie waren seit zwei Jahren liiert und hatten einander versprochen, noch längere Zeit zusammen zu bleiben, mindestens bis Juli 2019. Am Mittwochmittag teilten sie mit, dass sie von nun an getrennte Wege gehen werden: Hasenhüttl, 50, bat um eine vorzeitige Vertragsauflösung, der Verein kam dem nach. "Schweren Herzens", wie Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick mitteilen ließ. Denn er habe "Ralph nicht nur als sehr guten Trainer, sondern vor allem auch als ganz außergewöhnlichen Menschen kennengelernt und erlebt".

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Der Österreicher folgt zur neuen Saison als Trainer auf Niko Kovac. Mit Bern brach er jüngst die Dominanz des FC Basel - in Salzburg hingegen schmiss er einst hin.

Von Tobias Schächter

Hasenhüttl war im Sommer 2016 zum damaligen Bundesliga-Aufsteiger Leipzig gestoßen, zuvor hatte er mit dem FC Ingolstadt für Aufsehen gesorgt. Und wenn die Trennung nun überraschend anmutet, dann deshalb, weil er die Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern im Grunde übertraf. Er blieb mit Leipzig nicht bloß in der Liga, sondern landete direkt auf dem zweiten Tabellenplatz - und reiste daher in der abgelaufenen Saison mit den Leipzigern durch Europa, erst in der Champions League, danach in der Europa League.

Im Winter lehnte Hasenhüttl eine vorzeitige Vertragsverlängerung noch ab

Zugleich schaffte es RB erneut, sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, das 6:2 vom Samstag bei Hertha BSC bedeutete für die Leipziger den sechsten Platz in der Abschlusstabelle. Wenn man sich vor Augen führt, dass andere Europa-League-Starter wie Freiburg beinahe und der 1. FC Köln komplett unter der Last zusammenbrachen, unverhofft drei Wettbewerbe bestreiten zu müssen (Europa League, Pokal und Meisterschaft), dann war der soeben gesicherte sechste Tabellenplatz der Leipziger mehr als bloß ein achtbarer Erfolg. Zumal Leipzig noch immer eine junge Mannschaft hat - und durch Ausfälle von Leistungsträgern wie Emil Forsberg, Marcel Sabitzer oder dem künftigen Liverpool-Profi Naby Keita oft gehandicapt war. Dazu kamen immer wieder Nebengeräusche zur Frage, ob Hasenhüttl Trainer bleibt - oder nicht.

Das lag auch daran, dass Hasenhüttl das Interesse von anderen Bundesligisten geweckt hatte. Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt umschwärmten ihn, die Bayern fragten bei ihm an. Er widerstand den Avancen der Münchner mit dem Argument, er wolle sich zunächst ein größeres Reservoir an internationaler Erfahrung zulegen, ehe er den Koloss FC Bayern übernähme. Allerdings vertröstete er auch die Verantwortlichen von RB Leipzig, die im Winter eine Vertragsverlängerung anstrebten - was zu Spekulationen führte, Hasenhüttl spiele mit der Begierde anderer.

Ob in direkter oder späterer Folge - es wuchsen danach die Zweifel bei den Leipzigern. Hasenhüttl wollte dann selbst in den vergangenen Wochen Sicherheit: einen Vertrauensbeweis durch eine vorzeitigen Vertragsverlängerung über 2019 hinaus. Ein Trainer, dessen Kontrakt nur ein Jahr weiterlaufe, werde angreifbar - so der Gedanke. Die Verantwortlichen von RB sahen jedoch keine Notwendigkeit mehr, ihre Wertschätzung zu untermauern. Am Dienstag kamen Hasenhüttl, Sportdirektor Rangnick und Vereinsboss Oliver Mintzlaff zusammen und analysierten die Saison. Die Fetzen seien nicht geflogen, im Gegenteil, so war zu vernehmen. Die Zusicherung aber, die Rangnick am Sonntag abgegeben hatte ("Hasenhüttl macht weiter. Das ist für mich selbstverständlich. Er hat Vertrag bis 2019"), war danach Makulatur.

Denn "für Ralph gab es keinerlei Alternative zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung", erklärte Rangnick. Er wäre "sehr gerne gemeinsam mit Ralph Hasenhüttl als Cheftrainer in die nächste Saison gegangen. Diesen Wunsch habe ich ihm gegenüber in persönlichen Gesprächen deutlich zum Ausdruck gebracht", fügte er an.

Auch Sportchef Ralf Rangnick ist ein Kandidat

In aller Deutlichkeit sagte Rangnick aber auch, dass er jene Gedanken, die er noch Ende 2017 gehegt hatte, revidiert habe: "Im Gegensatz zum Winter bin ich mittlerweile zur Erkenntnis gekommen, dass ein weiteres gemeinsames Jahr zunächst einmal ausgereicht hätte." Hasenhüttl wiederum wurde wie folgt zitiert: "Nach gemeinsamen Erfolgen sollte man deshalb ehrliche Worte an den Tag legen können und auch ein klares Nein statt ein beschwichtigendes Ja wählen dürfen."

Wie es nun weitergeht? Gute Frage, nicht nur in Bezug auf Hasenhüttl selbst. Diverse Türen haben sich nun wieder geschlossen: Der FC Bayern hat für die kommende Saison Niko Kovac verpflichtet, dessen Posten bei Eintracht Frankfurt übernimmt der Österreicher Adi Hütter, und Dortmund soll sich mit dem Schweizer Lucien Favre (Nizza) einig sein. Über die Zukunft des bisherigen Leipziger Trainerteams gab es am Mittwoch keine Klarheit - was insofern interessant ist, als Hasenhüttls Assistent Zsolt Löw, 39, auch als möglicher Nachfolger geeignet wäre. Löw ist aber auch als möglicher Assistent von Thomas Tuchel bei der Milliardentruppe Paris Saint-Germain im Gespräch. Eine weitere Spekulation ist, dass Hasenhüttls Vorgänger bei RB sein Nachfolger wird: Sportchef Rangnick.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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