Max Eberl bei RB:Leipzig steht vor einem großen Wandel

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Wieder vereint: Leipzigs Trainer Marco Rose (links) und Sportchef max Eberl waren schon in Gladbach Partner. (Foto: Motivio/Motivio / imago)

Mit dem Topspiel gegen Bayern startet auch der neue Leipzig-Chef Max Eberl. Sein neuer Assistent könnte Rouven Schröder werden - und auch im Kader zeichnen sich tiefgreifende Veränderungen ab.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Der Freitag markiert auch die Rückkehr des Managers Max Eberl, 49, in die Manege Bundesliga, nach 362-tägiger Abwesenheit. Und wenn sein neuer Klub RB Leipzig den Tabellenführer FC Bayern empfängt, wird Eberl, anders als noch vor Jahresfrist als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, nicht auf der Bank am Spielfeldrand sitzen, sondern auf einem kommoden Ehrentribünensessel.

Als Leipzigs Trainer Marco Rose, 46, am Donnerstag auf jene gemeinsamen Gladbacher Zeiten angesprochen wurde, in denen er als Trainer von Eberl noch auf der Bank flankiert wurde, antwortete er mit Blick auf Eberls künftiges Fehlen unten: "Was ich vermissen werde? Das eine oder andere emotionale Statement!" Es sei "manchmal schon witzig" gewesen, wie er den Vorgesetzten Eberl "zur Ordnung rufen" musste, erzählte er - und fügte an, dass man hernach gemeinsam in der Kabine geschmunzelt habe. Eberl habe dann und wann auch eingesehen, dass er sich auf der Bank hätte anders aufführen können. Das Verhältnis zwischen den beiden blieb davon jedenfalls unberührt. In Leipzig hätte er den alten und neuen Chef "auch neben oder hinter mir akzeptiert", betonte Rose.

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Nun ist es gewiss nicht so, dass sich Rose bei RB am Spielfeldrand einsam fühlt. Auf der Bank tummeln sich unter anderem zahlreiche Ersatzspieler und Assistenten. Und es verdichten sich die Hinweise darauf, dass sich die sportliche Leitung von RB wieder verbreitern wird. Der MDR berichtete am Donnerstag, es scheine nur noch "eine Frage der Zeit" zu sein, bis sich auch Rouven Schröder, 47, den Leipzigern als neuer Sportdirektor anschließt.

Seitens RB blieb diese Meldung am Donnerstag unkommentiert. Beim FC Schalke 04 hieß es, bis Donnerstagnachmittag habe es keine Anfrage für Schröder gegeben, der Ende Oktober persönliche Gründe geltend gemacht hatte, um seinen Schalke-Job aufzugeben und den Vertrag bis 2024 ruhen zu lassen. Eberl wiederum hat in der Vergangenheit oft genug betont, dass er Schröder persönlich und beruflich enorm schätze. Zudem ließ Eberl in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung erkennen, dass mit einem weiteren Zugang zu rechnen sei.

Womöglich wird die Personalie schnell abgewickelt, trotz Schröders noch gültigem Schalke-Vertrag. Das Erregungspotenzial, das - analog zum Fall Eberl - ein Wechsel Schröders von einem sogenannten Traditionsklub zu RB bergen würde, ließe sich wohl am ehesten durch Aufbauhilfe West eindämmen - durch eine millionenschwere Ablöse, wie sie auch im Falle Eberls von Leipzig nach Mönchengladbach floss. Das Bundesliga-Schlusslicht Schalke benötigt jedenfalls dringend Geld, um den Durchhalteparolen von Coach Thomas Reis Sinn zu geben. Und RB könnte mit Schröder seinen Strukturwandel vorantreiben.

Mintzlaff, Vivell und Scholz sind nicht mehr da - mehrere Topspieler könnten ebenfalls bald gehen.

Der greift jetzt schon tiefer, als man meinen mag. Kurz nach dem Tod von RB-Gründer Dietrich Mateschitz Ende Oktober wurde Leipzigs Klubchef Oliver Mintzlaff nach Salzburg in die Konzernzentrale abberufen. Und auch jene beiden Männer, die nach dem Weggang von Markus Krösche (zu Eintracht Frankfurt) die Sportdirektoren-Vakanz bei RB ausgefüllt hatten, sind weg: Der vormalige Technische Direktor Christopher Vivell wurde vor Monaten unsanft vor die Tür gesetzt, er darf nun beim FC Chelsea britische Pfund ausgeben, als sei es Monopoly-Spielgeld. Und der bisherige "Kaufmännische Leiter Sport" in Leipzig, Florian Scholz, wird künftig externer Berater des Bullen-Sportimperiums. Die Gründerfigur von RB Leipzig, Ralf Rangnick, ist eh schon seit Jahren weg.

Sie alle standen für eine Reihe von sportlichen Erfolgen. Leipzig ist amtierender Pokalsieger, zudem war RB zuletzt regelmäßig in der Champions League dabei und hielt sich dort überaus schadlos. Das ist die Messlatte, die Eberl vorfindet - in einer aktuellen Gesamtlage, in der sich nicht nur auf der Leitungsebene zentrale Personalien vollziehen oder abzeichnen, sondern auch beim kickenden Personal.

Im Leipziger Kader haben sich eine Reihe von Ü-30-Spielern angesammelt, die prägend für die vergangenen Jahre waren, Großteils schon in der zweiten Liga - aber nun mittelfristig ersetzt werden müssen. Der derzeit verletzte Torwart Peter Gulacsi, 32, zählt dazu, Abwehrchef Willi Orban, 30, Nationalspieler Marcel Halstenberg, 31, Mittelfeldspieler Kevin Kampl, 32, und Regisseur Emil Forsberg, 31. Stürmer Yussuf Poulsen gehört ebenfalls dieser Gruppe an, obwohl er erst 28 ist, feiert er dieses Jahr sein zehntes Betriebsjubiläum.

Die alte Garde aus Yussuf Poulsen, Emil Forsberg, Kevin Kampl und Willi Orban hat Erfolge und Enttäuschungen erlebt. (Foto: Odd Andersen/AFP)

Hinzu kommen bei RB eine Reihe von weiteren Personalien, die mindestens für Spekulationen sorgen werden. Eher nicht mehr viel zu spekulieren gibt es beim aktuell maladen Stürmer Christopher Nkunku, 25, der bereits als designierter Chelsea-Zugang gilt, und bei Mittelfeldspieler Konrad Laimer, der Kandidat für einen Wechsel zu den Bayern ist. Aber da ist ja auch noch der kroatische Innenverteidiger Josko Gvardiol, der wegen seiner größtenteils phantastischen Leistungen bei RB und bei der WM ebenfalls zu einem Kandidaten für ein sommerliches Wettbieten geworden ist. Ähnliches gilt für den spanischen Nationalspieler Dani Olmo, dessen Vertrag 2024 ausläuft. Olmo schaut sehr genau, wie sich RB in der kommenden Saison aufstellen will - gerade im Vergleich zum Branchenprimus FC Bayern, dem Freitagsgegner.

Leipzigs Ambitionen könnten vor diesem Spiel nicht größer sein, betonte Trainer Rose. Aber in plakative Kampfansagen wollte er das nicht kleiden: "Ich muss jetzt nicht vor dem direkten Spiel gegen die Bayern hier lospoltern und über die Meisterschaft reden und Feuer frei und Vollgas rufen", betonte Rose: "Wir wollen das Spiel gewinnen. Und was da dranhängt, kann man in der Tabelle relativ deutlich ablesen." Das stimmt in der Tat.

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