Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Gladbach meckert, Leipzig fällt

Von Sebastian Fischer, Lisa Sonnabend und Dominik Schelzke

Leipzig - Mönchengladbach 2:2 (0:2); Tore: 0:1 Plea (24.), 0:2 Hofmann (35.), 1:2 Schick (50.), 2:2 Nkunku (89.)

Die spannenden Fragen vor dem Top-Spiel betrafen ja hauptsächlich RB Leipzig: Wie reagieren die Spieler auf die Kritik von Julian Nagelsmann und die Friseur-Affäre? Können sie den FC Bayern mit einem Sieg wieder auf Platz zwei verdrängen? Die Antwort auf die erste Frage gaben die RB-Spieler, indem sie gegen Ende der Begegnung so engagiert spielten, als wären ihnen eingeflogene Friseure und goldene Steaks völlig fremd. Die Antwort auf die zweite Frage lautete trotzdem: Nein.

Nach einer sehenswerten Gladbacher Kombination traf Alassane Pléa zur Führung, was Leipzig zunächst nachhaltig verunsicherte. Einen der grotesken Fehler der Leipziger nutzte Hofmann zum 2:0. Die Gladbacher Drangphase wurde nur von Sorgen um Christoph Kramer gebremst. Der Mittelfeldspieler musste nach einem Treffer in den Nacken benommen vom Platz. Julian Nagelsmann belebte seine Mannschaft dann zur Pause mit der Hereinnahme von Patrik Schick, der kurz nach seiner Einwechslung traf. Leipzig wurde besser und Gladbach verlor die Nerven. In der 61. Minute meckerte Plea so lange über eine gelbe Karte, bis ihm der Schiedsrichter eine zweite hinterher zeigte. Leipzig nutzte die Überzahl und belagerte den Gladbacher Strafraum. Den Ausgleich erzielte Nkunku, der kurz vor Schluss den Ball aus der zweiten Reihe unhaltbar in die Maschen drosch. Er rettete damit einen Punkt, doch die Tabellenführung war verloren.

Mainz - Bayern 1:3 (1:3); Tore: 0:1 Lewandowski (8.), 0:2 Müller (14.), 0:3 Thiago (26.), 1:3 St. Juste (45.)

Nach 30 Minuten wechselte Mainz-Trainer Achim Beierlorzer das erste Mal. Kunde schüttelte den Kopf, als er vom Feld schlich. Dann verweigerte der 24-Jährige auch noch den Handschlag, der Coach blickte ihm eisig hinterher. Kunde hätte gern noch ein bisschen weitergespielt - und tatsächlich verpasste er dann auf dem Platz einiges: 0:3 lag Mainz zum Zeitpunkt des Wechsels gegen einen munter aufspielenden FC Bayern zurück, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Thiago hatten getroffen. Doch nun gab Mainz plötzlich Gas. Jeremiah St. Juste köpfelte nach einer Ecke, Leon Goretzka half mit und lenkte den Ball unhaltbar für Manuel Neuer ins Tor. Es war das erste Gegentor für die Bayern nach 345 Minuten - und beinahe wären noch weitere hinzugekommen. Die Mainzer hatten fortan gute Möglichkeiten, die Münchner ließen nach. Am Ende blieb es beim 3:1-Erfolg für die Münchner. Der beleidigte Kunde schaute missmutig von der Bank aus zu.

Hoffenheim - Leverkusen 2:1 (1:1); Tore: 0:1 Diaby (11.), 1:1 Kramaric (23.), 2:1 Skov (65.)

Wenn die beiden niederländischen Trainer der Bundesliga aufeinandertreffen, sollte man mit vielen Toren rechnen dürfen - allerdings lehrt eher Leverkusens Peter Bosz den landestypisch offensiven Stil. Alfred Schreuder war auch mal Co-Trainer von Huub Stevens, von Steve McClaren oder von Julian Nagelsmann, sein Fußball ist ein Mix aus vielen Ideen, wurde in Hoffenheim zwischenzeitlich aber auch schon mal wegen geringem Unterhaltungsfaktor ausgepfiffen. Doch sein Stil sieht Konter vor, und die gelangen am Samstag hervorragend. Den entscheidenden Angriff schloss Robert Skov ab - ehemals Angreifer, von Schreuder zum Linksverteidiger umgeschult. Und Bosz? Hatte auch keine taktische Antwort darauf, dass seine Spieler Chancen für drei Partien vergaben.

Dortmund - Union Berlin 5:0 (2:0); Tore: 1:0 Sancho (13.), 2:0 Haaland (18.), 3:0 Reus (68., Foulelfmeter), 4:0 Witsel (70.), 5:0 Haaland (76.)

In einem Mannschaftssport gehört es sich nicht, wenn sich Einzelne in den Vordergrund drängen, also bekam Erling Haaland die wahrscheinlich gerechte Strafe - in Form einiger ausgesprochen liebevoller Klapse seiner Kollegen auf den Hinterkopf. Mit seinem insgesamt sechsten Schuss auf ein Bundesliga-Tor traf er zum sechsten Mal, mit seinem siebten Schuss traf er zum siebten Mal. Er holte auch noch einen Elfmeter heraus, ohne so richtig gefoult zu werden. Und weil nicht nur der wirklich außergewöhnliche norwegische Stürmer in Form ist, sondern anders als bei der Hinspiel-Niederlage gegen den Aufsteiger in der Hinrunde auch der Rest der Dortmunder Mannschaft, nahm das Spiel schnell seinen vorhersehbaren Lauf. Um mal nicht den Haaland-Hype zu bedienen: Noch besser am Samstag war eigentlich Jadon Sancho, in dessen Bilanz nun 13 Vorlagen, zwölf Tore und ca. 97 Hackentricks stehen.

Augsburg - Bremen 2:1 (0:1); Tore: 0:1 Jedvaj (23., Eigentor), 1:1 Niederlechner (67.), 2:1 Vargas (82.)

Es gab mal eine Zeit in dieser Saison, ziemlich am Anfang, da war der FC Augsburg für seine Abwehrfehler bekannt: ausrutschende Verteidiger, ein stolpernder Torhüter, solche Sachen. In der ersten Halbzeit am Samstag schoss Augsburgs Jeffrey Gouweleeuws seinem Kollegen Tin Jedvaj den Ball beim Befreiungsschlag ans Bein, von wo er ins Tor ging. Es war allerdings kein Rückfall. Denn inzwischen steht eher Gegner Bremen für eine poröse Defensive, und der FCA ist wieder wie eh und je für seine Konter bekannt - und für ziemlich gute Stürmer: Erst traf Niederlechner, dann kam zur Pause Finnbogason an seinem Geburtstag - und bereitete das 2:1 vor.

Düsseldorf - Frankfurt 1:1 (0:0); Tor: 1:0 Ayhan (78.), 1:1 Chandler (90.)

"Wir müssen mehr Tore schießen", forderte Fortuna-Trainer Uwe Rösler bei seinem Amtsantritt am Mittwoch. Und seine Mannschaft folgte. In der 50. Minute jubelten die Düsseldorfer gegen Frankfurt ein erstes Mal, als Nana Ampomah nach einem Eintracht-Abspielfehler ins Tor getroffen hatte. Doch der Videobeweis stellte klar: Er stand etwa einen Zentimeter weit im Abseits. In der 78. Minute jubelten die Düsseldorfer noch einmal - und hörten diesmal lange nicht damit auf. Nach einem Freistoß traf Kaan Ayhan, Danny da Costa fälschte den Ball noch ab. In der Nachspielzeit traf allerdings noch Timothy Chandler. Fortuna war schon aus dem Tabellenkeller herausgekrochen, nun gab es doch wieder nur ein Unentschieden.

Versöhnung des Spieltags: Im Trainingsspiel vor ein paar Tagen langte Jérôme Boateng seinem Teamkollegen Leon Goretzka ins Gesicht und schimpfte arg, weil dieser ihn seiner Meinung nach zu hart angegangen hatte. Es dauerte allerdings nicht lang, da meldeten die beiden auf Instagram: alles ausgeräumt, alles wieder in Ordnung. Als sie am Samstag ins Stadion von Mainz schritten, umarmten sie sich trotzdem noch einmal innig. Es waren Kameras auf sie gerichtet - das kann ja nicht schaden für den Betriebsfrieden.

Rückkehr des Spieltags: Neven Subotic hat über seine neun Jahre lange Zeit in Dortmund einst gesagt, er sei dort vom Jungen zum Mann geworden. Vielleicht geschah das, als er nach der Meisterschaft 2011 oberkörperfrei auf dem Dach seines eigenen Autos mit den Fans Lieder sang. Inzwischen fährt Subotic S-Bahn, kümmert sich mit seiner Stiftung um Wasserversorgung in Äthiopien und ist Verteidiger bei Union Berlin. Als solcher spielte er zum zweiten Mal als Gegner vor der gelben Wand im Westfalenstadion. Sportlich war es eher ein Nachmittag zum Vergessen, emotional aber wertvoll, Subotic wurde auch im Berliner Trikot gefeiert. Und langfristig könnte sich die Niederlage sogar lohnen. Subotic wünscht seinem alten Klub nämlich die Meisterschaft.

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